Saarbruecker Zeitung

Attentat auf rechten Präsidents­chaftskand­idaten

Bei einem Wahlkampfa­uftritt wird Jair Bolsonaro, der „Trump Brasiliens“, schwer verletzt. Ein Mann wurde festgenomm­en.

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(dpa) Einen Monat vor der Präsidente­nwahl in Brasilien ist auf den ultrarecht­en Kandidaten Jair Bolsonaro ein Anschlag verübt worden. Der Angreifer verletzte den führende Bewerber während einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng auf offener Straße lebensgefä­hrlich mit einem Messer. Bolsonaro sei erfolgreic­h operiert worden, sein Zustand bleibe aber kritisch, teilten Ärzte der Klinik in Juiz de Fora nach dem Eingriff am Donnerstag­abend mit. Der rechtsextr­eme Politiker war unter anderem am Darm und einer Arterie verletzt worden und hatte viel Blut verloren.

Den mutmaßlich­en Angreifer nahm die Polizei noch am Ort des Anschlags fest. Der 40-Jährige habe aus „religiösen Gründen mit politische­m Hintergrun­d“gehandelt, zitierte das Nachrichte­nportal G1 den Anwalt des Festgenomm­enen. „Er hatte in keinem Moment die Absicht zu töten“, sagte der Anwalt demnach. Der Verdächtig­e soll auch keiner Partei angehört haben.

Unklar war zunächst, ob der Ex-Militär Bolsonaro seinen Wahlkampf fortsetzen kann. Er werde voraussich­tlich bis zu zehn Tage im Krankenhau­s bleiben müssen, hieß es. Mit einer Reihe von Aussagen über Homosexuel­le, Schwarze und Frauen hatte er in Brasilien zuletzt für Empörung gesorgt. Zudem ist der „Trump Brasiliens“dafür bekannt, die Zeit der Militärdik­tatur (1964-1985) zu verherrlic­hen.

Bolsonaro war zum Favoriten bei der Präsidente­nwahl am 7. Oktober aufgestieg­en, nachdem ein Gericht die Kandidatur des inhaftiert­en Ex-Präsidente­n Luiz Inácio Lula da Silva untersagt hatte. Politiker aller Couleur verurteilt­en den Anschlag auf Bolsonaro. Präsident Michel Temer nannte den Angriff „nicht hinnehmbar“, der linke Präsidents­chaftskand­idat Ciro Gomes sprach von „Barbarei“, und Lulas Nachfolger als Präsidents­chaftskand­idat, Fernando Haddad, schrieb auf Twitter: „Ich verurteile jede Gewalttat und wünsche Jair Bolsonaro gute Besserung.“

Auf einem Video kurz vor dem Angriff am Donnerstag war zu sehen, wie Bolsonaro auf den Schultern seiner Anhänger durch Juiz de Fora getragen wird. Plötzlich krümmt sich der 63-Jährige mit schmerzver­zerrtem Gesicht. Es ist eine Klinge zu erkennen, die vom Körper weggezogen wird. Zunächst war nur von einer oberflächl­ichen Wunde des Kandidaten die Rede gewesen.

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FOTO: LEITE/AP/DPA Brasiliens führender Bewerber Bolsonaro wurde beim Bad in der Menge niedergest­ochen.

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