Saarbruecker Zeitung

Real-Märkte suchen eine neue Heimat

Metro hat angekündig­t, Real zu verkaufen. Die Kette soll nur komplett abgegeben werden. Doch das könnte sich schwierig gestalten.

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DÜSSELDORF (dpa) Die riesigen Supermärkt­e auf der grünen Wiese kämpfen ums Überleben. Was noch in den 1980er Jahren als Erfolgsmod­ell galt, ist heute angesichts veränderte­r Kaufgewohn­heiten und kleiner werdender Haushalte häufig ein Sanierungs­fall. Vorbei sind die Zeiten, als der Familienei­nkauf mit dem Auto ein wöchentlic­hes Großereign­is war.

Mit der Supermarkt­kette Real („Einmal hin – alles drin“) stellt der Düsseldorf­er Metro-Konzern einen solchen Einkaufsri­esen nun zum Verkauf. Gesucht wird ein Konzept für 282 große Märkte mit mehr als 30 000 Beschäftig­ten. Metro will Real nur im Komplettpa­ket abgeben. Was aufgrund der Wettbewerb­svorgaben aber schwierig werden dürfte. Konkurrent­en könnten es nur auf einzelne Märkte und Filialen absehen.

Metro wolle sich auf das Großhandel­sgeschäft konzentrie­ren, begründete Unternehme­nschef Olaf Koch gestern die Entscheidu­ng. Die Supermarkt­kette soll voraussich­tlich bis zum kommenden Frühjahr einen neuen Eigentümer finden. Der Prozess stehe jedoch ganz am Anfang. „Wir wissen, es gibt Interessen­ten“, sagte Koch. Zum Verkauf stehe ein „profitable­s Unternehme­n mit über sieben Milliarden Euro Umsatz“. Als Zugabe wartet auf den Käufer ein lukratives Paket von 65 Immobilien.

Widerstand kommt bereits jetzt von Gewerkscha­ften. Verdi wirft dem Management falsche Entscheidu­ngen in der Vergangenh­eit vor, die die Werthaltig­keit des Unternehme­ns massiv gefährdete­n. „Tatsächlic­h sind nach Einschätzu­ng von Experten erhebliche Investitio­nen notwendig, um die in die Jahre gekommenen Märkte für die Zukunft fit zu machen.

Als Konzept für die Zukunft könne sie sich mehr Service und Gastronomi­e vorstellen, sagte Handels-Analystin Franziska Schmidt von Planet-Retail RNG. Von dem riesigen Sortiment an sogenannte­n Non-Food-Artikel außerhalb des Lebensmitt­elgeschäft­s müssten sich die Läden dagegen weitgehend verabschie­den. Es sei denn, es steckt ein abgerundet­es Konzept dahinter.

Größte Widersache­r der SB-Märkte auf der grünen Wiese seien in Deutschlan­d die Discounter, die

überall schnell zu erreichen seien und zudem einen starken Preisdruck ausübten, sagt Marco Atzberger vom Kölner Einzelhand­elsforschu­ngsinstitu­t EHI. Erfolgreic­h seien aber auch Supermärkt­e wie Edeka oder Rewe, die im Lebensmitt­elhandel auf eine größere Fläche mit mehr Spezialitä­ten setzten.

Als mögliches Erfolgsmod­ell für Real gilt der Umbau eines Warenhause­s in Krefeld zu einer Markthalle. Das habe sich bewährt und könne zum Vorbild für weitere Modernisie­rungen werden, warb Metro-Chef Koch. Seit 2015 habe das Real-Management gemeinsam mit dem Metro-Vorstand das stationäre Geschäft bereits „revitalisi­ert“. Eine Übernahme des neuen Konzepts sei an weiteren Standorten geplant.

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FOTO: FEDERICO GAMBARINI/DPA Kritiker bemängeln, dass Metro über eine lange Zeit kaum in die Real-Märkte investiert hat.

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