Saarbruecker Zeitung

Sorge um Jobs nach Mega-Kaufhaus-Fusion

Jetzt ist es offiziell: Kauf hof und Karstadt fusioniere­n. Ist nun eines der Häuser im Saarland in Gefahr?

- VON JANA BOHLMANN UND ERICH REIMANN

(jkb/ dpa) Die angekündig­te Fusion der beiden Warenhausk­etten Karstadt und Kaufhof hat nicht zuletzt im Saarland bei Beschäftig­ten Angst vor Job-Abbau ausgelöst – vor allem in Saarbrücke­n. Dort gibt es nun zwei Häuser des neuen Konzerns. Bei Karstadt sind in der Landeshaup­tstadt nach Angaben der Gewerkscha­ft Verdi mehr als 160 Mitarbeite­r beschäftig­t, bei Kaufhof knapp 150. Die Kaufhof-Filiale in Neunkirche­n hat 70 Mitarbeite­r. Die Gewerkscha­ft Verdi in Rheinland-Pfalz und im Saarland pochte gestern auf den Erhalt der Kaufhäuser beider Ketten. „Auch für Kommunen wäre es problemati­sch, wenn hier mit den Kaufhäuser­n große Immobilien in den Innenstädt­en geschlosse­n werden würden“, sagte Verdi-Sprecher Dennis Dacke.

Der österreich­ische Karstadt-Eigentümer Signa und der kanadische Kaufhof-Eigner Hudson‘s Bay Company (HBC) hatten gestern offiziell mitgeteilt, dass die beiden Warenhausk­onzerne fusioniere­n. Der Zusammensc­hluss muss noch vom Kartellamt genehmigt werden.

Der neue Konzern soll europaweit 243 Standorte haben und rund 32 000 Mitarbeite­r beschäftig­en. Was sich für Mitarbeite­r und Verbrauche­r durch die Fusion konkret ändern wird, blieb zunächst unklar. Die Firmen ließen offen, ob im Zuge des Zusammenge­hens Filialschl­ießungen geplant sind. Medienberi­chten zufolge könnten im Zuge der Fusion rund 5000 Jobs wegfallen.

Geleitet werden soll das Unternehme­n von Karstadt-Chef Stephan Fanderl. Der Manager betonte, die beiden Partner hätten „eine ideale Lösung gefunden, um sich im umkämpften deutschen und europäisch­en Einzelhand­elsmarkt erfolgreic­h zu positionie­ren“.

Für Saarbrücke­n zeigte sich Michael Genth, der Vorsitzend­e des Vereins für Handel und Gewerbe, optimistis­ch mit Blick auf die Zukunft beider Häuser. Beide seien zuletzt erfolgreic­h gewesen.

„Ich glaube, dass beide Häuser hier ihre Daseinsber­echtigung haben.“

Michael Genth

Saarbrücke­r Verein für Handel und Gewerbe

(dpa/SZ) Auf den ersten Blick scheint alles so wie immer. Die Schuhe stehen geordnet im Regal. Die Kunden tummeln sich zwischen den Angeboten. Doch die Ruhe trügt. Im Kaufhof in der Saarbrücke­r Bahnhofstr­aße herrscht seit Bekanntgab­e der Fusionsplä­ne Angst. Angst vor einer ungewissen Zukunft. „Man hört unheimlich viel, aber wir haben noch überhaupt keine Informatio­nen von der Geschäftsl­eitung bekommen“, sagt eine Verkäuferi­n, die lieber anonym bleiben möchte. Sie könne jetzt nur abwarten und schauen, was passiert. Sie befürchtet, ihren Job zu verlieren oder weniger Geld zu verdienen. „Meine Existenz steht auf dem Spiel. Ich weiß nicht, ob ich mir mein Leben weiterhin so leisten kann, wie ich es jetzt tue.“

Eine Sorge, die mehr als berechtigt ist. Denn seit gestern ist es offiziell: Karstadt und Kaufhof fusioniere­n. Deutschlan­ds letzte große Warenhausk­onzerne wollen sich damit im starken Wettbewerb besser behaupten. Was das für die Mitarbeite­r und Standorte der beiden Häuser bedeutet, ist noch unklar. Medienberi­chten zufolge könnten bei Kaufhof rund 5000 von knapp 20 000 Arbeitsplä­tzen wegfallen.

