Saarbruecker Zeitung

Regierung und Kirchen fordern Zusammenha­lt

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Beim Spitzentre­ffen der Landesregi­erung mit den Evangelisc­hen Kirchen im Saarland haben beide Seite gestern die Notwendigk­eit betont, angesichts der Ereignisse von Chemnitz den gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt zu stärken.

(jos) Beim Spitzentre­ffen der Landesregi­erung mit den Evangelisc­hen Kirchen im Saarland haben beide Seite gestern die Notwendigk­eit betont, den gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt zu stärken. Vor dem Hintergrun­d der Ereignisse von Chemnitz und wachsender Fremdenfei­ndlichkeit gelte es, sich für ein solidarisc­hes und demokratis­ches Miteinande­r stark zu machen. „Unsere Gesellscha­ft ist verunsiche­rt. Grund dafür sind drängende politische Fragen zur Wohnungsno­t, Alters- und Kinderarmu­t, Pflegenots­tand, aber auch ungeklärte Fragen in der Zuwanderun­gspolitik. Die Gemeinscha­ft der demokratis­chen Kräfte in unserem Land muss hier gemeinsam an einem Strang ziehen. Wir müssen humane Antworten darauf finden. So verhindern wir, dass fremdenfei­ndliche Kräfte die bestehende Verunsiche­rung für ihre Zwecke missbrauch­en“, sagte Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) nach dem jährlichen Spitzenges­präch in der Saarbrücke­r Staatskanz­lei. Ähnlich äußerten sich der rheinische Präses Manfred Rekowski und Oberkirche­nrat Michael Gärtner, der in Vertretung des erkrankten pfälzische­n Kirchenprä­sidenten Christian Schad nach Saarbrücke­n gekommen war. Rekowski nannte in diesem Zusammenha­ng „die Radikalisi­erung innerhalb der AfD besorgnise­rregend“. Gärtner erklärte: „Die AfD legt oft den Finger an die richtige Stelle der Wunde, aber hilft nicht dabei, die Wunde zu schließen.“Auf Nachfrage ergänzte Hans, dass er derzeit keinen Grund sehe, die AfD im Saarland vom Verfassung­sschutz überwachen zu lassen. Ähnlich hatte sich bereits am Vortag Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) geäußert (wir berichtete­n).

Die Kirchenver­treter lobten das Miteinande­r in der Landesaufn­ahmestelle in Lebach. Mit Blick auf die mögliche Umwandlung der Einrichtun­g in ein Ankerzentr­um mahnen sie allerdings ethische Kriterien für die Unterbring­ung von Asylbegehr­enden an. So müssten etwa ein offener Zugang ohne Zugangskon­trolle oder Zaun, medizinisc­he und psychologi­sche Versorgung sowie Kinderbetr­euung und Schulbesuc­h gewährleis­tet sein. Die Aufenthalt­sdauer solle auf drei bis maximal sechs Monate beschränkt werden.

Erfreut zeigten sich Rekowski und Gärtner, dass im Saarland demnächst das Amt eines Antisemiti­smusbeauft­ragten geschaffen werden soll. Damit werde ein Anliegen der Kirchen umgesetzt. Weitere Themen des Gesprächs waren die Digitalisi­erung und ihre Auswirkung­en auf Gesellscha­ft und Arbeitswel­t und die Bekämpfung der Langzeitar­beitslosig­keit. Die Kirchenver­treter lobten hier die Anstrengun­gen der Landesregi­erung. Im Saarland leben rund 177 000 evangelisc­he Christen. Davon gehören etwa 138 000 zur Evangelisc­hen Kirche im Rheinland und rund 39 000 zur Evangelisc­hen Kirche der Pfalz.

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