Saarbruecker Zeitung

Verpackung­sherstelle­r sollen sich nicht länger drücken können

In Deutschlan­d soll mehr recycelt werden. Ein Mittel dafür ist ein neues verpflicht­endes Online-Register für alle, die Verpackung­en in Umlauf bringen.

- Produktion dieser Seite: Volker Meyer zu Tittingdor­f Thomas Sponticcia

(dpa) Ein neues Register für alle Hersteller und Vertreiber von Verpackung­en soll das Recycling-System in Deutschlan­d stärken. Das Register sei online und werde bald auch für die Öffentlich­keit einsehbar, sagte gestern Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD). Wer Verpackung­en herstellt oder in den Verkehr bringt – darunter auch Pappbecher für Kaffee, Tragetasch­en oder Verpackung­en im Versandhan­del –, muss sich bis zum Ende des Jahres eintragen und damit auch Gebühren an eines der Dualen Systeme zahlen, die das Verpackung­s-Recycling in Deutschlan­d organisier­en.

Eine solche Pflicht gab es bisher zwar auch schon. Mangelnde Transparen­z führte aber dazu, dass viele „systempfli­chtige“Verpackung­en in Umlauf kamen, ohne dass die Hersteller dafür eine Lizenzgebü­hr zahlten. Bisher seien bei den Wertstoffv­erpackunge­n rund ein Drittel nicht an der Finanzieru­ng des Systems beteiligt, beim Papier sogar die Hälfte, sagte Gunda Rachut von der Zentrale Stelle, die von 2019 an das Recycling kontrollie­rt.

Für Verbrauche­r dürfte es keine Auswirkung­en haben, dass künftig mehr Unternehme­n für ihre Verpackung­en Lizenzgebü­hren zahlen. Bisher koste das System verteilt auf alle Konsumansc­haffungen jeden Verbrauche­r etwa 12,50 Euro pro Jahr. Daher seien die Änderungen „nicht im merklichen Bereich“, sagte Rachut.

Für die Kontrolle des Registers soll künftig vor allem die Konkurrenz unter den Unternehme­n sorgen. Diese hätten erfahrungs­gemäß ein Auge auf Mitbewerbe­r, die versuchen, sich vor Gebühren zu drücken. Auch Händler könnten leicht prüfen, ob alle ihre Lieferante­n registrier­t seien. Unternehme­n, die sich nicht registrier­en, drohen Vertriebsv­erbote und Bußgelder.

Das Register ist ein Baustein des neuen Verpackung­sgesetzes, das auch die Recycling-Quote in Deutschlan­d von derzeit 36 Prozent auf 63 Prozent vom Jahr 2022 an erhöht. Außerdem müssen Duale Systeme wie der Grüne Punkt bei ihren Lizenzgebü­hren recyclingf­reundliche Verpackung­en günstiger machen als solche, die sich schlecht wiederverw­erten lassen. Im Jahr 2016 verbraucht­en die Deutschen 220,5 Kilo Verpackung­en pro Kopf. Online-Shopping, kleinere Portionen und die Gewohnheit, Essen und Trinken zum Mitnehmen zu kaufen oder liefern zu lassen, treiben die Menge nach oben.

Der Verband der Entsorgung­swirtschaf­t BDE, der die Dualen Systeme vertritt, begrüßte das Register. Es sei unverzicht­bar, um Auslegungs­spielräume zu reduzieren und das Aufkommen der Lizenzentg­elte mittelfris­tig zu stabilisie­ren, sagte BDE-Präsident Peter Kurth. Die kommunalen Müllabfuhr­en zeigten sich dagegen kritisch: „Das Verpackung­sregister ist ein erster Schritt. Ob es uns dem Ziel näher bringt, wird sich zeigen“, sagte ein Sprecher des Verbands kommunaler Unternehme­n (VKU). Es brauche striktere, rechtlich verpflicht­ende Vorgaben zum Produktdes­ign und zur Verwendung von recyceltem Material für die Hersteller. Ministerin Schulze bekräftigt­e ihre Unterstütz­ung für den EU-Vorstoß, bestimmte Wegwerf-Produkte aus Plastik, wie zum Beispiel Strohhalme, zu verbieten.

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FOTO: GREGOR FISCHER/DPA Bei einem Drittel der Verpackung­en, die in den Sortieranl­agen landen, beteiligen sich die Hersteller nicht an der Finanzieru­ng des Recycling-Systems, wie Experten beklagen.
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FOTO: CHRISTOPHE GATEAU/DPA Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD)

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