Saarbruecker Zeitung

Die neue Spielzeit beginnt mit einem Schatten

Die NFL hat weiter Probleme mit protestier­enden Profis und Trump. Dazu kommt kurz vor Saisonstar­t eine brisante Werbekampa­gne.

- Produktion dieser Seite: Kai Klankert Julia Franz

zwei Jahren die Welle an Protesten von NFL-Profis, die sich während der amerikanis­chen Hymne per Kniefall oder mit erhobenen Fäusten gegen Polizeibru­talität und Rassenungl­eichheiten ausspreche­n. Die San Francisco 49ers entließen ihren Spielmache­r am Ende der Saison 2016/2017, seitdem findet er kein neues Team mehr.

Im Oktober 2017 leitete Kaepernick rechtliche Schritte gegen die Liga ein, weil die Club-Besitzer ihn aus seiner Sicht im Zuge einer Verschwöru­ng aus der Liga halten. Ein Schlichter sah vergangene Woche nun genug Hinweise für eine derartige Absprache, sodass demnächst Besitzer, Trainer und Teamverant­wortliche aussagen müssen. Ein Alptraum-Szenario für die NFL, die gehofft hatte, die Causa schnell vom Tisch zu haben. Kaepernick darf damit auf eine millionens­chwere Entschädig­ung hoffen – einen Job kann er sich aber nicht einklagen. Somit kommt die neue Werbekampa­gne für die NFL zur Unzeit, erst im März war der Ausrüsterv­ertrag mit Nike bis 2028 verlängert worden.

Trump hatte in der Vergangenh­eit protestier­ende Spieler wie Kaepernick als „Hurensöhne“beschimpft. In einer E-Mail an seine Unterstütz­er verkündete der US-Präsident zuletzt, dass er eine Petition gestartet habe, damit der Sportsende­r ESPN vor den Spielen die Nationalhy­mne übertrage. ESPN-Präsident Jimmy

Terry Pegula Pitaro erklärte hingegen, dass das Netzwerk schon in der Vergangenh­eit die Hymne gar nicht gezeigt habe und dies auch der Plan für die anstehende Saison sei.

Die politische Strategie des Spaltens und Provoziere­ns verfolgt der US-Präsident auch in seinem Kampf gegen die NFL. Die amerikanis­che Bevölkerun­g ist in der Debatte um die Proteste weitgehend gespalten. In einer Umfrage antwortete­n kurz vor Saisonstar­t 54 Prozent, dass das Knien während der Hymne nicht angemessen sei, um auf die Anliegen der Spieler aufmerksam zu machen. 43 Prozent sehen dies anders.

In der Saisonpaus­e hatte die NFL eigentlich verkündet, dass die Profis während der Hymne stehen sollen oder in der Kabine bleiben sollen. Noch gibt es aber keine gültige Richtlinie zwischen der Ligaführun­g und der Spielergew­erkschaft. So sind auch weiterhin Proteste und damit Reaktionen von Trump erwartbar. Aus Sicht von Analysten spielt die klare Positionie­rung gegen die Spieler dabei auch eine wichtige Rolle bei seiner Kampagne für eine mögliche Wiederwahl in gut zwei Jahren. Die Liga stehe „unter Angriff“, sagte der Besitzer der Buffalo Bills, Terry Pegula, im vorigen Jahr bei einem Treffen von Spielern und Clubchefs. Und dieser Zustand dürfte sich vorerst nicht ändern.

„Die Liga steht unter Angriff.“

Besitzer der Buffalo Bills, zu den Attacken

von US-Präsident Donald Trump

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FOTO: DEJONG/DPA Colin Kaepernick fing mit dem Knien während der US-Hymne an. Einen Job als Footballer bekam er danach in der NFL nicht mehr. Das Gesicht einer neuen Nike-Werbekampa­gne erhält jetzt womöglich eine Entschädig­ung.
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