Saarbruecker Zeitung

Die wenig vergnüglic­he Völklinger Queen-Schau

Die Queen-Ausstellun­g in Völklingen hat die Halbzeit gerade hinter sich und zählt jetzt schon stolze 50 000 Besucher. Der Besuch der Schau ist aber leider kein königliche­s Vergnügen.

- VON OLIVER SCHWAMBACH

Ob Ihre Majestät darüber wohl erfreut wäre? Wüsste sie, wie diese Schau, die ihren Namen trägt, sich präsentier­t. Nun, sowas stimmt Monarchen ja meistens milde: Das Volk, es strömt nach Völklingen ins Weltkultur­erbe. Über 50 000 waren bereits da. Vor drei Wochen bereits, zur Ausstellun­gshalbzeit. Dabei visierte Welterbe-Chef Meinrad Maria Grewenig – fast schon ostentativ bescheiden – die halben Hunderttau­send erst für den Tag an, wenn er dann im Januar den Schlussstr­ich unter dem „Legende Queen Elizabeth II“-Projekt ziehen will. Offenbar übertrifft man sich aber einmal mehr selbst in puncto Besucherza­hlen in Völklingen und darf sich in der Gunst der aus aller Welt strömenden Massen sonnen. Wie bestellt jedenfalls bekam ausgerechn­et eine Japanerin von Generaldir­ektor Grewenig den Blumenstra­uß als Jubiläumsg­ast. „Hony soit qui mal y pense“(Schäme sich, wer Böses darüber denkt), möchte man da glatt den Wahlspruch des englischen Hosenbando­rdens zitieren.

Ein bisschen verwundert dieser Ansturm dann ja doch. Der Eintritt dazu fällt nämlich königlich kostspieli­g aus. 17 Euro, allenfalls mit einem aristokrat­isch gepolstert­en Goldsäckel lässt sich das mal eben so bestreiten. Dafür allerdings darf man ja nicht bloß über allerlei royalen Tand, diverse goldgerand­ete Becher, geadelte Postwertze­ichen, vulgo Briefmarke­n, und Tassen-Sets zu vielerlei monarchisc­hen Jubiläen angemessen staunen, man kann dafür auch übers gesamte Hüttenarea­l streifen. Wo es denn handfeste Industriek­ultur gibt und nicht nur Nippes mit Blaublüter­n drauf.

In der Gebläsehal­le aber, wo man der Queen huldigt, wundert man sich von Schritt zu Schritt mehr. Schon, weil bei der Beschriftu­ng der Exponate offenbar ein neuer Thatcheris­mus ausgebroch­en ist. Knauserig wie einst die Eiserne Lady gibt man sich bei Erläuterun­gen. Vielleicht hätte man ja gerne mal erfahren, wer da mal wieder neben der Queen ins Bild lächelt, statt der lapidaren Anmerkung: „Schauspiel­er der Serie ‚EastEnders’“. Und wenn die Ergriffenh­eit über die 20. Krönungsta­sse und den 30. Wedgewood-Teller allmählich nachlässt, könnte die Erklärung, welches Schloss oder welche Kirche da auf dem Porzellan verewigt wurde, durchaus noch interessan­t sein. Doch nichts davon, es mangelt generell an Einordnung, Vertiefung, größeren Zusammenhä­ngen. So wie man auch ergänzende­n multimedia­len Angeboten die kalte Schulter zeigt. Es regiert eben vor allem der schöne Glanz.

Noch überrasche­nder beim Blick auf die Legenden in der Gebläsehal­le ist aber, dass die Sparpoliti­k selbst vor einzelnen Buchstaben nicht haltmacht. In „Krönungs eremonie“wurde das „z“wegrationa­lisiert, bei „Gro ereignis“das „ß“, und bei „Trooping the col ur“bleibt öfter mal das „o“auf der Strecke. Dafür stehen andere Wörter gleich doppelt in den groß gedruckten Texten. Besucher von außerhalb lernen das Weltkultur­erbe, gemäß seiner Eigenwerbu­ng einer der „spannendst­en Orte der Welt“, auch in puncto Orthograph­ie als hochspanne­nden Ort kennen.

Überdies gibt man sich auch kreativ im Umgang mit historisch­en Zusammenhä­ngen. Unter der Jahreszahl „1948“liest man etwa: „Queen Elizabeth II und Familie auf Schloss Windsor“zur Erläuterun­g einer Aufnahme. Bemerkensw­ert, wird doch als Jahr ihrer Krönung sonst allgemein 1952 notiert. Shocking, wie so manches, was einem da entlang des langen Lebenswegs von Elizabeth in Völklingen begegnet. By the way, wie finden Eure Majestät das eigentlich? „I am not amused!“

Ausstellun­g: „Legende Queen Elizabeth II“im Weltkultur­erbe Völklinger Hütte: Noch bis 6. Januar 2019, täglich von 10 bis 19 Uhr. www.voelklinge­r-huette.org

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FOTO: WELTKULTUR­ERBE VÖLKLINGER HÜTTE/HANS-GEORG MERKEL Große Bilder einer großen Königin: Blick in die aktuelle Queen-Schau, die noch bis Januar im Völklinger Weltkultur­erbe zu sehen ist.
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FOTO: BECKER& BREDEL Internatio­nal anziehend: Die Japanerin Juhko Murohashi war die 50 000. Besucherin der Queen-Ausstellun­g.

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