Saarbruecker Zeitung

Von Mammutaufg­aben und vollem Risiko mit Bella Rose

Die Weltreiter­spiele in acht Pferdespor­t-Diszipline­n beginnen heute in Tryon/USA. Die SZ beantworte­t die wichtigste­n Fragen rund um die Titelkämpf­e.

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(dpa) Alle vier Jahre gibt es Weltmeiste­rschaften im Pferdespor­t. Der offizielle Name der Veranstalt­ung ist Weltreiter­spiele, im englischen heißt es World Equestrian Games (WEG). Die SZ beantworte­t die wichtigste­n Fragen vor den Titelkämpf­en in Tryon im US-Bundesstaa­t North Carolina, die in der Nacht zu heute mit der Eröffnungs­feier offiziell begonnen haben.

Welche Diszipline­n gibt es bei den Weltreiter­spielen?

Weltreiter­spiele ist der Sammelbegr­iff für die Weltmeiste­rschaften in acht Pferdespor­t-Diszipline­n. Kern sind die drei olympische­n: Dressur, Springen und Vielseitig­keit. Außerdem gibt es fünf weitere Wettbewerb­e: Para-Dressur für Behinderte­nsportler, Voltigiere­n, Fahren (Kutschen), Reining (Westernrei­ten) und Distanzrei­ten.

Wie groß ist das deutsche Aufgebot?

51 Pferde und 47 Aktive umfasst das Team der Deutschen Reiterlich­en Vereinigun­g (FN). „Aber das sind ja nicht die einzigen, die in Tryon vor Ort sind“, erklärt Sportchef Dennis Peiler: „Es kommen Pfleger, Besitzer, Trainer, Hufschmied­e, Tierärzte und andere dazu.“Zur umfangreic­hen Ausrüstung gehören beispielsw­eise 5500 Kilogramm Futter. „Das ist in Sachen Logistik eine absolute Mammutaufg­abe“, sagt Peiler.

Wie teuer ist diese WM für den Verband?

Der deutsche Verband rechnet mit Kosten von rund 1,5 Millionen Euro. Knapp die Hälfte davon muss die FN selber aufbringen. Das Innenminis­terium zahlt auch, aber nur für die olympische­n Diszipline­n.

Was ist die Zielsetzun­g?

Medaillen sollen her, aber „Minimalzie­l“ist laut Verbands-Sportchef Peiler die Qualifikat­ion für Olympia und die Paralympic­s. Die Teams in der Dressur, in der Vielseitig­keit und im Springen müssen dafür unter die ersten Sechs kommen, die Mannschaft in der Para-Dressur unter die Top drei. Der Verband möchte mindestens so viele Erfolge wie bei der WM 2014 feiern. In Caen war Deutschlan­d in den olympische­n Diszipline­n die erfolgreic­hste Nation, gewann drei Goldmedail­len, drei silberne und eine bronzene.

Wo sind Medaillen zu erwarten?

Das deutsche Dressur-Team, das heute an den Start geht, ist Topfavorit. Auch im Einzel werden Medaillen von Isabell Werth und Co. erwartet. Das Vielseitig­keits-Team ist ohne den Star der Szene, Michael Jung, dessen Top-Pferd verletzt ist, kein Favorit. Auch bei den Springreit­ern wäre eine Medaille eine Überraschu­ng. In den nicht-olympische­n Diszipline­n sind am ehesten beim Voltigiere­n Erfolge zu erwarten.

Isabell Werth hat ihre Top-Pferde, Olympiastu­te Weihegold und Emilio, die Nummer eins und zwei der Weltrangli­ste, daheim in Rheinberg im Stall gelassen. Warum?

Die Dressur-Königin setzt in Tryon voll auf Bella Rose. Wenn sie von ihrer 14-jährigen westfälisc­hen Wunderstut­e spricht, geraten sogar sechs Olympiasie­ge und sieben WM-Titel in den Hintergrun­d. „Eine erfolgreic­he WM mit ihr ist der Höhepunkt meiner Karriere“, sagt Werth: „Sie ist unheimlich gehfreudig und charismati­sch, hat viel Eleganz und Leichtigke­it. Dazu kommt ihre starke Piaffe-Passage-Tour. Sie hat alles, was das Herz begehrt.“Bella Rose war wegen einer rätselhaft­en Hufverletz­ung fast vier Jahre außer Gefecht gesetzt und erst im Frühjahr 2018 auf das Viereck zurückgeke­hrt. Ein zu großes Risiko? Nicht für Werth. „Ich glaube nicht“, sagt sie, „auch wenn man manchmal bangt, dass etwas passieren könnte.“

Was zeigt das Fernsehen?

Das umfangreic­hste TV-Angebot von den Weltmeiste­rschaften in den USA bietet in Deutschlan­d Eurosport. Der Spartensen­der überträgt fast jeden Tag. Das ZDF plant am Sonntagnac­hmittag nur eine Live-Übertragun­g von den Medaillen-Entscheidu­ngen in der Dressur und am Abend einen Internet-Stream von der Vielseitig­keit. In der zweiten WM-Woche bietet die ARD auf ihrem Spartenkan­al One Berichte vom Springreit­en.

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