Nur wenige nutzen den neuen Personalausweis im Internet
(dpa) Kaum ein Bürger in Deutschland nutzt den neuen Personalausweis für Behördendienste im Internet. Zwar haben rund zwei Drittel der Deutschen den Ausweis im Scheckkartenformat, doch nur fünf Prozent besitzen auch das für den Internet-Einsatz erforderliche Lesegerät – und nur die Hälfte davon hat ihn schon einmal für Verwaltungsvorgänge genutzt. Das geht aus einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag der FDP-Bundestagsfraktion hervor. Der „Digitalisierungsmonitor“wurde in Berlin vorgestellt und soll künftig jährlich erscheinen.
Der neue Personalausweis wird seit 2010 ausgegeben. Auf einem in die Karte integrierten Chip werden einige persönliche Daten, ein Foto und auf Wunsch auch Fingerabdrücke gespeichert. Mit Hilfe dieser Angaben und einer PIN-Nummer können sich Bürger gegenüber Behörden ausweisen und ihre Steuererklärung online einreichen. Ebenso ist es möglich, Bafög oder bestimmte Urkunden zu beantragen.
Eigentlich sind Online-Dienstleistungen von Behörden durchaus populär. Mehr als die Hälfte der Internetnutzer hat laut dem „Digitalisierungsmonitor“solche Angebote schon einmal in Anspruch genommen. Viele Angebote wie Terminvereinbarungen oder die Online-Steuererklärung seien aber auch ohne den Personalausweis mit Chip nutzbar. Fast die Hälfte derer, die keine Online-Behördenleistungen nutzten, sähen dazu schlicht keinen Anlass. 14 Prozent bevorzugten den persönlichen Kontakt, während 12 Prozent fehlende Angebote bemängelten. Die Forsa-Untersuchung stellt darüber hinaus fest, dass drei Viertel der Befragten sich eine einheitliche Stelle im Internet wünschen, bei der sich alle möglichen Behördenangelegenheiten erledigen ließen.
Eine weitere Erkenntnis der Studie ist, dass die meisten die Digitalisierung im Allgemeinen gelassen sehen. Sorgen, dass diese Entwicklung ihren Arbeitsplatz gefährdet, hätten nur 8 Prozent der Befragten. Für 45 Prozent überwiegen die Vorteile, ebenso vielen berge der digitale Wandel sowohl Vor- als auch Nachteile. Nur etwa jeder Zehnte erkenne in der Digitalisierung vor allem Nachteile.
Die digitale Bildung in der Schule kommt jedoch für viele zu kurz. Mehr als zwei Drittel der Befragten einer weiteren aktuellen Umfrage von Forsa finden, dass die politisch Verantwortlichen sich nicht genügend darum kümmern. Eine ähnlich hohe Zahl der Befragten halte Lehrkräfte für den Einsatz digitaler Lern- und Lehrmethoden für zu schlecht vorbereitet.
Die Lehrergewerkschaft VBE fordert daher mehr Investitionen. „Es braucht eine digitale Infrastruktur, eine angemessene Ausstattung der Schulen mit Hard- und Software sowie Wartungsstellen und eine entsprechende Vorbereitung für die Lehrkräfte. Digitalisierung geht nicht nebenbei, es ist keine Freizeitaufgabe für Lehrerinnen und Lehrer“, erklärt der VBE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann.