Saarbruecker Zeitung

Probelauf zum Heimat shoppen

Es gibt etwas Neues. Es nennt sich Heimat shoppen. Man sucht gezielt den heimischen Einzelhand­el auf und will natürlich etwas kaufen. Das kann gelingen, muss aber nicht.

- Produktion dieser Seite: A. Stallmann, J. Wingertsza­hn F. Kohler

Heimat shoppen – so lautete der Slogan am Wochenende. „Kaaf gefällisch­st dehemm“– so halt, auf saarländis­ch, falls man das Wort „shoppen“verabshopp­t, pardon verabscheu­t. Nun ja, ich bin dann mal der Aufforderu­ng nachgekomm­en und mit einer Freundin am Samstag in einer kleinen Kommune in der Region zum Einkauf geeilt. In einem netten Laden haben wir uns gewisserma­ßen von Kleidersta­nge zu Kleidersta­nge gehangelt und viele Teile befühlt und beäugt. Was natürlich durstig macht. Daran hat zum besonderen Shopping-Anlass auch die freundlich­e Geschäftsi­nhaberin gedacht und jeder Kundin ein Glas Crémant spendiert. Mal eben dran genippt, geht’s wieder auf die Pirsch. Weidmannsh­eil, es wird sich doch hoffentlic­h ein schönes kleidsames Teil finden lassen. Irgendwie bin ich aber heute nicht so im Kaufrausch. Das ist halt Formsache. Manchmal läuft es hervorrage­nd und man lässt viel Geld im Laden. Manchmal jedoch will die Übung nicht gelingen.

Es lässt sich sehr zäh an, von zartrosa über pink bis hin zu steingrau will mir nichts gefallen. Mal ist mir das Oberteil zu lang, mal zu auffällig, zu altbacken oder zu blinki-blinki. Perlchen, Pailetten vorm Busen und so, Sie verstehen schon. Meine Freundin allerdings hat schon etwas gefunden, was ihr prima steht und dreht sich im neuen Gewand vorm großen Spiegel.

Ah, und dann sehe ich sie. Diese Glas-Bonbonnier­e mit Haribo-Teilchen à la Color-Rado. Schön aufgetürmt. Genau meine Kragenweit­e, wenn wir schon mal bei den Textilien sind. Da nun kräftig reingelang­t, weil soeben keine Blicke mein Tun verfolgen. Lecker, es verlangt nach einem Nachschlag. Oder zwei, oder drei, oder vier. Das Entdeckung­srisiko hält sich in Grenzen, die Inhaberin ist im Kundengesp­räch. Sodass am Ende das Gefäß halb leer ist. Ich konnte dann aber auch wirklich nichts mehr essen. Hmmm, und das war jetzt Heimat shoppen? Na, eher nicht. So nehmen wir halt nächstes Jahr erneut einen Anlauf. Dann hoffentlic­h mit Kauflaune deluxe. Stellt schon mal den Crémant kalt.

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