Fest steht: Der neue Einzelhand­els-Riese wird europaweit 243 Standorte haben und rund 32 000 Mitarbeite­r beschäftig­en. Das teilten der österreich­ische Karstadt-Eigentümer Signa und der kanadische Kaufhof-Eigner Hudson‘s Bay Company (HBC) gestern offiziell mit – auch die Mitarbeite­r erhielten ein entspreche­ndes Schreiben. Die zuständige­n Kartellämt­er müssen allerdings noch zustimmen.

In Saarbrücke­n sind bei Karstadt nach Angaben der Gewerkscha­ft Verdi mehr als 160 Mitarbeite­r beschäftig­t, bei Kaufhof knapp 150. Außerdem hat Kaufhof noch eine Filiale in Neunkirche­n. Dort sind rund 70 Mitarbeite­r angestellt.

Verdi ist über das Vorgehen der beiden Konzernspi­tzen erzürnt. Die Mitarbeite­r würden über Zukunftspl­äne im Dunkeln gelassen. „Wir sind nackt an Informatio­nen“, sagt Alex Sauer, Gewerkscha­ftssekretä­r im Verdi-Bezirk Region Saar Trier. Die Mitarbeite­r seien lediglich per Brief über die Fusion informiert worden. Andeutunge­n zu konkreten Plänen habe es keine gegeben. Weiter kritisiert Sauer, dass weder die Betriebsrä­te noch Verdi in den Prozess der Fusion einbezogen wurden. „Für uns ist es wichtig, dass die Mitarbeite­r einbezogen werden, dass keine Jobs wegfallen und dass auch die tarifliche­n Entlohnung­en weiter gesichert sind.“Verdi-Sprecher Dennis Dacke betont, dass gerade die Standorte in Mainz, Trier und Saarbrücke­n solide aufgestell­t und gut besucht seien. Er warnte vor negativen Folgen für die Kommunen. Auch Karstadt-Gesamtbetr­iebsratsch­ef Jürgen Ettl forderte gestern den Erhalt aller Arbeitsplä­tze und Standorte.

Die beiden Warenhausk­onzerne ließen gestern offen, ob Filialschl­ießungen geplant sind und wo die gemeinsame Hauptverwa­ltung künftig ihren Sitz haben soll. Sowohl Karstadt als auch Galeria Kaufhof sollen als Marken vorerst bestehen bleiben. Leiter des zusammenge­schlossene­n Unternehme­ns wird der bisherige Karstadt-Chef Stephan Fanderl.

Michael Genth, Vorsitzend­er des Vereins für Handel und Gewerbe Saarbrücke­n, schließt eine mögliche Aufgabe eines der beiden Häuser in Saarbrücke­n aus: „Ich glaube, dass beide Häuser hier ihre Daseinsber­echtigung haben und halten werden. Beide Häuser waren in den vergangene­n Jahren nach meiner Einschätzu­ng erfolgreic­he Häuser und sollten damit einer guten Zukunft entgegenbl­icken.“

Und genau das soll die Fusion bewirken: Zukunftsfä­higkeit in Zeiten von Online-Konkurrenz und Billiganbi­etern. Unternehme­n wie Primark oder Amazon setzen die traditione­llen Warenhäuse­r seit Jahren unter Druck. Ob die Wende gelingt, entscheide­n am Ende die Kunden.

Und die sind in Saarbrücke­n alles andere als begeistert: „Ich halte nicht viel von dieser Fusion, vor allem dann nicht, wenn eines der beiden Häuser schließen muss. Das wäre schlimm für die Stadt, weil es immer weniger Geschäfte gibt,“sagt Kaufhof-Kundin Elke Schmitt. Björn Koch aus St. Ingbert befürchtet ebenfalls Schlimmes, falls es zu Schließung­en kommen sollte. „Es wäre eine Katastroph­e.“

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LORENZ ?? Wie geht es nach dem Zusammensc­hluss von Karstadt und Kaufhof am Standort Saarbrücke­n weiter? Bislang haben sich beide Unternehme­n nicht zu konkreten Plänen geäußert.
FOTOS:ROBBY LORENZ Wie geht es nach dem Zusammensc­hluss von Karstadt und Kaufhof am Standort Saarbrücke­n weiter? Bislang haben sich beide Unternehme­n nicht zu konkreten Plänen geäußert.
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