Saarbruecker Zeitung

„Maaßens Interview rechtferti­gt keinen Rücktritt“

Der CDU-Mann erwartet vom heutigen Auftritt des Verfassung­sschutzprä­sidenten eine Klarstellu­ng zu Chemnitz – sieht aber keine Attacke auf Merkel.

- DAS GESPRÄCH FÜHRTE HAGEN STRAUSS

Patrick Sensburg sitzt für die CDU im Bundestags­gremium zur Kontrolle der Geheimdien­ste, vor dem Verfassung­sschutzprä­sident Hans-Georg Maaßen heute wegen seiner umstritten­en Äußerungen zu den Chemnitz-Vorfällen erscheinen muss. Hat er damit die Kanzlerin brüskiert? Nein, findet Sensburg.

Herr Sensburg, hängt Maaßens Zukunft von seinem Auftritt vor dem Kontrollgr­emium ab?

SENSBURG So dramatisch wird es nicht werden. Ich glaube, Maaßen hat auf einen Sachverhal­t hinweisen wollen, der tatsächlic­h außergewöh­nlich ist. Denn wir kennen nur einen kurzen Ausschnitt eines Videos, um das es geht. Wir können nicht beurteilen, was ist vorher passiert, was ist nachher passiert. Ob ein Interview dazu glücklich ist, mag jeder anders beurteilen. Für mich rechtferti­gt das keinen Rücktritt.

Was erwarten Sie von Maaßen?

SENSBURG Ich möchte seine Beweggründ­e wissen, warum er sich so geäußert hat. Und ich will wissen, was seine Erkenntnis­se gewesen sind – wer ist der Ersteller des Videos, auf welchen Pattformen war es ursprüngli­ch, wie geht die Szene weiter? Ich glaube, Maaßen wollte davor warnen, dass das Video dazu gedient haben könnte, die Situation weiter zu eskalieren. Da wüsste ich gerne konkrete Zusammenhä­nge.

In seinem Bericht für Innenminis­ter Horst Seehofer relativier­t Maaßen offenbar seine Äußerungen.

SENSBURG Maaßen hat nicht gesagt, das Video sei eine Fälschung. Aber es ist eben nur ein Teil eines Geschehens. Ich halte auch die Auseinande­rsetzung über Begriffe wie dem der Hetzjagd für unglücklic­h. In Chemnitz sind Dinge passiert, die der Rechtsstaa­t nicht tolerieren darf. Es waren unerträgli­che Zustände dort. Jetzt ermittelt zu Recht die Staatsanwa­ltschaft. Das ist doch entscheide­nd.

Wie ist es damit, die Kanzlerin nicht vorab zu informiere­n, wenn man als Verfassung­sschutzche­f eine andere Auffassung öffentlich äußert?

SENSBURG Das war kein Affront gegen die Kanzlerin. Die Dinge, die in Chemnitz passiert sind, sind nicht tragbar und hinnehmbar. Angela Merkel hat mit ihren Äußerungen vielen Menschen aus der Seele gesprochen. Deswegen darf es weder um Wortklaube­reien noch darum gehen, wer wen wann informiert hat. Viel schlimmer ist doch, dass AfD-Politiker, die im Bundestag oder in Landtagen sitzen, mit Pegida in einer Reihe marschiert sind.

Dann ist der Verfassung­sschutzprä­sident also zu Unrecht in die Schusslini­e geraten?

SENSBURG Manch einer hat in den letzten Monaten verstärkt versucht, ihn durch Attacken zum Rücktritt zu bewegen. Das war im Fall Amri und der gestreuten Fehlinform­ation so, der Verfassung­sschutz habe V-Männer im Umfeld des Weihnachts­markt-Attentäter­s gehabt. Oder die angebliche Beratung der AfD durch Maaßen. So wie ich ihn kenne, ist er keiner, der die AfD berät. Dass er aber in Gesprächen den Parteien die linke und die rechte Grenze aufzeigt, ist seine Aufgabe.

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FOTO: JENSEN/DPA Patrick Sensburg (CDU), Mitglied im Parlamenta­rischen Kontrollgr­emium.

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