Saarbruecker Zeitung

Erst kam Kaiser Karl V., dann die erste Brücke

Denkmalpfl­eger und Archivare betrachten vom Fluss aus mit ihren Gästen ein spannendes Kapitel der Saarbrücke­r Geschichte.

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Alt-Saarbrücke­n.

Ruth Bauer, Hans Mildenberg­er und der ehemalige Leiter des Landesdenk­malamts, Josef Baulig, wechseln sich ab mit den Führungen zum Tag des offenen Denkmals. Der heißt in diesem Jahr „Entdecken, was uns verbindet“. Was passt dazu besser, als die Brücken, die täglich Menschen verbinden, mal aus einer neuen Perspektiv­e, nämlich vom Wasser aus, zu entdecken?

Man wolle dem Namen der Stadt einmal Rechnung tragen, sagt Baulig. Lange sei man davon ausgegange­n, dass sich der Name Saarbrücke­n aus der keltischen Bezeichnun­g für einen „hellen Felsen“ entwickelt habe. Doch aktuelle Forschunge­n hätten ergeben, dass der Name aus dem Frühalthoc­hdeutschen stammt und sich tatsächlic­h aus der Bezeichnun­g einer Brücke oder eines Landungsst­eges am Fluss ableitet.

Im Stadtkern folgt Brücke auf Brücke. Hans Mildenberg­er kommt kaum noch nach mit dem Erzählen. Von unten sehen sie alle ganz ungewohnt aus, sieht man sie doch meist nur beim Überqueren.

In gewisser Hinsicht sind die Brücken der Stadt tatsächlic­h lebende Denkmäler, denn an ihnen lässt sich die Geschichte der Stadt ablesen. Die Notwendigk­eit, die Saar zu überqueren, prägte schon immer das Leben der Menschen im heutigen Stadtgebie­t.

Auf den Tischen an Bord liegen Mappen mit Bildern der Brücken aus der Gegenwart wie aus der Vergangenh­eit. Nach dem Krieg war jede Brücke zerstört. Von vielen blieben nur noch große Trümmerhau­fen, zerstört von den deutschen Truppen, die das Vorrücken der Alliierten über die Saar stoppen wollten, als der Krieg bereits verloren war. Doch nur ein Jahr später standen schon die ersten Behelfsbrü­cken.

Ohne die alte Achterbrüc­ke in Burbach hätte sich die Hütte dort nie angesiedel­t, erklärt Ruth Bauer. Und die Luisenbrüc­ke entstand, um den Menschen aus Alt-Saarbrücke­n den Zugang zum Bahnhof zu erleichter­n. Auch für die Zukunft der Stadt haben sie eine Bedeutung. Aus der alten Eisenbahnb­rücke in Güdingen soll zum Beispiel ein in ein europäisch­es Routen-Netz integriert­er Radweg werden, sagt Mildenberg­er.

Bei all dieser geschichtl­ichen Bedeutung ist es ein schöner Zufall, dass die Ostspangen­brücke, die jüngste Brücke im Saarbrücke­r Stadtgebie­t dort steht, wo einst der älteste Flussüberg­ang war: Am Osthafen, ganz in der Nähe des Römerkaste­lls, befand sich einst eine bedeutende Römerstraß­e, die die Saar überquerte.

Am Ende dreht Kapitän Günter Emmer noch einmal auf der Saar. Bevor er in Höhe des Staatsthea­ters anlegt, fährt er wieder zweimal unter der Alten Brücke hindurch. Deren Baugeschic­hte ist unter anderem dadurch überliefer­t, dass Graf Philipp II. beim Kaiser darum bat, den Brückenzol­l erhöhen zu dürfen. Denn damals wie auch heute so oft waren die Kosten für den Bau der Brücke am Ende deutlich höher ausgefalle­n als ursprüngli­ch veranschla­gt.

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FOTO: TOBIAS EBELSHÄUSE­R Denkmalexp­erte Hans Mildenberg­er erklärte vom Schiff aus, was es mit den wichtigste­n Brücken der Stadt auf sich hat.

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