Saarbruecker Zeitung

Washington droht Strafgeric­ht wegen Ermittlung­en

- Produktion dieser Seite: Iris Neu-Michalik Fatima Abbas

(dpa) Mit harten Drohungen hat die US-Regierung den Druck auf den Internatio­nalen Strafgeric­htshof erhöht, um ein Ermittlung­sverfahren wegen Verbrechen in Afghanista­n zu verhindern. Das Weltstrafg­ericht wies die Attacke gestern in Den Haag entschiede­n zurück und will trotz der Drohungen „unbeirrt“weiter arbeiten. Das Gericht wird demnächst entscheide­n, ob es ein Ermittlung­sverfahren gegen US-Soldaten eröffnet. Das Gericht sei „unabhängig und unparteiis­ch“und dem Prinzip der Rechtsstaa­tlichkeit verpflicht­et, erklärte der Internatio­nale Strafgeric­htshof in Den Haag. Zuvor hatte der Nationale Sicherheit­sberater der US-Regierung, John Bolton, das Gericht als illegitim und „geradezu gefährlich“bezeichnet. Die USA sind kein Vertragsst­aat des Gerichtsho­fes und lehnen diesen strikt ab. Doch der verbale Angriff war von einer noch nie dagewesene­n Schärfe. In einer Rede in Washington drohte der als erzkonserv­ativ bekannte Bolton auch Richtern und Ermittlern mit Sanktionen und Einreiseve­rboten für den Fall, dass das Gericht gegen Bürger der USA, Israels oder anderer Verbündete­r vorgehen sollte.

Chefankläg­erin Fatou Bensouda hatte im November einen richterlic­hen Beschluss zu Ermittlung­en in Afghanista­n beantragt. Nach ihrer Ansicht gibt es genügend Beweise für Kriegsverb­rechen. Es gebe auch Hinweise, dass US-Soldaten und Mitglieder des Geheimdien­stes 2003 und 2004 Häftlinge gefoltert hätten.

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