Saarbruecker Zeitung

EU nimmt sich erneut den Urhebersch­utz vor

Es ist der zweite Versuch, ein Urheberrec­ht im Internet einzuführe­n. Die umstritten­en UploadFilt­er sollen dafür abgemilder­t werden.

- Produktion dieser Seite: Joachim Wollschläg­er Lothar Warscheid

Seiten stellen – ohne dafür Lizenzen zu bezahlen. Für die Konzerne ist diese Praxis überaus lukrativ, weil sie billig ein attraktive­s Umfeld für Werbekunde­n schaffen können, die ihnen hohe Umsätze bringen. Es geht also um eine faire Vergütung der Leistungen. Die EU-Kommission und ein Teil der Europa-Abgeordnet­en wollen nicht nur eine faire Bezahlung erreichen, sondern auch dafür sorgen, das urheberrec­htlich geschützte Werke gar nicht mehr ins Netz hochgelade­n werden können. Deshalb sollen Youtube und andere dazu verpflicht­e werden, einen sogenannte­n Upload-Filter zu installier­en, der einen Copyright-Verstoß erkennt und deshalb das Veröffentl­ichen verhindert. Die Kritiker weisen vor allem daraufhin, dass diese Filter nicht genau genug arbeiten. Sie blockieren also auch andere Werke oder Produktion­en. Der sehr viel weitergehe­nde Vorwurf aber geht in Richtung Zensur. Wer solche Upload-Filter programmie­ren und einsetzen kann, ist natürlich auch in der Lage, die Verbreitun­g missliebig­er Beiträge unmöglich zu machen. Derartige Upload-Sperren gelten damit als massive Bedrohung der Meinungsfr­eiheit. Vor allem deshalb hatte eine Mehrheit der EU-Parlamenta­rier die

Neuregelun­g im Juli gestoppt. Die Befürworte­r der Upload-Filter (ihr Vertreter ist der CDU-Europaabge­ordnete Axel Voss) haben ein paar Details nachgebess­ert, wollen aber an den Filtern im Prinzip festhalten. So wurde der Kreis der kleinen und mittelstän­dischen Unternehme­n, die von der Filter-Pflicht ausgenomme­n wären, vergrößert. Denn das wichtigste Kriterium soll die Frage sein, ob ein Anbieter die Werke andere kommerziel­l für seien Zwecke nutzt. Gleichzeit­ig wird vorgeschla­gen, dass EU-Kommission, Mitgliedst­aaten und Unternehme­n ihre Erfahrunge­n austausche­n, um festzustel­len, ob es gute Beispiele dafür gibt, wie das Verbreiten geschützte­r Werke ohne Upload-Filter zu verhindert ist. Das Problem besteht vor allem darin, dass jeder unter dem freien Internet etwas anderes versteht. Nutzer und engagierte Bürger wollen Upload-Filter auf jeden Fall verhindern. Aber die Freiheit darf ja eigentlich nicht so weit gehen, dass Autoren und Künstler ihre Arbeit preisgeben müssen, ohne davon leben zu können. Wer das fordert, zerstört die Vielfalt im Netz ebenfalls. Wikipedia ist in Deutschlan­d in dieser Woche nicht wie gewohnt erreichbar. Die freie Internet-Enzyklopäd­ie ruft stattdesse­n bei der Suche auf einer Vorschalt-Seite zum Protest gegen die geplante Reform des europäisch­en Urheberrec­hts auf. Im Fokus der Kritik stehen vor allem sogenannte Upload-Filter wie auch das geplante europaweit­e Leistungss­chutzrecht für Presseverl­eger.

warnte gestern nochmals vor der umstritten­en Reform. „Dieser verhängnis­volle Vorschlag würde ein Ende offener Plattforme­n bedeuten, auf denen kreative Inhalte entstehen“, teilte der Betreiber des Browsers Firefox mit.

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FOTO: JAN WOITAS/DPA-ZENTRALBIL­D/DPA Vor allem Zeitungsve­rlage kämpfen dafür, dass die von ihnen erarbeitet­en Inhalte im Internet stärker geschützt werden.

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