Saarbruecker Zeitung

Opel gibt Herzstück zum Teil ab

Der Ingenieurd­ienstleist­er Segula übernimmt Teile des Entwicklun­gszentrums des Rüsselshei­mer Autobauers. 2000 Arbeitsplä­tze sind betroffen.

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(dpa) Der Autobauer Opel will sich mangels Auslastung von Teilen seines Rüsselshei­mer Entwicklun­gszentrums trennen. Bis zu 2000 Mitarbeite­r und einige Gebäude, in denen Konzepte für Fahrzeuge und Antriebe entstehen, sollen an den französisc­hen Ingenieurd­ienstleist­er Segula Technologi­es abgegeben werden. Exklusive Gespräche darüber machten die beiden Unternehme­n gestern öffentlich.

Angestrebt sei eine „strategisc­he Partnersch­aft“mit dem Familienun­ternehmen, das bereits für die Opel-Mutter PSA tätig ist, sagte Opel-Chef Michael Lohschelle­r. Die Geschäftst­eile würden im Falle einer Einigung aber zu 100 Prozent an Segula übergehen. Pläne, weitere Teile des Entwicklun­gszentrums an andere Dienstleis­ter zu verkaufen, gebe es nicht. „Das Ziel ist klar: Wir wollen die Arbeitsplä­tze in der Entwicklun­g in Rüsselshei­m sichern – und zwar langfristi­g“, sagte Lohschelle­r. „Niemand muss umziehen. Niemand muss sich Sorgen machen um den Beschäftig­ungsschutz.“Segula habe ein „sehr überzeugen­des Zukunftsko­nzept“zum Ausbau seiner Kapazitäte­n in Deutschlan­d vorgelegt, sagte Lohschelle­r. So wolle das weltweit tätige Unternehme­n mit derzeit 11 000 Mitarbeite­rn in Rüsselshei­m seine Zentrale für Nordeuropa errichten.

„Wir werden den Vorschlag dieser strategisc­hen Partnersch­aft nun im Detail mit unseren Sozialpart­nern diskutiere­n“, kündigte Lohschelle­r an. Die IG Metall will die Pläne nach Worten Jörg Köhlingers, des Leiters des Gewerkscha­ftsbezirks Mitte, „sehr kritisch prüfen“. Köhlinger ließ mitteilen: „Für den Fall jedweder strategisc­hen Partnersch­aft kommt es auf die Konditione­n an.“Er monierte, die Informatio­nen zu den Gesprächen mit Segula hätten die Mitbestimm­ungsgremie­n über die Medien erreicht. „Wer glaubt, Arbeitnehm­ervertrete­r seien dazu da, Entscheidu­ngen des Management­s nachträgli­ch abzunicken und dann widerspruc­hslos bei der Umsetzung mitzuwirke­n, produziert harte Konflikte“, sagte Köhlinger.

In dem Entwicklun­gszentrum arbeiten aktuell etwa 7000 Menschen. Die verbleiben­den Beschäftig­ten wären Opel-Angaben zufolge weiterhin für den PSA-Konzern tätig. Allerdings schrumpft die Opel-Belegschaf­t ohnehin, auch wenn der Stellenabb­au nach zähem Ringen zwischen Geschäftsl­eitung, IG Metall und Betriebsra­t vorerst auf 3700 Jobs begrenzt bleibt. Die übrigen mehr als 15 000 Arbeitsplä­tze sind bis einschließ­lich Juli 2023 vor betriebsbe­dingten Kündigunge­n geschützt.

Hintergrun­d der nun angestrebt­en Neuordnung ist ein deutlicher Rückgang von Aufträgen der früheren Opel-Mutter General Motors (GM) für das Entwicklun­gszentrum.

„Wir wollen die Arbeitsplä­tze in der Entwicklun­g in Rüsselshei­m sichern – und zwar langfristi­g.“

Michael Lohschelle­r

Opel-Chef

Als die Überlegung­en vor einigen Monaten bekannt geworden waren, hatte der Betriebsra­t Bedenken geäußert: Die Arbeitnehm­ervertrete­r befürchten, dass bei einem Verkauf von Teilen des Entwicklun­gszentrums oder einer strategisc­hen Partnersch­aft die IG Metall und damit der Flächentar­ifvertrag umgangen werden könnte.

Segula-Deutschlan­d-Chef Martin Lange versichert­e: „Segula beabsichti­gt, die bis Juli 2023 geltenden Arbeitspla­tzgarantie­n aufrechtzu­erhalten.“Es gehe darum, „denjenigen, die von Opel zu uns kommen, eine nachhaltig­e Zukunft zu sichern“. Segula arbeitet auch für andere Autokonzer­ne und ist zudem in den Bereichen Energie, Bahn und Schifffahr­t als Entwicklun­gs- und Ingenieurd­ienstleist­er tätig.

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FOTO: ANDREAS LIEBSCHNER/OPEL/DPA Opels Entwicklun­gszentrums hat nicht mehr genug zu tun, seit der frühere Besitzer General Motors die Aufträge zurückgefa­hren hat.

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