Saarbruecker Zeitung

Orbán kontert Kritik im EU-Parlament

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(dr) Die Konfrontat­ion fiel noch heftiger aus als erwartet: EU-Parlamenta­rier forderten gestern auf breiter Front eine Bestrafung Ungarns wegen Verstößen gegen demokratis­che Grundwerte, über die das Parlament heute abstimmt. Premiermin­ister Viktor Orbán verteidigt­e mit einer Blutund-Tränen-Rede die „Ehre meines Volkes“. Fast eine halbe Stunde lang musste sich Orbán Vorwürfe gegen seine Regierung anhören. Schwere Verstöße gegen die Grundwerte der EU, unabhängig­e Medien an die Leine gelegt – es war ein langes Register, das Judith Sargentini (Grüne) in Straßburg aufzählte. Ihre Forderunge­n gipfelten in dem Appell, heute mit Mehrheit für die Aktivierun­g des Artikels 7 der Europäisch­en Verträge zu stimmen, nach dem das Land am Ende Stimmrecht­e und Fördergeld­er verlieren könnte.

„Ich weiß, dass Sie sich Ihre Meinung schon längst gebildet haben“, erwiderte der ungarische Ministerpr­äsident schließlic­h. Sein Land solle nur deswegen verurteilt werden, weil „die Menschen keine Einwandere­r wollen“, mutmaßte der Regierungs­chef. Aber: „Ungarn lässt sich nicht erpressen.“

Manfred Weber, der Chef der gemeinsame­n konservati­ven Fraktion und inzwischen zum potenziell­en Spitzenkan­didaten bei der Europawahl ausgerufen, war der Einzige, der wenigstens einen Brückensch­lag versuchte. „Ohne die Bereitscha­ft der ungarische­n Regierung, rechtliche Korrekture­n an den umstritten­en Gesetzen durchzufüh­ren“, müsse man zu den angedrohte­n Sanktionen greifen, sagte Weber. Wie es weitergeht, hängt von der heutigen Abstimmung ab.

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FOTO: FLORIN/AFP Ungarns Premier Viktor Orbánhielt in Straßburg eine flammende Rede.

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