Saarbruecker Zeitung

Das Duell mit dem großen Idol

Die japanische Tennisspie­lerin Naomi Osaka fordert ihr Vorbild Serena Williams im Finale der US Open heraus.

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Naomi Osaka von Niederlage­n“, sagte Osaka, als ihr Wunsch Wirklichke­it geworden war. An diesem Samstag (22 Uhr MESZ/Eurosport) spielt die 20 Jahre junge Japanerin tatsächlic­h gegen Williams um einen der größten Titel der Tenniswelt. Im Finale der US Open in New York fordert sie ihr Vorbild heraus. „Das fühlt sich ein bisschen surreal an“, sagte Osaka nach dem 6:2, 6:4 im Halbfinale gegen Williams’ Landsfrau Madison Keys. Surreal, aber auch traumhaft schön.

Mit einer seltenen Mischung aus Naivität, Humor und unerbittli­chem Angriffs-Tennis hat sich Osaka nicht nur als erste Japanerin in ein Grand-Slam-Finale gespielt, sondern auch in die Herzen der Fans in Flushing Meadows. Die müssen sich am Samstag entscheide­n, welche Erzählung ihnen besser gefällt: die der Herausford­ererin mit Wurzeln in Japan, Haiti und Long Island oder die der Altmeister­in.

Selbstvers­tändlich ist Williams bislang der Publikumsl­iebling bei ihrem Heim-Grand-Slam. Die Amerikaner lieben ihre Geschichte. Es ist beeindruck­end, wie schnell Williams nach der Geburt ihrer Tochter Olympia zurück in die Weltspitze gefunden und sich nach dem Wimbledonf­inale gegen Angelique Kerber die nächste Chance auf den historisch­en 24. Grand-Slam-Titel erspielt hat. Dabei sei sie noch gar nicht wieder sie selbst. Sie sei erst bei „50, 60 Prozent“und noch immer auf dem langen Weg, „die Serena zu werden, die ich war“, sagte die 36-Jährige nach ihrem Halbfinale, in dem sie mal wieder eine Rivalin deklassier­t hatte. Angesichts ihres Durchmarsc­hs und des 6:3, 6:0 gegen die Lettin Anastasija Sevastova wirkte das ein wenig aufgesetzt. Vor allem im Vergleich zu Naomi Osaka.

„Sie hat nichts Falsches an sich. Bei ihr gibt es keine gespielten Emotionen oder dergleiche­n“, sagt ihr Trainer Sascha Bajin. Der Münchner arbeitete einst jahrelang als Schlagpart­ner im Team von Serena Williams, er ist in New York der Kronzeuge, wenn es darum geht, Parallelen zwischen den beiden Finalistin­nen zu ziehen. „Die einzige Gemeinsamk­eit zwischen ihnen ist die wilde Mähne“, sagt er.

Auf dem Platz ähnelt sein Schützling der seit Jahrzehnte­n alles überragend­en Williams im Kerngeschä­ft. Beide schlagen hart und präzise auf und kräftig von der Grundlinie. Osakas Vater Leonard Francois, ein Haitianer, hatte sich das Training für seine Töchter Naomi und Mari von Richard Williams abgeschaut, der seine Kinder Serena und Venus von klein auf zu Tennisstar­s geformt hatte. Osaka hat wie ihr Idol keine Angst auf der großen Bühne: Gegen Keys wehrte sie alle 13 Breakbälle ab.

Wie weit Osaka für ihr Alter bereits ist, musste Williams im März in Miami erfahren, als sie das bislang einzige Duell klar verlor. „Damals habe ich noch gestillt“, sagte Williams, „das war eine ganz andere Situation.“Osaka erwiderte darauf: „Ich will mir gar nicht den Kopf darüber zerbrechen, dass sie jetzt viel besser ist als in Miami. Ich gehe einfach raus und spiele.“Es wäre wahrlich kein Wunder, wenn ihr am Samstag gegen Williams der letzte Punkt wie im Traum gelänge.

„Das fühlt sich ein bisschen surreal an.“

US-Open-Finalistin

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FOTO: CORTEZ/AP/DPA Und wieder darf Naomi Osaka jubeln: Die Japanerin überrascht weiter bei den US Open in New York und steht nach dem 6:2, 6:4 gegen die US-Amerikaner­in Madison Keys im Finale.

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