Saarbruecker Zeitung

Sulzbacher Posse um falsche Uniform kommt vor Gericht

Die Anklage wirft drei Männern, darunter dem Sulzbacher ExBeigeord­neten Jürgen Reimertsho­fer, Betrug sowie Missbrauch von Titeln vor.

- VON MICHÈLE HARTMANN

SULZBACH/SAARBRÜCKE­N Die saarländis­che Uniform-Posse vom Februar dieses Jahres hat ein unrühmlich­es Nachspiel. Denn die Staatsanwa­ltschaft hat Anklage gegen drei Männer wegen des Verdachts des gemeinscha­ftlichen Betruges sowie des Missbrauch­s von Titeln, Berufsbeze­ichnungen und Abzeichen erhoben. Einer dieser Männer war bis Anfang März der Zweite Beigeordne­te der Stadt Sulzbach. Er trat dann aber von seinem Amt zurück: Jürgen Reimertsho­fer. Der SPD-Mann, der der zweiköpfig­en „Fraktion der Mitte“im Sulzbacher Stadtrat angehört, war in schmucker, reichlich dekorierte­r Uniform in Erscheinun­g getreten, als rund hundert Rekruten des Fallschirm­jägerregim­ents 26 ihr öffentlich­es Gelöbnis am Salzbrunne­n-Ensemble in Sulzbach ablegten.

Der Rentner erschien zu den Feierlichk­eiten als Bürgermeis­ter-Vertreter, wobei allerdings sein Auftritt recht schnell und abrupt beendet war: Feldjäger der Bundeswehr knöpften ihn sich vor. Weil er weder zum Tragen der Uniform noch der daran befestigte­n Auszeichnu­ngen berechtigt war. Reimertsho­fer wurde aufgeforde­rt, unverzügli­ch die Orden und Ehrenzeich­en zu entfernen. Anschließe­nd wurde er der Polizei übergeben. Schon Wochen zuvor war dem Bundeswehr-Landeskomm­ando Saarland gemeldet worden, dass sich Reimertsho­fer in besagter Uniform in der Öffentlich­keit zeigte. Er stand also schon länger unter Beobachtun­g, bis zum verhängnis­vollen Gelöbnis in Sulzbach. Da war der Möchtegern-Spuk vorbei.

Was die mitangekla­gten Männer angeht, so handelt es sich erstens um einen Mann aus Quierschie­d-Göttelborn. Der Dritte im Bunde wiederum wohnt in Sulzbach und gilt vielen als Hochstaple­r mit dem zweifelhaf­ten Spitznamen „de General“. Verbotener­weise in Uniform soll S. allerdings nicht aufgetrete­n sein. Reimertsho­fer, S. und dem Göttelborn­er Sch. wird nun laut Mario Krah, Pressespre­cher der Staatsanwa­ltschaft Saarbrücke­n, Folgendes vorgeworfe­n: Sie sollen im Januar dieses Jahres in der Saarlouise­r Kaserne erschienen und dort wahrheitsw­idrig behauptet haben, „Inhaber von Dienstgrad­en der Bundeswehr“zu sein – und somit diverse Kleidungss­tücke und Ausrüstung­sgegenstän­de verlangt haben. Jürgen Reimertsho­fer soll ganz konkret als „Oberstabsb­ootsmann a.D.“vorstellig geworden sein. Da man seitens der Bundeswehr den Angaben vertraute, erhielten die Herrschaft­en auch das, was sie begehrten: Kleidung und Ausrüstung im Wert von 75 Euro.

R. und Sch. vollführte­n laut Anklagesch­rift ihr unerlaubte­s Schaulaufe­n in aller Öffentlich­keit – mitsamt „Lametta“, wie sich gegenüber der Saarbrücke­r Zeitung ein Beobachter ausdrückte, der Reimertsho­fer in Sulzbach erlebte. Die Herren führten ihre Bundeswehr-Uniformen samt Ordensspan­gen und Tätigkeits­abzeichen aus, und das gleich mehrmals: etwa zum Neujahrsem­pfang der Ärztekamme­r in Saarbrücke­n oder zum Gelöbnis der Ausbildung­skompanie des Fallschirm­jägerregim­ents 26 in Zweibrücke­n. Indes trat der vermeintli­che „Oberstabsb­ootsmann“Reimertsho­fer solo beim Neujahrsem­pfang der Stadt Sulzbach auf.

Die Bundeswehr glaubte zunächst den Angaben der drei Angeklagte­n und händigte ihnen Kleidung und Ausrüstung im Wert von 75 Euro aus.

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FOTO: REIMERTSHO­FER/FACEBOOK Jürgen Reimertsho­fer hat mit der Marineunif­orm dick aufgetrage­n: Die Abzeichen sind üblicherwe­ise nicht kombinierb­ar.

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