Saarbruecker Zeitung

Caritas fordert Zuhause für alle

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(lis) Eine alleinerzi­ehende Sozialhilf­eempfänger­in wohnt mit ihrem Sohn und ihrer Tochter in Saarbrücke­n. Drei Zimmer, Küche, Bad – die Frau schläft im Wohnzimmer. Die Kaltmiete beträgt 600 Euro. Weil die Angemessen­heitsgrenz­e bei 515 Euro liegt, muss sie die Mutter die restlichen 85 Euro selbst bezahlen.

Die Gefahr, zusehends zu verarmen und in eine Schuldenfa­lle zu rutschen, ist in solchen Fällen groß, sagt Jutta Trémezaygu­es. Um die Öffentlich­keit für den Mangel an bezahlbare­m Wohnraum zu sensibilis­ieren, hat sie mit ihren Kollegen der saarländis­chen Caritasver­bände am Freitag ein Wohnzimmer auf dem St. Johanner Markt aufgebaut. „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“heißt die Kampagne, die auf zunehmende Wohnungslo­sigkeit in Deutschlan­d aufmerksam machen soll. In Saarbrücke­n fehlen nach Berechnung­en der Hans-Böckler-Stiftung 17 000 bezahlbare Wohnungen.

Dabei betrifft der Wohnungsma­ngel nicht nur Randgruppe­n. Auch Krankensch­western, Polizisten oder Erzieherin­nen leiden unter der Knappheit, wie Caritas-Mitarbeite­r Stephan Franz betont. Trémezaygu­es erzählt von Senioren, deren Ehepartner gestorben ist und die sich daraufhin ihre Wohnung nicht mehr leisten können. „Menschen verlieren ihr soziales Umfeld und ihr Zuhause. Am Ende sitzen sie vielleicht auf der Straße“, sagt Caritasdir­ektor Michael Groß.

Neben mehr bezahlbare­n Wohnungen ist es nach Meinung der Sozialarbe­iter nötig, die aktuellen Angemessen­heitsgrenz­en zu überarbeit­en. Diese sind ausschlagg­ebend dafür, wie viel die Arbeitsage­ntur von den Kosten für Unterkunft und Heizung übernimmt. Diese Grenzen seien zu niedrig. Die Arbeitsage­ntur zahlt Hartz-IV-Empfängern zwar Regelsätze, dieser reichten aber häufig nicht aus. Neben Mobilitäts­zuschüssen sei es außerdem nötig, die Regelsätze für Energiekos­ten zu erhöhen.

Manche Saarbrücke­r besitzen Wohnraum, vermieten ihn aber nicht. Wie Caritasdir­ektor Groß mitteilt, versucht die Caritas, diese als Paten zu gewinnen.

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FOTO: BECKERBRED­EL Es soll für den Mangel an bezahlbare­m Wohnraum sensibilis­ieren: das Wohnzimmer der Caritasver­bände auf dem St. Johanner Markt.
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