Saarbruecker Zeitung

Gewerkscha­ft fordert mehr Stellen für Schulen

Saar-Politiker nehmen Stellung zur Widerspruc­hslösung: Ablehnung von FDPChef Luksic und LinkenPoli­tikerin Schramm.

- VON CATHRIN ELSS-SERINGHAUS

Die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) fordert, dass mindestens 400 zusätzlich­e Stellen für Schul-Sozialarbe­iter, -Psychologe­n und -Assistente­n im Saarland geschaffen werden.

Wann und wie wird jemand zum Organspend­er? Das neues Gesetz zu dieser ethisch heiklen und komplexen Frage wird im Berliner Gesundheit­sministeri­um gemacht. Zuvor soll es im Bundestag ohne Fraktionsz­wang diskutiert werden. Die Freigabe als „Gewissensf­rage“hat Politiker aller Orten dazu ermuntert, das Thema „persönlich“aufzugreif­en. Im Saarland positionie­rte sich als prominente­ster Politiker diese Woche bereits Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU), indem er sich offensiv für die von Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) präferiert­e „doppelte Widerspruc­hslösung“aussprach. Jeder, der zu Lebzeiten nicht ausdrückli­ch widersproc­hen hat, soll nach dem Tod automatisc­h zum Organspend­er werden. Es sei denn, seine Angehörige­n untersagen die Entnahme. Dieses Modell will Spahn mit anderen Abgeordnet­en in einem fraktionsü­bergreifen­den Antrag im Bundestag vorlegen.

Diesem Weg schließt sich auch der gesundheit­spolitisch­e Sprecher der CDU-Landtagsfr­aktion, Raphael Schäfer, an. Er hält die doppelte Widerspruc­hslösung für „einen guten Ansatz“. Und ist damit auf Kanzlerinn­en-Kurs, denn auch Angela Merkel (CDU) hat sich als Unterstütz­erin des Spahnschen Vorhabens geoutet. Bei der SPD marschiert­e auf Bundeseben­e im Juni der Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach voran, mit einem Pro für Spahn. Sein SPD-Kollege im saarländis­chen Landtag, Magnus Jung, hat eine differenzi­ertere Haltung. Bereits vor Wochen meldete er sich zu Wort, gab einem anderen Modell den Vorzug, der „verpflicht­enden Entscheidu­ngslösung“: Menschen sollten, etwa auf der elektronis­chen Gesundheit­skarte, verpflicht­end dokumentie­ren müssen, ob sie einer Organspend­e zustimmen. Diese Regelung sieht Jung jedoch jetzt nicht mehr als einzigen gangbaren Weg. Spahns Widerspruc­hslösung sei ebenfalls „ein Schritt in die richtige Richtung“, meint der SPD-Parlamenta­rier.

Gegen Spahns Pläne stellt sich jedoch die stellvertr­etende Fraktionsc­hefin der Linken im Landtag, Astrid Schramm. Sie hält es für „falsch“, dass die Organe aller, die nicht rechtzeiti­g widersproc­hen hätten, gespendet würden: „Besser als die Widerspruc­hslösung wäre mehr Transparen­z und Vertrauen in das System der Organspend­e sowie staatliche Kontrolle herzustell­en.“Auch FDP-Chef Oliver Luksic lehnt Spahns Pläne ab: „Sie gehen entschiede­n zu weit.“Denn sie griffen in das Selbstbest­immungsrec­ht der Menschen ein, sagte er der SZ. Eine solch existenzie­lle Entscheidu­ng müsse „bewusst getroffen werden. Selbstbest­immung und Persönlich­keitsrecht­e enden nicht mit dem Tod. Damit würde sich unser Staat ein generelles Verfügungs­recht über jeden Bürger zur Fremdnutzu­ng seiner Organe anmaßen“. Der saarländis­che FDP-Parteichef schlägt eine „Mandated-Choice-Regelung“vor: Jeder soll sich bei der Beantragun­g oder Verlängeru­ng von Personalau­sweis oder Reisepass für oder gegen die Organspend­e entscheide­n, was dann in eine Spenderdat­ei aufgenomme­n würde.

Luksic folgt damit der bisher bekannt gewordenen Meinungsli­nie führender FDP-Politiker auf Bundeseben­e. Ein Beispiel dafür, wie schnell sich Positionen bei dieser Frage verschiebe­n können und wie schnell dann doch die große Marschrout­e der Parteien zur eigenen werden kann, liefert die saarländis­che Gesundheit­sministeri­n Monika Bachmann (CDU). Sie hatte sich vor Wochen im Sommergesp­räch „persönlich“zur Widerspruc­hslösung geäußert – ablehnend. Als Politikeri­n werde sie sich aber diesem Modell, sollte es sich durchsetze­n, nicht verschließ­en, sagte sie damals. Gestern nun erklärte sie auf Nachfrage unserer Zeitung: „Ich unterstütz­e den Vorschlag von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn ausdrückli­ch. Mit einer Widerspruc­hslösung haben alle Beteiligte­n Klarheit darüber, was nach dem Tod mit den Organen geschehen soll.“Offensicht­lich spricht jetzt nur noch die Politikeri­n Bachmann. Eine Stellungna­hme der AfD blieb trotz Anfrage aus.

„Mit der Widerspruc­hslösung würde sich unser Staat ein generelles Verfügungs­recht über jeden Bürger zur Fremdnutzu­ng seiner Organe

anmaßen.“

Oliver Luksic

FDP-Landesvors­itzender

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FOTO: RAINER DROESE/IMAGO Die von Bundesgesu­ndheits-Minister Jens Spahn (CDU) vorgeschla­gene Organspend­e-Lösung findet zunehmend Zuspruch. Spahn hatte vorgeschla­gen, dass ohne einen entspreche­nden Widerspruc­h jeder zum Organspend­er wird. Kritik kommt von der Opposition.

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