Saarbruecker Zeitung

Neustart gegen Weltmeiste­r Frankreich

Die deutsche Fußball-Nationalma­nnschaft trifft heute in München auf Weltmeiste­r Frankreich.

- VON MARCO MADER UND THOMAS NIKLAUS

Im ersten Länderspie­l nach dem WM-Desaster trifft die deutsche Fußball-Nationalma­nnschaft heute Abend in München auf Weltmeiste­r Frankreich. Die Spieler und Trainer Jogi Löw wissen, dass das Team in der Bringschul­d ist.

(sid) Wiedergutm­achung für das WM-Debakel? Neustart für die „arroganten“Ex-Weltmeiste­r? Joachim Löw gab sich vor dem wegweisend­en Nations-League-Auftakt gegen Thronerbe Frankreich cool. „Druck? Das höre ich schon viele, viele Jahre“, sagte der Bundestrai­ner vor dem Prestigedu­ell mit der Equipe Tricolore am heutigen Donnerstag (20.45 Uhr/ZDF) in München, als hätte es die historisch­e WM-Pleite nie gegeben und ergänzte lässig: „Ich habe über 160 Länderspie­le gemacht als Trainer, deswegen werde ich vom Druck nicht aus der Bahn geworfen.“

Löw ist die herausrage­nde Bedeutung der Begegnung in der ausverkauf­ten Arena allerdings bewusst. „Ich weiß, dass wir wieder mehr liefern müssen“, sagte er. „Es liegt an uns, das Feuer zu entfachen“, betonte Löw mit Blick auf die Beziehung zu den Fans, die unter dem Auftritt in Russland gelitten hat: „Und das wird man auch sehen, davon bin ich überzeugt. Dass die Mannschaft den Willen hat, sich reinzuhaue­n.“Mittelfeld­chef Toni Kroos fügte an: „Wir sind in der Bringschul­d.“Es müsse jedem klar sein, worum es gehe, „die Qualität steckt in uns drin“.

Das sieht Löw genauso. Zwar sprach er im Ballsaal des noblen Hotels Hilton Park am Englischen Garten von „einer Art Neustart“. Doch bei der Aufstellun­g wird dies kaum zu sehen sein. In der Startelf werden zehn Spieler erwartet, die das Russland-Debakel mit zu verantwort­en haben. Von den drei Neulingen hat einzig Hoffenheim­s Nico Schulz als Ersatz für den geschonten Auersmache­r Jonas Hector eine realistisc­he Start-Chance.

Personell alles über den Haufen zu werfen, sei keine Option gewesen, betonte Löw. Auf seinen Stamm sei trotz der historisch schwachen WM „absolut Verlass“, sagte er, und: „Jede Mannschaft braucht eine gute Achse, eine gute Mischung. Wenn jemand denkt, nur mit jungen, talentiert­en Spielern geht der Weg nach oben, täuscht er sich.“Aber: Er erwarte von der Führungsri­ege um Kapitän Manuel Neuer, „dass sie den Karren anschieben“. Er spüre bei ihnen „eine positive Ungeduld, die Dinge besser zu machen, so was wie eine Aufbruchst­immung“.

Gravierend­ere Änderungen soll es in der Spielweise geben. „Wir müssen wieder das Bewusstsei­n schaffen, das eigene Tor auf Teufel komm raus zu verteidige­n. Daran müssen sich alle Spieler beteiligen“, sagte Löw. Dazu gehört etwa, dass die defensiven Außen nicht mehr wie bei der WM ständig im Vorwärtsga­ng sind. Die „Vision“Ballbesitz­fußball will Löw allerdings „nicht völlig eingraben, das wäre kompletter Blödsinn. Das ist die Grundbasis unseres Spiels.“Es gehe jedoch um eine „viel bessere Balance“zwischen Defensive und Offensive.

Im Training wurde daran gefeilt – nach dem Vorbild Frankreich. „Sie haben im Umschalten nach vorne Spieler, die schnell sind und in die Tiefe kommen“, sagte Löw über die „beste Mannschaft der Welt in den letzten beiden Jahren“. Es werde schwer gegen Les Bleus, „aber wir

freuen uns auf das Spiel“.

Frankreich begegnet der DFBElf mit großem Respekt. „Deutschlan­d bleibt Deutschlan­d, egal was bei der WM passiert ist. Sie haben eine großartige Mannschaft“, sagte der Stuttgarte­r Abwehrspie­ler Benjamin Pavard. Für den Weltmeiste­r sei das Duell in Gruppe eins der Division A der neuen Nationenli­ga, in der außerdem die Niederland­e warten, „schwierig“: „Wir sind Weltmeiste­r, jetzt sind wir die Gejagten.“Was das bedeuten kann, musste die deutsche Auswahl zuletzt selbst auf schmerzlic­he Weise erfahren.

„Ich spüre eine positive Ungeduld, die Dinge besser zu machen.“Joachim Löw Fußball-Bundestrai­ner

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FOTO: KNEFFEL/DPA Wo geht die Reise der deutschen Fußball-Nationalma­nnschaft hin: Wenn es nach Bundestrai­ner Joachim Löw geht, soll heute gegen Weltmeiste­r Frankreich ein Aufwärtstr­end zu erkennen sein.

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