„Und jetzt unter keinen Umständen zu tief schneiden“
(byl) „Das Gelbe da“, Caroline Spüntrup deutet auf das Objekt im Zentrum des Bildschirms, „das ist die Zyste. Die müssen wir jetzt entfernen.“Die „Zyste“, um die es bei diesem Eingriff am OP-Simulator der Saarbrücker Pelvic School geht, ist in Wirklichkeit eine flüssigkeitsgefüllte Plastikkugel, die von einer Kunststoffhaut umhüllt ist. Doch das gerät völlig in Vergessenheit, wie auch die Tatsache, dass hier ein Kunststoff-Dummy auf dem OP-Tisch liegt. Die „Organe“, die auf dem Bildschirm zu sehen sind, bestehen aus Kunststoff, sehen aber echt aus. Das Endoskop und die anderen Instrumente sind echt, die Konzentration ist maximal und die flache, zweidimensionale Bildschirmsicht des Operationsgebiets tut das Übrige, um die Szene im abgedunkelten Raum des OP-Simulators real wirken zu lassen.
Die „Zyste“, die der Medizinstudent Robert Horneff jetzt mit einer Endoskop-Zange zu fassen versucht, hat die Größe einer Badekugel und ist widerspenstig. Nach ein paar Versuchen hat er sie trotzdem gepackt. „Und jetzt unter keinen Umständen zu tief schneiden“, warnt die OP-Trainerin den 23-jährigen angehenden Arzt. Denn auf dem OP-Tisch, so hat sie ihn instruiert, liegt eine junge Frau, die eine Familie gründen will. Eine falsche Bewegung mit der Schere oder zu viel Zug mit der Zange an der Aufhängung des Eierstocks könnten diesen Plan empfindlich beeinträchtigen.„Versuchen Sie, zwischen Zyste und Eierstock zu kommen“, erklärt die OP-Trainerin. „Das ist die Schicht, die sie aufmachen müssen.“Die beiden Kommilitonen, die Horneff assistieren, richten die Kamera und Geräte neu aus. Dann trennt der Operateur langsam die Kunststoffhülle auf und holt die Zyste heraus. Alles geht glatt. „Super gelaufen“, kommentiert die Trainerin. „Bei einer echten OP müssten sie jetzt noch ein paar Minuten warten, um zu schauen, ob es irgendwo nachblutet, aber hier sind wir fertig für heute.“Knapp 30 Minuten hat dieser Eingriff am OP-Simulator gedauert.