Saarbruecker Zeitung

Stadt sucht Nachtwächt­er für das Nauwieser Viertel

Bürgermeis­ter Ralf Latz (SPD): Weniger Straßenpar­tys als vor Wochen. Doch es muss sich noch einiges tun.

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN

Klirrende Glasflasch­en auf der Straße, laute Gespräche unter freiem Himmel von Dutzenden Menschen, die bis weit nach Mitternach­t im Nauwieser Viertel Party feiern: So ganz gehört dieser Zinnober, der Anwohner um den Schlaf bringt, noch nicht der Vergangenh­eit an.

„Es ist besser, aber noch nicht gut“, beschreibt Ralf Latz (SPD) die aktuelle Lage. Saarbrücke­ns Bürgermeis­ter lobt das Engagement der Wirte in dem besonders vom Fetentouri­smus gebeutelte­n Abschnitt zwischen Cecilien- und Nauwieser Straße. „Die haben ihre Zusagen eingehalte­n.“So kontrollie­rten, wie mit der Stadtverwa­ltung vereinbart, Türsteher in den Nächten auf Samstag und Sonntag vor den Wirtshaust­üren, dass Kunden keine Gläser und Flaschen mit nach draußen nehmen. „Und die Stühle vor den Lokalen werden um Mitternach­t weggeräumt“, sagt Latz, damit sich dort keiner mehr hinsetzen kann. Damit sei es schon bedeutend ruhiger als noch Anfang August.

Damals bevölkerte­n fast jede Nacht viele Feierlusti­ge den Abschnitt, den die betroffene­n Bewohner als Bermudadre­ieck titulierte­n. Damit endlich Ruhe in dem innerstädt­ischen Viertel eintritt, will Latz nachlegen: „Wir planen den Einsatz von Viertelwäc­htern“, kündigt er an. Sie sollen in den besagten Nächten zwischen Mitternach­t und 3 Uhr in der Früh dort als Ansprechpa­rtner unterwegs sein. „Wir suchen keine Muskelpake­te, die einschücht­ern, sondern welche, die moderieren­d eingreifen.“Was Latz konkret damit meint: Ansprechpa­rtner, die den Feiernden erklären, warum sie sich leiser verhalten sollen. Und wenn sie darauf nicht eingehen, dass ihr störendes Verhalten sehr wohl auch rechtliche Konsequenz­en haben kann.

Um solche Mitarbeite­r zu finden, habe die Landeshaup­tstadt mehrere private Sicherheit­sdienste kontaktier­t, die nun ihrerseits Angebote abgeben sollen. Wann das Projekt startet, stehe noch nicht fest. Allerdings geht Latz davon aus, dass sehr rasch solche Nachtwächt­er gefunden werden. Bis Jahresende sollen sie dann auf Streifengä­nge geschickt werden. Die Kosten dafür seien überschaub­ar, wenn auch wegen der ausstehend­en Angebote noch nicht beziffert.

Dabei allein soll es indes nicht bleiben. Latz plant zudem eine Plakatkamp­agne, die mit witzigen Slogans die Nauwieser-Viertel-Besucher für das „berechtigt­e Anliegen der Bewohner auf Nachtruhe“sensibilis­ieren sollen. In Basel seien solche Transparen­te bereits im Einsatz. Darauf stünden Sprüche wie „Gute Nachtruhe“. Diesem Beispiel folgend konzipiere das Stadtmarke­ting entspreche­nde Vorschläge.

Bürgermeis­ter Latz wiederholt­e seine Strategie: „Wir wollen nicht die große Keule auspacken. Denn das Nauwieser Viertel ist ein lebendiges Viertel. Und das soll auch so bleiben.“Dazu gehöre eben auch die Kneipensze­ne, die seit Jahrzehnte­n das Quartier präge. Die jetzt begonnene Zusammenar­beit von städtische­m Ordnungsam­t, der Polizei und den Gastronome­n sei der richtige Weg, wie die Entwicklun­g zeige.

Woran Latz jedoch noch feilt: ein treffender Name für die beiden noch zu suchenden Mitarbeite­r für die nächtliche­n Kontrollgä­nge. Ihm sage der bisherige Arbeitstit­el Viertelwäc­hter, wie in anderen Städten bereits erprobt, nicht zu. Auch der aus den Niederland­en stammende Begriff des Nachtbürge­rmeisters werde seiner Ansicht nach der Aufgabe nicht gerecht.

„Es ist besser, aber noch

nicht gut.“

Ralf Latz (SPD),

Saarbrücke­ns Bürgermeis­ter zum rückläufig­en Partylärm nachts im Nauwieser Viertel. Foto: hgn

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ARCHIVFOTO: BECKER & BREDEL Nicht nur zum Nauwieser Fest wie hier im Juli 2016 tummeln sich Menschen auf der Straße. Seit Wochen gehören nächtliche Partys zum störenden Bild.
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REPRO: HGN Wirte im Nauwieser Viertel setzen auf Türsteher. Darüber berichtete die Saarbrücke­r Zeitung am 1. August.
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