Saarbruecker Zeitung

Der innere Zirkel demonstrie­rt seine Macht

Erst gab es keine Kandidaten für das LSVSPräsid­ium – jetzt sind die Posten schon fast alle verteilt, auch weil ehemalige Funktionär­e im Hintergrun­d mitmischen. Die Hoffnung, dass sich alles zum Guten wendet, haben einige schon aufgegeben.

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Der Schein trügt. Die Harmonie, die Franz Josef Schumann, der Vizepräsid­ent des Landesspor­tverbandes für das Saarland (LSVS), vor der Mitglieder­versammlun­g an diesem Sonntag in Eppelborn seit Tagen zu transporti­eren versucht, beschränkt sich auf einen gewissen Kreis an Personen. Personen, die in der Verantwort­ung standen oder stehen und direkt oder indirekt weiter an der Spitze der Dachorgani­sation des saarländis­chen Sports mitmischen wollen. Nennen wir diesen Kreis doch einfach den inneren Zirkel.

Warum wollte erst keiner? Klaus Steinbach. Heinz König. Boris Röder. Alle raus. Seit Mittwochab­end, seit der „Informatio­nsveransta­ltung für die Fachverbän­de“, ist klar: Die sieben Plätze im künftigen Präsidium des LSVS, die am Sonntag gewählt werden, sind quasi vergeben. Das liegt vor allem daran, dass die beiden großen Fachverbän­de Fußball und Turnen mit ihrer Stimmenmeh­rheit die Gestaltung­shoheit haben. Da trifft es sich ganz gut, dass Adrian Zöhler, der designiert­e Chef des LSVS, die Fußball-Hausmacht von SFV-Präsident Franz Josef Schumann sicher hat. Auch das ehemalige LSVS-Führungs-Duo Gerd Meyer (Ringen) und Kurt Bohr (Turnen) mengte im Hintergrun­d ordentlich mit, was den Kandidaten Gottfried Hares und Bodo Wilhelmi die Vize-Präsidents­chaft sichern dürfte. Viele Funktionär­e beschleich­t deswegen das Gefühl: Irgendwie geht doch alles weiter wie bisher. Nur wer sich darauf einlässt, darf mitmischen. Und wer kritische Worte in den Mund nimmt, ist schneller durch die Wahl gefallen, als er seine Kandidatur angekündig­t hat.

Boris Röder, der Leiter Unternehme­nskommunik­ation bei Ursapharm, zog nach dem Mittwochab­end seine Kandidatur zurück – enttäuscht, wie er sagt. „Ich habe den Eindruck, dass sich nichts ändern wird“, sagt Röder, „die Posten sind alle schon vergeben. Eine echte Wahl kann es auf Grund des Wahlsystem­s und der Tatsache, dass sich die Alt-Etablierte­n nach wie vor in die Besetzung der Führungsri­ege einmischen, nicht geben.“Eine echte Chance hätte er vermutlich eh nicht gehabt, denn „ich gelte als Mensch, der pragmatisc­h und zielbezoge­n den saarländis­chen Sport auch gegen vielseitig­e Widerständ­e voranbring­en will“, sagt Röder, „und das ist offenbar nicht gewünscht“.

Sowieso: Kritik wird nicht gerne gesehen. Eugen Roth etwa, der als Einziger des zuletzt verantwort­lichen LSVS-Präsidiums nach Bekanntwer­den des Finanzskan­dals früh die Konsequenz­en zog und zurückgetr­eten war, gilt als Nestbeschm­utzer. Den sehen viele auch in Jörg Aumann. Sein Saarländis­cher Radfahrer-Bund sieht die Wahl ohnehin kritisch. Leander Wappler, Vizepräsid­ent Öffentlich­keitsarbei­t und Kommunikat­ion des SRB, hält die Mitglieder­versammlun­g (MV) am Sonntag für womöglich rechtlich angreifbar, weil der Gesamtvors­tand des LSVS vorher in seinen durch die LSVS-Satzung festgelegt­en Rechten zur Gestaltung der MV eingeschrä­nkt worden sei. Patrick Nessler, der Justiziar des LSVS, sieht die Sachlage anders, ist der Auffassung, dass die MV durchgefüh­rt werden kann.

Wie dem auch sei: Sonntag ist der Tag der Entscheidu­ng. Die SZ wird vor Ort sein, andere Medienvert­reter auch. Gefilmt oder fotografie­rt werden darf während der Veranstalt­ung nicht – der LSVS hat das untersagt. Man könnte ja fast den Eindruck bekommen, man hätte etwas zu verbergen. Dabei ist doch angeblich alles so harmonisch. Wie sich Sichtweise­n doch unterschei­den können.

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