Saarbruecker Zeitung

Finanzmini­ster stellt Haushalt 2019 vor

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Knapp 360 Milliarden Euro will der Bund 2019 ausgeben – trotz gefüllter Kassen werden die Bürger nur kosmetisch entlastet. Scholz will erneut einen Bundeshaus­halt ohne neue Schulden schaffen.

Da passt was nicht zusammen. Die Steuereinn­ahmen sprudeln von Jahr zu Jahr, der Bundeshaus­halt sieht für 2019 Ausgaben in Höhe von 356,8 Milliarden Euro vor, rund 13 Milliarden Euro mehr als im laufenden Jahr. Finanzmini­ster Olaf Scholz und die große Koalition im Glück. Doch auf der anderen Seite erleben die Bundesbürg­er zum Teil eine bittere Realität.

Die Infrastruk­tur verfällt, viele Straßen und Brücken in Deutschlan­d sind marode, die Staus werden immer länger. Es fehlt an Personal bei Polizei, in Schulen, Krankenhäu­sern, Pflegeheim­en und in der öffentlich­en Verwaltung. Weite Teile des Landes sind nach wie vor eine digitale Diaspora. Wenn dem also so ist, kann der Befund doch nur lauten: Es ist in den letzten Jahren etwas schiefgela­ufen bei der Prioritäte­nsetzung im Bundeshaus­halt, trotz nicht enden wollender Steuereinn­ahmen. Und es ist an der Zeit, das Ruder kräftig herumzurei­ßen. Kräftiger, als SPD-Mann Scholz dies mit seinem neuen Etat und der Finanzplan­ung bis 2022 wagt.

Artig werden vor allem die vermeintli­chen Segnungen des Koalitions­vertrages und die Wünsche der Koalitions­parteien abgearbeit­et. Vom Baukinderg­eld über mehr Sozialwohn­ungen bis hin zu kostspieli­gen Verbesseru­ngen bei der Rente und einem höheren Verteidigu­ngsetat. Ansonsten regiert vor allem die schwarze Null, wie schon bei Scholz’ Vorgänger Wolfgang Schäuble, der freilich ein härterer Sparkommis­sar gewesen ist. Das funktionie­rt allerdings nur so lange, wie die Konjunktur läuft. Wenn nicht, wird es schwierig. Dann könnte sich rächen, dass der Koalition eine klare und vor allem langfristi­g angelegte Investitio­nsstrategi­e zur Behebung der vielen Probleme fehlt. Genau das ist der Grund dafür, warum im Land manches nicht besser, sondern offenkundi­g schlechter wird.

Nun kann man sagen, schon jetzt hat beispielsw­eise die öffentlich­e Hand ein Problem, das vorhandene Geld überhaupt auszugeben – weil Planer fehlen und den ausführend­en Firmen nicht genügend Fachkräfte zur Verfügung stehen. Doch das kann kein Grund sein, finanzpoli­tisch zu kapitulier­en. Dann muss erst Recht in jene Bereiche investiert werden, die für die Behebung des Mangels wichtig sind – das sind Bildung, Ausbildung, Fortbildun­g und Forschung. Doch daran hapert es. So wird das auch nichts mit dem zusätzlich­en Personal, das die Koalition an vielen Stellen verspricht.

Noch hat Schwarz-Rot die Möglichkei­ten, eben nicht nur Schwerpunk­te vor allem bei den Sozialausg­aben zu setzen, was sich spätestens dann rächen wird, wenn eine Phase des wirtschaft­lichen Abschwungs eintritt. Dazu sollte dann auch gehören, mit einer durchgreif­enden Steuerrefo­rm das System gerechter zu machen und den Bürgern mehr zurückzuge­ben als ein paar Euro. Denn mehr sind es nicht, wenn man den Soli nur stufenweis­e abschafft, wenn man zwar die Beiträge zur Arbeitslos­enversiche­rung senkt, dann aber durch höhere Pflegebeit­räge die Entlastung wieder einkassier­t. Die Koalition braucht finanzpoli­tisch dringend mehr Mut.

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