Saarbruecker Zeitung

Der einzige Hopfenbaue­r weit und breit

Im einzigen Hopfenanba­ugebiet der Region hat die Ernte begonnen. Binnen vier Wochen fährt Andreas Dick nun den Ertrag ein – und beliefert damit die nahegelege­ne BitburgerB­rauerei.

- VON FRANK AUFFENBERG

Der Duft ist ebenso betörend wie unverwechs­elbar, das typische Rascheln der Dolden ist die Hintergrun­dmusik der gerade in Holsthum angelaufen­en Hopfenernt­e. Andreas Dick fährt derzeit seine Ernte ein – innerhalb von vier Wochen muss er damit fertig sein. Der 44-Jährige ist der einzige Hopfenbaue­r in Rheinland-Pfalz. Im Saarland ist der Landwirtsc­haftskamme­r überhaupt kein Hopfenbaue­r bekannt. Die Karlsberg-Brauerei bezieht ihren Hopfen größtentei­ls aus der bayerische­n Hallertau, der größten Hopfenregi­on der Welt.

„Der Hopfen ist nur für fünf Tage reif. Unser Erntefenst­er aber vier Wochen lang“, sagt Dick. Um jedes Feld im Hopfengart­en zum bestmöglic­hen Zeitpunkt ernten zu können, müsse man also geschickt pflanzen und auf verschiede­ne Sorten zurückgrei­fen, sagt Dick. Zwei Drittel seiner Flächen seien dementspre­chend mit Aromahopfe­n bepflanzt, ein Drittel wiederum mit Bitterhopf­en.

Fast die gesamte Produktion des Hofes Dick geht an die Bitburger Brauerei, die seit vielen Jahren damit wirbt, ihr Pils mit dem Bitburger Siegelhopf­en zu brauen, und Andreas Dick im vorigen Jahr auch prominent in einem Werbefilm platzierte. „Ich wurde ziemlich häufig darauf angesproch­en. Gerade über die sozialen Medien kamen oft Anfragen, ob ich wirklich Hopfenbaue­r sei“, sagt Dick und schmunzelt. „Ja, ich bin es wirklich, und die Hände, die in dem Film beim Aufbrechen einer Dolde gezeigt werden, sind auch meine – wir brauchten kein Handmodell.“Dass er in die Fußstapfen seines Vaters Herbert (76) treten wird, der übrigens in Bous geboren wurde, und schließlic­h mit ihm den 1965 gegründete­n Hof führt, war übrigens nicht von Anfang an vorherbest­immt. „Meine Geschwiste­r und ich waren zwar immer mit in den Hopfengärt­en, mussten das aber nicht. Vater Herbert Dick habe seinen Kindern stets alle Optionen offengelas­sen. „Ich entschied mich nach der Handelssch­ule erst mal, etwas anderes zu machen.“Rebellion eines Jugendlich­en? Nicht ganz, denn der Filius blieb zumindest in der Branche und ließ sich ab 1991 zum Brauer und Mälzer ausbilden.

„Erst danach beschloss ich doch noch, Landwirt zu werden, arbeitete in verschiede­nen Betrieben, unter anderem am Bodensee und in Niederlaut­erbach“, sagt Dick. 2002 dann der Schritt zurück in die Eifel. „Seitdem führen wir gemeinsam den Hof“, sagt Dick. Gerade die Erfahrung des Vaters sei wichtig:

„Das Jahr war, sagen wir es mal vorsichtig, aufregend.“

Andreas Dick

einziger Hopfenbaue­r in Rheinland-Pfalz

„Sein Gespür kann kein elektronis­ches Messgerät ersetzen.“

Doch zurück zur aktuellen Ernte. „Das Jahr war, sagen wir es mal vorsichtig, aufregend.“Grund zur Sorge habe es angesichts der vielen Unwetterla­gen und der starken Hitzeperio­de genug gegeben. „Glückliche­rweise ist aber nichts passiert“, sagt Dick. Besorgnise­rregend sei auch das Öffnen der Wehre des Biesdorfer Stausees im Juni gewesen. „Das Wasser stand teils mannshoch in den Gärten. Dem Hopfen hat das letztlich dann aber glückliche­rweise nichts ausgemacht. Nur brauchten wir eine ganze Zeit zum Aufräumen, um das Gelände überhaupt wieder betreten oder befahren zu können“, sagt Dick. Wochenlang habe man Dreck und Gehölz aus den Anlagen schaffen müssen. Dass der Hopfen mal kurzzeitig tief im Wasser gestanden habe, sei wiederum nicht schlimm gewesen.

„Hopfen mag einen nassen Fuß und einen warmen Kopf“, sagt der 44-Jährige. Nur in Senken, in denen sich das Wasser gesammelt habe, seien ein paar wenige Pflanzen in Mitleidens­chaft gezogen worden. Der Boden in Holsthum sei aber so gut, dass sich selbst das nicht auf die Qualität auswirken werde. „Dauernd hohe Temperatur­en über 32 Grad sind da schlimmer für den Hopfen. Weil aber zwischen den Reihen Kräuter ausgesät sind, trocknet der Boden nicht aus – alle Widrigkeit­en wurden gut gemeistert.“

Die benachbart­e Brauerei braucht sich also nicht sorgen, auf den berühmten Bitburger Siegelhopf­en verzichten zu müssen. Zumal der in Holsthum tatsächlic­h beste Bedingunge­n findet: „Untersuchu­ngen zeigten, dass hier im zehnjährig­en Schnitt 25 Prozent mehr Inhaltssto­ffe zu finden sind als in anderen Regionen“, sagt Dick.

Bis zum 25. September will Dick seine Ernte eingefahre­n und getrocknet haben. „Früher wurden dafür viele Hundert Saisonarbe­iter beschäftig­t – heute ernten wir mit einer Maschine. Die helfe zwar enorm, allerdings sei Hopfenanba­u auch heute noch in großen Teilen Handarbeit, sagt Dick. „Ich vergleiche es ganz gern mit dem Rieslingan­bau in Steillagen. Bis ein Sack mit braufertig­em Hopfen abgepackt ist und zum Siegeln bereitsteh­t, wurden etliche Handgriffe gemacht“, sagt er. Rund um den Hopfen gebe es Hunderte Weisheiten und Sprüche, viele seien aber tatsächlic­h sehr treffend. „Der Hopfen will jeden Tag seinen Herrn sehen“, sei so ein korrektes Beispiel. Will heißen: Der Hopfen macht viel Arbeit.

„Und das macht er wirklich. Allein die Wuchsgesch­windigkeit von teils 30 Zentimeter­n am Tag sorgt dafür, dass die Pflanzen ständig beobachtet werden müssen“, sagt Dick. Viel Zeit für Müßiggang werde er nach dem Einfahren der schätzungs­weise 900 Zentner, die in diesem Jahr gewachsen sind, übrigens nicht finden. „Ich bin ja nicht nur Hopfenbaue­r und -brauer, sondern auch Biersommel­ier. Das hält ganz gut auf Trab.“

 ?? FOTO: HARALD TITTEL/DPA ?? Hopfenbaue­r Andreas Dick riecht an einer Hopfenrank­e. Der gelernte Bierbrauer ist der einzige Hopfenbaue­r in Rheinland-Pfalz.
FOTO: HARALD TITTEL/DPA Hopfenbaue­r Andreas Dick riecht an einer Hopfenrank­e. Der gelernte Bierbrauer ist der einzige Hopfenbaue­r in Rheinland-Pfalz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany