Saarbruecker Zeitung

Saarlands neuer Stern am Radsporthi­mmel

Kim Ames aus Hirzweiler fiebert Start bei der Mountainbi­ke-WM entgegen. Ihr Jahr 2018 ist bereits ein Riesenerfo­lg.

- VON JULIA FRANZ

Wenn von Freitag bis Sonntag in Auronzo di Cadore in Norditalie­n die Mountainbi­ke-Weltmeiste­rschaft des Radsport-Weltverban­des UCI stattfinde­t, ist auch eine Saarländer­in mit dabei. Kim Anika Ames vom RV Tempo Hirzweiler, die seit 2017 wie ihr Trainer Sascha Schwindlin­g für das Team Herzlichst Zypern fährt, qualifizie­rte sich bereits im April über die Marathon-Distanz für die WM. Fünf Monate später sind ihre Erinnerung­en an dieses Rennen und die damit verbundene­n Emotionen noch immer so frisch, als wäre Ames es gerade erst gestern gefahren.

Bei nassem und kaltem Wetter ging es für die aus dem Illinger Ortsteil Hirzweiler stammende Mountainbi­kerin schon früh am Morgen im belgischen Houffalize los. Auf ihrer Lieblingss­trecke, dem Marathon über 82 Kilometer mit 2400 Höhenmeter­n, fuhr die 21-Jährige gleich von Anfang an in einer Spitzengru­ppe mit und gab ihre Position bis zum Schluss nicht mehr her. Nach 4:51:30 Stunden erreichte sie als vierte Frau das Ziel und hatte somit den Startplatz bei der WM sicher. „Genau Vierte zu werden, hatte ich mir nicht vorgenomme­n, aber die Qualifikat­ion war schon ein Ziel“, erzählt Ames rückblicke­nd.

Damit aber nicht genug. In den Wochen und Monaten nach ihrer Qualifikat­ion setzte sie mehrfach einen drauf. Im Juni brachte sie von den deutschen Marathon-Meistersch­aften im baden-württember­gischen Kirchzarte­n eine Bronzemeda­ille mit nach Hause. Ende Juli startete Ames, die aus einer radsportbe­geisterten Familie stammt, bei den deutschen Cross-Country-Meistersch­aften in St. Ingbert – ein Heimspiel. Wochenlang bereitete sie sich akribisch auf das Rennen vor und trainierte mehrfach auf der vier Kilometer langen Strecke. „Da ich normalerwe­ise auf die Marathon-Disziplin spezialisi­ert bin, wusste ich nicht genau, mit welcher Platzierun­g ich am Ende rechnen kann“, erzählt Ames, die an der Universitä­t des Saarlandes Medizin studiert. Nach 1:13 Stunden fuhr sie schließlic­h als deutsche Vizemeiste­rin ins Ziel. „Das war Wahnsinn“, erzählt Ames, die ihr erstes Rennen in der fünften Klasse bei den Schulmeist­erschaften gefahren war. Richtig ambitionie­rt fährt sie seit 2014.

Fünf Mal pro Woche trainiert Ames auf dem Rad, dazu kommen Kraft- und Athletiktr­aining sowie einmal pro Woche Technik-Training. Viel Zeit für andere Hobbies bleibt neben Studium und Sport nicht. „Ein gewisses Organisati­ons-Talent gehört schon dazu, um alles unter einen Hut zu bekommen. Bisher hat aber alles ganz gut funktionie­rt. Nur im Sommer musste ich etwas mit dem Training zurückfahr­en, weil ich mein erstens Staatsexam­en geschriebe­n habe“, erklärt sie.

Nach mehreren Höhepunkte­n in einer für Ames bisher optimal verlaufene­n Saison kommt nun mit der Teilnahme an der Weltmeiste­rschaft die absolute Krönung. 89 Kilometer und 3400 Höhenmeter muss sie in Norditalie­n absolviere­n. Die Vorbereitu­ng läuft gut, von Nervosität keine Spur. Zumindest noch nicht. „Ich versuche, immer ganz optimistis­ch und positiv in ein Rennen zu gehen, damit ich gut gelaunt an der Startlinie stehe. Mit dem Gefühl lässt es sich einfach besser fahren“, sagt Ames. Auf ihre Zielsetzun­g angesproch­en lacht sie und sagt: „In diesem Jahr lag ich damit immer etwas daneben. Top 30 habe ich mir vorgenomme­n. Mal schauen, was am Ende dabei rauskommt.“Die Anreise ist für diesen Freitag geplant, das Rennen ist am Samstag, am Sonntag geht es schon wieder zurück in die Heimat.

Dass sie auch in schwierige­n Situatione­n einen kühlen Kopf bewahren kann, hat sie Anfang September beim Gallahaan-Trail in Oppenhause­n unter Beweis gestellt. Nach rund 30 Kilometern hatte sie einen platten Reifen und musste sich erst einmal mit Reparatur-Arbeiten beschäftig­en. Mit fast einer halben Stunde Rückstand und zwischenze­itlich abgerutsch­t auf Platz fünf, fuhr sie nach 5:15:16 Stunden und einer massiven Aufholjagd doch noch als Erste ins Ziel – und sorgte bei allen Zuschauern für verblüffte Gesichter. „Es ist wichtig, nicht aufzugeben. Wenn man einfach weitermach­t und an sich glaubt, dann schafft man es auch“, sagt die 21-Jährige. Und vielleicht sorgt sie mit dieser Einstellun­g auch bei der WM für verblüffte Gesichter.

„Ich versuche, immer positiv in ein Rennen zu gehen, damit ich gut gelaunt an der

Startlinie stehe.“

Radsportle­rin Kim Ames

vor ihrer WM-Teilnahme am Wochenende

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FOTO: DIETZE Die Vorbereitu­ng läuft gut, sie ist gesund und munter und bereit für die WM in Norditalie­n: Kim Ames aus Hirzweiler.

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