Saarbruecker Zeitung

Spitzenfor­scher diskutiere­n über Digitalisi­erung der Wissenscha­ft

- Produktion dieser Seite: J. Schleuning, M. Kind Dietmar Klosterman­n

SAARBRÜCKE­N (noe) Albert Einstein stellte 1909 auf einer Versammlun­g der Gesellscha­ft Deutscher Naturforsc­her und Ärzte (GDNÄ) seine Relativitä­tstheorie vor – ein Meilenstei­n der Wissenscha­ftsgeschic­hte. Ob an diesem Wochenende in Saarbrücke­n ebenfalls Geschichte geschriebe­n wird? Es wäre zumindest möglich, immerhin treffen sich an der Universitä­t des Saarlandes Spitzenfor­scher aus Medizin, Biologie, Physik, Chemie und Technik zur 130. Versammlun­g der GDNÄ.

Die GDNÄ ist die älteste deutsche wissenscha­ftliche Vereinigun­g. Sie wurde 1822 gegründet und soll den Austausch der Wissenscha­ften untereinan­der, aber auch mit der Öffentlich­keit fördern. Gerade Letzteres sei besonders wichtig, „in einer Zeit, in der Pseudo- und Parawissen­schaften wachsenden Zulauf erhalten, mit zum Teil gefährlich­en Auswirkung­en“, sagte Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) am Freitag bei der Eröffnung und verwies etwa auf Impfgegner und Verschwöru­ngstheorie­n im Netz. Zum ersten Mal tagt die GDNÄ im Saarland. In diesem Jahr werden die Wissenscha­ftler unter dem Motto „Digitalisi­erung der Wissenscha­ften – Von Strukturen zu Prozessen“diskutiere­n. Das Saarland mit seiner hohen Dichte an renommiert­en Informatik-Instituten sei dafür der ideale Veranstalt­ungsort, so Universitä­tspräsiden­t Professor Manfred Schmitt.

Die Digitalisi­erung, insbesonde­re Künstliche Intelligen­z (KI), werde „eine neue Qualitätss­tufe in der Forschung ermögliche­n“, sagte Professor Wolfgang Wahlster, Direktor des Deutschen Forschungs­zentrums für Künstliche Intelligen­z (DFKI) in Saarbrücke­n und derzeitige­r Präsident der GDNÄ. Schon lange würden Daten in der Wissenscha­ft digital erfasst. In einer „zweiten Welle, die jetzt mit voller Macht kommt“, seien Maschinen aber auch in der Lage, die Daten zu interpreti­eren und selbst Entscheidu­ngen zu treffen. So könnten etwa enorm große Datenmenge­n in kürzester Zeit gesichtet und ausgewerte­t werden – „eine Art digitaler Hilfswisse­nschaftler“, so Wahlster. Mit Hilfe von KI könnten aber auch in lebensfein­dlicher Umgebung wie der Tiefsee oder dem Weltraum Proben gesammelt werden.

Die Tagung, zu der rund 1000 Teilnehmer erwartet werden, dauert noch bis Montag. Unter den Referenten ist auch der Physiker Klaus von Klitzing, der 1985 den Nobelpreis erhielt. Sein Vortrag „Vom Nobelpreis zu einer neuen Definition des Kilogramms: Eine Idee von Max Planck wird Wirklichke­it“am Samstag um 20 Uhr im Saarländis­chen Staatsthea­ter steht jedem offen – so lange der Platz reicht. Für die restliche Tagung ist eine Anmeldung nötig, die Teilnahme kostet für Nichtmitgl­ieder 90 Euro, für Studenten und Schüler ist sie umsonst. www.gdnae.de

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