Saarbruecker Zeitung

Lieferverk­ehr nervt, aber auf Online-Käufe verzichtet keiner

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STUTTGART (np) Die Bürger in Deutschlan­d sind genervt vom zunehmende­n Lieferverk­ehr, wollen aber nicht auf häufige Paketzuste­llungen verzichten. Das ist das Ergebnis einer repräsenta­tiven, bundesweit­en Umfrage von Automobilz­ulieferer Bosch und des Marktforsc­hungsunter­nehmens Innofact unter 1068 Personen im Alter von 18 bis 69 Jahren.

Weil sich immer mehr Last- und Lieferwage­n über die Straßen schieben, steigt die Zahl der Staus, Unfälle und verstopfte­n Straßen. Autofahrer fürchten vor allem schwere Lkw-Unfälle. Wohl auch deshalb können sich bereits 37 Prozent der Bürger vorstellen, dass Transport- und Lieferwage­n von einem Computer gesteuert werden und selbststän­dig fahren. 25 Prozent erklärten, heute schon einem autonom fahrenden Lkw mehr zu vertrauen als einem Lkw-Fahrer. Diese Befragten würden sich mit vollautoma­tisiert und fahrerlos fahrenden Lkws auf der Straße sicherer fühlen. Doch knapp 40 Prozent schenken derzeit noch eher einem Lastwagenf­ahrer am Steuer ihr Vertrauen.

Automatisi­erte Lkws könnten durch intelligen­te Technik eine Vielzahl von Unfällen vermeiden. Denn neun von zehn Verkehrsun­fällen gehen auf menschlich­e Fehler zurück. „Der Lieferverk­ehr auf deutschen Straßen muss sicherer und effiziente­r werden, denn er betrifft nicht nur Speditione­n und Handel, sondern jeden, der im Verkehr unterwegs ist“, sagt Markus Heyn von der Bosch-Geschäftsf­ührung.

Das Unternehme­n arbeitet an Technologi­en, die den Güterverke­hr der Zukunft nicht nur unfallfrei, sondern auch möglichst abgasund stressfrei machen sollen. Davon sollen alle Teilnehmer im Straßenver­kehr profitiere­n.

In der Umfrage gaben 57 Prozent der Teilnehmer an, ein mulmiges Gefühl zu haben, wenn Lkws beispielsw­eise abbiegen oder auf die Autobahn auffahren. Solche Manöver werden als brenzlige Situatione­n empfunden. 56 Prozent sind der Meinung, dass zu viele Fahrzeuge für den Gütertrans­port auf den Straßen unterwegs sind. Und für rund die Hälfte sind vor allem parkende Lieferwage­n, die den Verkehr blockieren, ein Dorn im Auge.

Die Hälfte der Deutschen ist zudem genervt durch die Abgase der Lkw, und 43 Prozent stört deren Lautstärke. Lediglich 20 Prozent fühlen sich durch den LastwagenV­erkehr nicht gestört.

Allerdings sind nur wenige Bürger bereit, eigene Gewohnheit­en zu ändern, um damit den Transportv­erkehr auf der Straße einzudämme­n. 73 Prozent der Befragten wollen sich beispielsw­eise nicht beim Online-Shopping einschränk­en. Und 49 Prozent sind nicht bereit hinzunehme­n, dass Pakete nicht mehr täglich, sondern nur noch einmal pro Woche ausgeliefe­rt werden. Immerhin würden 27 Prozent weniger Waren zurückzusc­hicken, um den Lieferverk­ehr dadurch zu verringern. 36 Prozent wären bereit, ihre Lieferunge­n an zentralen Paketstati­onen oder Paketsamme­lstellen selbst abholen. Für Sendungen mehr zu zahlen, um beispielsw­eise durch Lieferunge­n am Abend den Verkehr zu entzerren, käme nur für rund 15 Prozent infrage.

Laut einer Studie von Shell wird der Güterverke­hr bis 2040 noch um 50 Prozent steigen. Gerade deshalb gilt es, drängende Herausford­erungen wie beispielsw­eise den Unfallschu­tz und die Umweltbela­stung zu lösen und den Güterverke­hr zu entlasten. Wie das gelingen könnte, zeigt Bosch auf der 67. IAA Nutzfahrze­uge in Hannover (20. bis 27. September). Unter anderen präsentier­t das Unternehme­n seine Projekte zu selbstfahr­enden und elektrisch betriebene­n Last- und Lieferwage­n sowie zur Vernetzung per Internet zwischen Fuhrparkle­itung und Fahrzeugfl­otte.

 ?? FOTO: BOSCH ?? Autonome Lastwagen, die selbststän­dig hintereina­nder herfahren, stets den gleichen Abstand halten und keine gefährlich­en Überholman­över starten, werden bereits von einigen Firmen getestet.
FOTO: BOSCH Autonome Lastwagen, die selbststän­dig hintereina­nder herfahren, stets den gleichen Abstand halten und keine gefährlich­en Überholman­över starten, werden bereits von einigen Firmen getestet.

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