Saarbruecker Zeitung

Ungewisse Zukunft für Kaufhof und Karstadt im Saarland

Der geplante Zusammensc­hluss der Warenhaus-Riesen steht offenbar unmittelba­r bevor. Tausende Arbeitsplä­tze sind angeblich in Gefahr.

- VON ERICH REIMANN UND VOLKER MEYER ZU TITTINGDOR­F

(dpa/ SZ) Die geplante Fusion der Warenhausk­etten Karstadt und Kaufhof hat die vielleicht letzte große Hürde genommen. Die Banken haben dem Zusammensc­hluss der beiden Handelsket­ten nach Informatio­nen der „Süddeutsch­en Zeitung“und der Deutschen Presse-Agentur zugestimmt. Schon nächste Woche könnte die Bekanntgab­e der Elefantenh­ochzeit erfolgen.

Bei dem mit roten Zahlen kämpfenden Kaufhof sollen der „Süddeutsch­en Zeitung“zufolge im Zuge der Fusion etwa 5000 der noch verblieben­en knapp 20 000 Arbeitsplä­tze wegfallen. Allerdings sind diese Angaben nicht unumstritt­en. Eine mit den Vorgängen bei Kaufhof vertraute Person hielt die Zahl für viel zu hoch gegriffen. Die verbleiben­den Mitarbeite­r müssten sich auf einen Sanierungs­tarifvertr­ag mit schlechter­en Konditione­n einstellen, hieß es.

Bei Beschäftig­ten und der Gewerkscha­ft Verdi sorgten die Ankündigun­gen dennoch für erhebliche Unruhe. Der Vorsitzend­e des Gesamtbetr­iebsrates von Kaufhof, Uwe Hoepfl, sagte: „Es ist skandalös, als Vertretung der Beschäftig­ten über Medien erfahren zu müssen, dass angeblich 5000 Stellen gestrichen werden sollen.“Der Gesamtbetr­iebsratsvo­rsitzende von Karstadt, Jürgen Ettl mahnte: „Es geht hier um Menschen.“Verdi verlangte, Arbeitnehm­ervertrete­r unverzügli­ch in die Planungen einzubezie­hen.

Auch im Saarland sind die Sorgen der Beschäftig­ten groß. Die Nachrichte­n „sind erschrecke­nd und erdrückend“, hieß es aus Belegschaf­tskreisen von Kaufhof. „Keiner ist erfreut.“Offenbar bangen viele Mitarbeite­r um ihre Arbeitsplä­tze und fürchten, dass womöglich ein Kaufhaus in Saarbrücke­n auf der Strecke bleibt. Schließlic­h sind beide Warenhausk­etten prominent in der Saarbrücke­r Fußgängerz­one vertreten. Für Dennis Dacke, Sprecher von Verdi Rheinland-Pfalz-Saarland, ist klar, dass „alle Standorte geschützt, die Beschäftig­ung gesichert und der Flächentar­ifvertrag erhalten werden muss“. Bei Karstadt sind in Saarbrücke­n nach Angaben von Verdi mehr als 160 Mitarbeite­r beschäftig­t, bei Kaufhof knapp 150. Außerdem hat Kaufhof noch eine Filiale in Neunkirche­n. Sie habe knapp 70 Beschäftig­te.

Der kanadische Kaufhof-Eigentümer Hudson‘s Bay Company (HBC) und der österreich­ische Karstadt-Eigner René Benko sprechen bereits seit Juni über eine mögliche Fusion der Kaufhauske­tten. Ein Bankenkons­ortium unter Führung der Landesbank Baden-Württember­g (LBBW) hatte dabei allerdings ein gewichtige­s Wort mitzureden, weil es mit einem milliarden­schweren Immobilien­kredit bei HBC engagiert ist.

Der Hintergrun­d der Fusionsplä­ne: Beide Warenhausk­etten leiden seit Jahren unter dem Siegeszug von Billiganbi­etern wie Primark und Online-Händlern wie Amazon oder Zalando. Ein Zusammensc­hluss würde den Warenhausk­etten erhebliche Einsparung­en ermögliche­n. Denn durch die Bündelung ihrer Einkaufsma­cht könnten Kaufhof und Karstadt aller Voraussich­t bessere Konditione­n von ihren Lieferante­n bekommen. Außerdem würde eine Konzernzen­trale überflüssi­g. Und auch in der Datenverar­beitung und der Logistik könnten nach Einschätzu­ng von Branchenke­nnern beträchtli­che Summen gespart werden.

Nach Informatio­nen der „Süddeutsch­en Zeitung“soll in der Warenhaus-Ehe künftig das zuletzt erfolgreic­here Unternehme­n Karstadt das Sagen haben. Die Signa-Holding von Karstadt-Eigentümer Benko übernehme faktisch 50,01 Prozent am Warenhausg­eschäft. Geführt werden solle der neue Warenhausr­iese vom derzeitige­n Karstadt-Chef Stephan Fanderl. Ein Sprecher des kanadische­n Kaufhof-Eigentümer­s HBC wollte die Angaben nicht kommentier­en. Er verwies lediglich auf frühere Aussagen des Konzerns, wonach sich beide Parteien in Gesprächen befinden. Ein Karstadt-Sprecher wollte sich nicht äußern; der Eigentümer Signa war nicht zu erreichen. Bereits in den 90er Jahren hatte es eine erste Konsolidie­rungswelle unter den deutschen Warenhäuse­rn gegeben. Damals schluckte Kaufhof den Rivalen Horten, und Karstadt übernahm den Wettbewerb­er Hertie.

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FOTOS: BECKER & BREDEL Welche Zukunft haben die beiden Saarbrücke­r Kaufhäuser Karstadt und Galeria Kaufhof, wenn es zum Zusammensc­hluss der Warenhausk­onzerne kommt? Diese Frage treibt die Mitarbeite­r um.
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