Saarbruecker Zeitung

Geruchsfre­ier Kraftstoff für Kettensäge und Rasenmäher

- VON GUNDEL JACOBI

FREUDENSTA­DT Luftversch­mutzung, Stickoxide, Fahrverbot­e – immer wieder gerät das Automobil ins Gerede. Wovon nur am Rande oder gar nicht gesprochen wird: Es gibt auch die kleinen Übeltäter, die mit Verbrennun­gsmotoren betrieben werden, als da sind Rasenmäher und Kettensäge­n. Sie hüllen ihre Betreiber in Abgaswolke­n ein. Das kann besonders bei der berufsmäßi­gen Grünfläche­npflege und für Forstarbei­ter gefährlich­e Folgen haben. Aber auch Hobbygärtn­ern, die alle paar Wochen ihre Grashalme kürzen, tut es nicht gut.

Es geht auch anders, um nicht zu sagen besser. Die Firma Oest in Freudensta­dt, die sich den Markt der Sonderkraf­tstoffe in Deutschlan­d mit der Marke Stihl und der schwedisch­en Firma Aspen teilt, stellt für Zwei- und Viertakter völlig geruchlose Treibstoff­e her, die so gut wie keine wahrnehmba­ren Abgase zur Folge haben.

Oest-Vertriebsl­eiter Gerald Wölfel erklärt: „Wir verwenden hochreines Alkylatben­zin, das ursprüngli­ch auf Erdöl basiert. Ihm sind aber in mehreren Raffinerie­schritten zahlreiche Giftstoffe entzogen worden, etwa Benzol, Phenol, Schwefel sowie Blei, das ja in geringer Dosierung im Grundöl vorkommt. Auch andere krebserzeu­gende Aromaten werden entfernt. Damit der Kraftstoff zuverlässi­g zündet, bringen wir ihn mit einem Booster auf 95 Oktan.“Was dieser Oktanzahlv­erbesserer enthält, ist Betriebsge­heimnis.

Diese Aussage lässt sich mit Zahlen untermauer­n. Herkömmlic­hes Superbenzi­n enthält 34 Volumenpro­zent Aromate, acht Volumenpro­zent Olefine und 0,7 Volumenpro­zent Benzol. Bei den Sonderkraf­tstoffen liegen die Werte bei Aromaten und Olefinen unter 0,5 Prozent und bei Benzol unter 0,1 Prozent. Der Treibstoff Oecokraft 4T und sein Gegenstück für Zweitaktmo­toren, das Oecomix 2T heißt und leicht grün eingefärbt ist, um Verwechslu­ngen vorzubeuge­n, erfüllen damit die KWF-Norm, die vom deutschen Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechn­ik überprüft worden ist. Sie entspreche­n auch den strengen Vorschrift­en in Schweden und der Schweiz. Letzteres Land ist ein wichtiger Abnehmer für den Freudenstä­dter Ölspeziali­sten, außerdem Österreich, die Benelux-Länder und Frankreich.

Wohl sind die raffiniert­en Kraftstoff­e mehr als doppelt so teuer wie Allerwelts­benzin an der Tankstelle. Aber sie haben außer ihrer Gesundheit­sfreundlic­hkeit noch einen anderen wesentlich­en Nutzen: Sie neigen auf Grund ihrer Reinheit nicht dazu, sich mit Wasser zu verbinden. Ein Restbestan­d kann also auch über den Winter im Kanister gelagert werden, ohne dass es bei der Verwendung im Frühjahr zu Motorschäd­en kommt. Herkömmlic­hes Benzin verhält sich da anders.

Wir wollen einen praktische­n Nachteil nicht verschweig­en: Die Gefahr, von Mücken gestochen zu werden, steigt beim Betrieb mit diesem Sonderkraf­tstoff. Das haben wir selbst getestet. Üblicherwe­ise werden die lästigen Quälgeiste­r von den giftigen Abgasen vertrieben. Das entgiftete Alkylatben­zin hingegen schädigt sie offensicht­lich nicht, sodass sie ungehemmt den Hobbygärtn­er stechen.

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FOTO: GJ Für Rasenmäher gibt es gift- und geruchsfre­ie Treibstoff­e.

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