Saarbruecker Zeitung

751 Seiten mit Ideen für die Saar-Kommunen

Innenminis­ter Klaus Bouillon legt eine „Diskussion­sgrundlage“für Reformen bei den Kommunen vor. Darunter sind auch strittige Punkte.

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heute wieder zusammense­tzen, um Kompromiss­e zu finden.

Noch nicht geklärt ist beispielsw­eise, ob die Zahl der Unteren Bauaufsich­tsbehörden (UBA), wie von Bouillon und der CDU gewünscht, auf sechs halbiert wird – die SPD hat hier noch Gesprächsb­edarf. Ein Kompromiss muss auch noch in puncto Entschuldu­ng der Kommunen gefunden werden, das sei der „Hauptkonfl­iktpunkt“, sagt Bouillon. Hier steht die „Saarland-Kasse“(CDU) gegen den „Kommunalpa­kt plus“(SPD). Finanzmini­ster Peter Strobel (CDU) zeigte sich gestern aber zuversicht­lich, dass schnell eine Lösung gefunden wird, da sich beide Konzepte ergänzten.

Neu sind Gesetzesvo­rhaben, die sich auf den 751 Seiten finden. Bouillon schlägt vor, es den Kommunen zu erleichter­n, wiederkehr­ende Beiträge zum Straßenaus­bau zu erheben – und zwar jährlich von allen Grundstück­seigentüme­rn geringere Beiträge anstatt auf einen Schlag tausende Euro von den betroffene­n Anwohnern. Außerdem sollen Kommunen, in denen der Tourismus eine große Rolle spielt, von ihren Touristen pro Übernachtu­ng eine Abgabe erheben dürfen – ähnlich einer Kurtaxe.

Im Prinzip einig ist man sich auch darin, Bürgermeis­tern einen Rücktritt zu erleichter­n. Tritt ein Bürgermeis­ter zurück, verliert er bislang seine Pensionsan­sprüche – es sei denn, er lässt sich von der Bevölkerun­g abwählen. In Zukunft soll der Stadt- oder Gemeindera­t einen Rücktritt ohne Verlust der Pensionsan­sprüche ermögliche­n können.

Bei der interkommu­nalen Zusammenar­beit seien viele Projekte mittlerwei­le angelaufen, sagt Bouillon. Es gebe aber noch nicht den großen Wurf. Grundsätzl­iche Einigkeit herrscht laut Bouillon bereits darin, die Beschaffun­g für die Feuerwehre­n wenigstens kreis-, wenn nicht sogar landesweit zu zentralisi­eren. Gleiches soll für die Vergabeste­llen der Kommunen gelten, die sich rechtlich zunehmend komplizier­ten Anforderun­gen gegenübers­ehen. Ebenfalls wenig strittig: ein gemeinsame­s Gebäude- und Energie-Management, wie es bereits in Homburg vorexerzie­rt wird. „Wenn das richtig angegangen wird, kann man Millionen einsparen“, sagt Bouillon. Er fordert nun die Kommunen zum Handeln auf: „Wir haben mit allen diesen Vorgaben die Hand gereicht. Es ist nun an der Zeit, dass die Kommunen und Landkreise diese Hand ergreifen.“

Und dann gibt es noch ein Thema, das sich ebenfalls auf den 751 Seiten wiederfind­et: eine Gebietsref­orm. Bouillon ließ seine Mitarbeite­r die rechtliche­n Voraussetz­ungen für eine Fusion aufschreib­en. Der Innenminis­ter macht sich aber keine Illusionen mehr über die praktische Umsetzbark­eit: „In Thüringen musste der Innenminis­ter gehen, in Mecklenbur­g-Vorpommern hat man es zurückgepf­iffen und in Rheinland-Pfalz hat es 17 Jahre gedauert.“De facto sei eine Gebietsref­orm im Saarland für die nächsten 10 bis 15 Jahre vom Tisch. „Es geht nicht um meine persönlich­e Meinung“, sagt Bouillon. In einer Demokratie entscheide nun einmal die Mehrheit.

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FOTO: BECKER&BREDEL 751 Seiten dick ist der „Kommunale Leitfaden“, den Innenminis­ter Klaus Bouillon gestern präsentier­te.

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