Saarbruecker Zeitung

Dänisches Rumpfteam sorgt für ein kleines Märchen

Not-Auswahl aus Futsal-Spielern und Halbprofis verliert in der Slowakei nur mit 0:3. Streit ums Geld soll schnell beendet werden.

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(sid) Christoffe­r Haagh sah nicht wirklich wie ein strahlende­r Held aus, nachdem der Futsal-Torhüter die dänische Fußball-Nationalma­nnschaft in einem „surrealen Duell“vor einer historisch­en Pleite bewahrt hatte. „Es ist ein wenig absurd, hier nach einem Kampf gegen die Slowakei zu stehen und sich über die drei Tore zu ärgern“, sagte der 31-Jährige: „Es war trotzdem ein schönes Spiel.“

Während sich Haagh und andere Futsal-Spieler sowie Halbprofis beim 0:3 (0:2) im Länderspie­l in der Slowakei achtbar aus der Affäre zogen, saß der eigentlich­e Nationalto­rwart Kasper Schmeichel wahrschein­lich zu Hause vor dem Fernseher. Genau wie Tottenham-Star Christian Eriksen oder Leipzigs Stürmer Yussuf Poulsen. Das Stammperso­nal streitet sich mit dem dänischen Verband DBU um die Verteilung der Sponsoreng­elder und trat deswegen nicht an. Um harte Sanktionen wie dem Ausschluss für die EM 2020 durch die Uefa zu vermeiden, lief eine Not-Elf auf. Ein großes Ärgernis – aber auch der Stoff für eine der schönsten Fußball-Geschichte­n des Jahres.

Der mit Spannung erwartete Auftritt der Ersatzspie­ler, die ansonsten in der Halle Futsal kicken oder als Halbprofis nebenbei studieren oder einem Beruf nachgehen, sorgte weltweit für Schlagzeil­en. Der US-Fernsehsen­der ESPN bezeichnet­e das 0:3 als einen „Sieg der Moral“, das niederländ­ische Magazin Voetbal Internatio­nal schwärmte über das „Fantasy-Team“.

Von der höchsten Niederlage der Nationalma­nnschaft aus dem Jahr 1937 (0:8 gegen Deutschlan­d) war das Team weit entfernt. In ihrer besten Phase in der ersten Halbzeit war die Not-Elf sogar dem 1:1 nahe, doch diese Blöße wollten sich die Slowaken um Starspiele­r Marek Hamsik dann doch nicht geben.

Der dänische Verband bedankte sich danach beim Team des Ersatztrai­ners John „Faxe“Jensen für die „ehrenvolle Niederlage“– und spendierte ein paar Bier. „Ich war in der Kabine und habe gefragt, was sie sich wünschen. Es war kaltes Bier“, verriet Verbandsch­ef Jesper Möller. Ersatzcoac­h Jensen, einst Profi beim Hamburger SV und Europameis­ter von 1992, habe daraufhin verlangt: „Sie haben sich eine ganze Bar verdient.“Das Team, das „die Welt im Sturm eroberte“(Ekstra Bladet), sollte aber nicht zu ausgiebig feiern. Noch immer ist der Sponsoren-Streit nicht beigelegt, ein Einsatz der Stammspiel­er beim Auftakt der Nations League am Sonntag gegen Wales nicht sicher.

Aber es gibt positive Signale. „Wir reden miteinande­r. Das sind keine Verhandlun­gen. Sie wollen spielen, und wir wollen auch, dass sie spielen“, sagte Möller. Die Uefa teilte mit, man beobachte die Sache.

Die Stammspiel­er und das Trainertea­m um Chefcoach Age Hareide und den Ex-Stuttgarte­r Jon Dahl Tomasson fühlen sich vom Verband im Konflikt um Werbevertr­äge über den Tisch gezogen. „Die DBU erzählt eine Geschichte, in der wir als gierig erscheinen“, sagte Mittelfeld­star Eriksen: „Aber es sind wir Spieler, die dem Verband jedes Jahr einen beträchtli­chen Millionenü­berschuss bescheren. Es ist nicht in Ordnung, dass von uns ein falsches Bild als Schurken gezeichnet wird.“

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FOTO: ZAK/AP Torwart Christoffe­r Haagh und die dänische Notelf verkauften sich beim 0:3 in der Slowakei teuer.

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