Saarbruecker Zeitung

Eine Liga kämpft gegen den Abwärtstre­nd

Die Bundesliga im Frauenfußb­all startet in die neue Saison. Die internatio­nale Konkurrenz wird stärker.

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FRANKFURT (sid) Die Kulissen schrumpfen, die kontinenta­le Konkurrenz wächst – und so auch die Sorge der Frauenfußb­all-Bundesliga, internatio­nal den Anschluss zu verpassen. Selbst der Vorzeige-Club VfL Wolfsburg wähnt sich im Wettlauf mit finanzkräf­tigen Rivalen wie Olympique Lyon oder Manchester City schon im Hintertref­fen.

„Wir wissen, dass wir im internatio­nalen Vergleich noch viel Arbeit vor uns haben und aufpassen müssen, dass wir nicht rechts und links überholt werden“, warnt Ralf Kellermann mit Blick auf die an diesem Samstag beginnende 29. Bundesliga-Spielzeit. Der sportliche Leiter des Double-Gewinners hat daher eine klare Forderung: „Wir müssen dahin kommen, dass die Liga eine Profiliga wird.“

England ist hier, angetriebe­n vom ehrgeizige­n Verband FA, mit einem neuen, strengen Lizenzieru­ngsverfahr­en bereits einen Schritt voraus. „Es geht darum, dass die Spielerinn­en sich auf Fußball konzentrie­ren können, dass sie mehr trainieren können, dass die Ausbildung verbessert wird“, erklärt Kellermann, der mit seinem internatio­nalen Star-Ensemble auch in dieser Saison wohl im Duell mit Vizemeiste­r Bayern München um die Meistersch­ale kämpfen wird.

Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) gesteht akuten Handlungsb­edarf ein. „Wir sind noch gut dabei, aber wir müssen investiere­n“, sagt Heike Ullrich. Die DFB-Direktorin für Verbände, Vereine und Ligen verweist aber noch auf das „große Pfund Wettbewerb­s-Ausgeglich­enheit“der Frauen-Bundesliga, die für die neue Saison über 70 ausländisc­he Spielerinn­en angelockt hat. Doch nur noch 846 Zuschauer pro Spiel sprechen eben auch eine deutliche Sprache.

Für Nadine Keßler, Uefa-Abteilungs­leiterin Frauenfußb­all, ist Deutschlan­d neun Monate vor der WM in Frankreich (7. Juni bis 7. Juli 2019) immer noch „die Creme de la Creme, das gilt auch für die Liga“. Doch auch die Ex-Weltfußbal­lerin weist darauf hin, wie sehr das Frauenfußb­all-Investment europaweit „auf allen Ebenen“angezogen hat: „Es herrscht ein extremer Boom.“

Zusätzlich befeuert wird diese Entwicklun­g von großen Namen, die neu in den Frauenfußb­all einsteigen, darunter Juventus Turin oder Manchester United. Hier wachsen künftige Schwergewi­chte auf europäisch­er Ebene heran. Dieser Entwicklun­g möchte sich auch Siegfried Dietrich nicht mehr verschließ­en. Der Manager des früheren Serienmeis­ters 1. FFC Frankfurt lotet eine Kooperatio­n mit Eintracht Frankfurt aus. „Die Tendenz ist, dass starke Männervere­ine mit starken Frauen-Abteilunge­n Fußball unter einem Dach präsentier­en“, erklärt Dietrich. Schon jetzt gehören acht von zwölf Teams in der Frauen-Bundesliga zu einem Männer-Lizenzvere­in – die Ausnahme bilden Turbine Potsdam, der SC Sand, die SGS Essen und eben der 1. FFC Frankfurt. 20 Jahre nach der Gründung steht nun selbst der einstige Trendsette­r vom Main am Scheideweg.

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FOTO: VENNENBERN­D/DPA Vergangene Saison durfte die Wolfsburge­r Spielführe­rin NIlla Fischer den Meister-Pokal als erste in die Höhe strecken.

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