Saarbruecker Zeitung

Nur die Härtesten überleben

Bei den US Open herrscht extremes Wetter. Neben Djokovic stehen ein Japaner und eine Japanerin im Halbfinale.

- NEW YORK VON CAI-SIMON PREUTEN

(sid) Novak Djokovic hatte seinen Oberkörper entblößt und sich auf seinem Stuhl zurückgele­hnt. Die Beine streckte er weit von sich, die Arme verschränk­te er hinter dem Kopf. Breit grinsend verharrte er in dieser Pose, als wolle er zeigen, wie absurd es ist, in einer Sauna Profitenni­s zu spielen. „Diese US Open“, sagte Djokovic später mit Nachdruck, „sind definitiv die härtesten in den vergangene­n zehn Jahren“.

Es war ein gnadenlose­s Ausscheidu­ngsrennen, das die Spielerinn­en und Spieler im teilweise tropischen New York bis zum Halbfinale der Männer am Freitag erlebten. Noch tief in der Nacht zeigte das Thermomete­r über 30 Grad, extreme Luftfeucht­igkeit erschwerte das Atmen. Ganz nach Darwins Prinzip „Survival of the Fittest“kamen nur die durch, die sich den Bedingunge­n am besten anpassten.

Neben Djokovic sind das der Weltrangli­stenerste Rafael Nadal, der frühere Turniersie­ger Juan Martin del Potro und Ex-Finalist Kei Nishikori. Ein Quartett, das nicht nur Matches gegen fünf Gegner, sondern auch die Hitzewelle der vergangene­n Tage überstand. Als Lohn winkt der Titel im Endspiel am Sonntag – und ein Halbfinale unter klimatisch angenehmen Verhältnis­sen.

Abkühlung in Form von Gewittern hatte sich angekündig­t, und nicht nur Djokovic atmete auf. Der Wimbledons­ieger aus Serbien, derzeit wohl der heißeste Anwärter auf den Triumph in Flushing Meadows, kämpfte auch in seinem Viertelfin­ale gegen Federer-Bezwinger John Millman wieder mit den Bedingunge­n. Nach dem 6:3, 6:4, 6:4 gegen den Australier sagte Djokovic: „Ich habe noch nie so geschwitzt. Unglaublic­h. Ich habe immer mindestens zehn T-Shirts zu jedem Match mitgebrach­t.“

Auch der Weltrangli­stenerste Nadal litt auf dem Platz, die größte Herausford­erung steht dem Spanier aber erst noch bevor. Will er den Traum von der Titelverte­idigung am Leben halten, muss er den Argentinie­r del Potro bezwingen, mit dem er in New York nicht nur die guten Erinnerung­en aus dem Halbfinale 2017 verbindet. Auf dem Weg zu seinem Titelgewin­n vor neun Jahren deklassier­te del Potro Nadal. Und: Im Schwitzbad von Flushing Meadows verbrachte er fast vier Stunden weniger auf dem Platz als sein Kontrahent.

Seine Form könnte kaum besser sein, sein Selbstvert­rauen kaum größer. „Ich mag es, gegen die Nummer eins zu spielen. Ganz egal, bei welchem Turnier, bei welchen Bedingunge­n oder bei welchem Wetter“, sagte del Potro. Nadal erwartet nach dem Marathonma­tch gegen den Österreich­er Dominic Thiem „ein weiteres hartes Duell“, auf Hardcourt sei del Potro ein ganz anderes Kaliber als auf Sand oder Rasen. In Paris hatte Nadal den Weltrangli­stendritte­n noch klar geschlagen, in Wimbledon denkbar knapp in fünf Sätzen.

Eine leichtere Aufgabe erwartet Djokovic – zumindest auf dem Papier. Gegen den Japaner Nishikori hat er 14 von 16 Begegnunge­n gewonnen, das einzige Aufeinande­rtreffen in New York allerdings verloren. Vor vier Jahren setzte sich Nishikori im Halbfinale überrasche­nd durch, verlor das Endspiel jedoch gegen den Kroaten Marin Cilic. Dafür nahm er nun im Viertelfin­ale mit 2:6, 6:4, 7:6 (7:5), 4:6, 6:4 Revanche. Auch wenn Nishikori durch Verletzung­en zurückgewo­rfen wurde, sieht Djokovic in ihm einen „Top-5-Spieler“.

Wer aus diesem Quartett auch immer an diesem Sonntag die Trophäe gewinnt, hat sie sich redlich verdient und mit Sicherheit mehr Schweiß als jemals zuvor dafür vergossen.

„Ich habe noch nie so geschwitzt. Unglaublic­h. Ich habe immer mindestens zehn T-Shirts zu jedem Match

mitgebrach­t.“Tennisstar Novak Djokovic

zur Hitze bei den US Open

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FOTO: HUNGER/DPA Geballte Faust: Japans Volksheld Kei Nishikori besiegte im Viertelfin­ale der US Open den Kroaten Marin Cilic. Zuvor erreichte seine Landsfrau Naomi Osaka das Halbfinale beim letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres.

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