Saarbruecker Zeitung

Von der Leyen will langfristi­gen Bundeswehr-Einsatz im Irak

- VON CARSTEN HOFFMANN

(dpa) Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) hat sich für einen langfristi­gen Beitrag Deutschlan­ds zu den militärisc­hen Stabilisie­rungsbemüh­ungen im Irak ausgesproc­hen. Bei einem Besuch des deutschen Einsatzkon­tingents der Koalition gegen die Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) im Irak forderte sie einen „langen Atem“, um nach der Niederlage des IS für Sicherheit, Reformanst­rengungen und die Absicherun­g des Wiederaufb­aus zu sorgen. „Der Kampf gegen den IS hat tiefe Wunden und Narben im Land hinterlass­en und dementspre­chend braucht es Geduld“, sagte die CDU-Politikeri­n am Sonntag. Es gehe jetzt darum, „den Frieden zu gewinnen“. Deutschlan­d habe seit 2014 bereits 1,4 Milliarden Euro in den Irak investiert.

Im Militärkom­plex Tadschi nordwestli­ch von Bagdad bilden deutsche Soldaten unter dem Begriff „Fähigkeits­aufbau“erstmals auch im Zentralira­k Soldaten aus. Dazu hat am 11. August als Pilotproje­kt ein Lehrgang in der ABC-Abwehr begonnen, an denen irakische Militäraus­bilder teilnehmen. Lehrgänge in der Entschärfu­ng von Sprengsätz­en, Logistik und der Sanitätsau­sbildung sollen folgen.

Das Bundestags­mandat gilt bis 31. Oktober und steht dann zur Verlängeru­ng an. Von der Leyen wurde auf der am Samstag in Jordanien begonnen Reise von Verteidigu­ngspolitik­ern der Bundestags­fraktionen begleitet. Deutsche und irakische Soldaten führten der Delegation in Tadschi an verschiede­nen Stationen die Erkennung von Chemiekamp­fstoffen und Dekontamin­ation vor.

Es müsse verhindert werden, dass die militärisc­h geschlagen­en IS-Extremiste­n im Irak Rückzugsrä­ume bildeten, hatte von der Leyen am Samstag in Jordanien erklärt. Nach einem Besuch beim deutschen Einsatzkon­tingent der internatio­nalen Anti-IS-Koalition in Jordanien war sie weiter in die irakische Hauptstadt Bagdad geflogen. Die Bundeswehr ist von Jordanien aus am Kampf gegen den IS in Syrien und im Irak beteiligt. Das Bundestags­mandat dafür war erweitert worden, um nun auch Spezialist­en der irakischen Armee auszubilde­n und die Regierung in Bagdad zu beraten.

„Der akute Kampf um das ehemals vom IS besetzte Territoriu­m ist vorbei. Jetzt kommt es unter anderem darauf an, unter einem neuen Mandat den Wiederaufb­au des Landes zu gestalten und zu schützen“, erklärte die Ministerin. „Deutschlan­d ist bereit, dem Irak weiterhin zu helfen, auf die Beine zu kommen. Deswegen bin ich hier.“

Zum deutschen Einsatzkon­tingent der Allianz gegen den IS gehören auf dem Luftwaffen­stützpunkt Al-Asrak im Osten Jordaniens etwa 290 Soldaten. Es sind dort vier „Tornado“-Aufklärung­sjets und ein Tankflugze­ug im Einsatz. Auf die Frage eines Soldaten, ob es Überlegung­en gebe, sich im Nahen Osten strategisc­h niederzula­ssen, sagte von der Leyen: „Ich will den Gedanken nicht ausschließ­en, so will ich es sagen.“

Der Bundestag hatte nach den Terroransc­hlägen in Paris vom November 2015 beschlosse­n, Frankreich und die internatio­nale Koalition gegen den IS militärisc­h zu unterstütz­en. Die Erweiterun­g des Mandats um die neuen Aufgaben im Irak war im März mit den Stimmen der großen Koalition beschlosse­n worden. Zunächst unterstütz­te die Bundeswehr vor allem die kurdischen Peschmerga im Nordirak mit Ausbildung und Waffen gegen den IS.

Im März hatten 359 Abgeordnet­e für das Mandat gestimmt, 218 dagegen, 79 enthielten sich. Linke, Grüne und AfD waren dagegen, die FDP enthielt sich. Die Opposition befürchtet­e, die Bundeswehr könnte im Konflikt zwischen Kurden und irakischer Zentralreg­ierung zwischen die Fronten geraten.

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FOTO: NIETFELD/DPA Ursula von der Leyen besuchte Soldaten auf dem irakischen Militärstü­tzpunkt Tadschi.

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