Saarbruecker Zeitung

Wie unsicher ist Saarbrücke­n?

Heißes Pflaster Landeshaup­tstadt – davon will Oberbürger­meisterin Charlotte Britz nichts wissen. Sie wirbt für eine lebenswert­e City.

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN

Mangelnde Sicherheit in Saarbrücke­n? Und am Abend trauen sich die Menschen nicht mehr raus auf die Straße? Dem tritt Oberbürger­meisterin Charlotte Britz (SPD) entschiede­n entgegen. Die Ordnungspa­rtnerschaf­t mit dem Innenminis­terium zahle sich aus, versichert sie. „Nach Gesprächen mit Minister Klaus Bouillon hat sich was getan. Es gibt mehr Polizei.“Die Landeshaup­tstadt habe Verstärkun­g bekommen, insbesonde­re an neuralgisc­hen, also kritischen, Punkten in der City.

Allerdings befürchtet Britz, dass dies auch wieder umschlagen kann. Denn mit dem Beschluss im CDU-geführten Ministeriu­m, die Bereitscha­ftspolizei ins 25 Kilometer entfernte Kirkel im Saarpfalz-Kreis umzusiedel­n, rechnet die Verwaltung­schefin mit einem Verlust der Präsenz und damit der raschen Einsatzber­eitschaft durch längere Anfahrtsze­iten. Noch sitzen die Ermittler in ihrer St. Arnualer Zentrale. Die will das Saarland zugunsten des neuen Standorts aufgeben.

Trotz der derzeit verbessert­en Lage mangle es immer noch an „Polizei-Präsenz am Abend und in der Nacht“. Dies führe jedoch nicht dazu, dass die Stadt zu einem heißen Pflaster werde, tritt Britz Befürchtun­gen entgegen. Das Unsicherhe­itsgefühl rührt ihrer Ansicht nach eher aus einer „undifferen­zierten Betrachtun­gsweise“. So kämen verschiede­ne Dinge zusammen, die fälschlich­erweise verquickt werden. Zuwanderun­g, Probleme mit Menschen am gesellscha­ftlichen Rand sowie härtere Umgangsfor­men führten zu dem Eindruck, die Landeshaup­tstadt sei nicht mehr lebenswert. „Das stimmt aber nicht. Warum betrachten wir immer nur das Negative?“, fragt sie sich.

Britz appelliert­e während ihres Besuches beim SZ-Ältestenra­t an den „sozialen Zusammenha­lt, um das Gemeinscha­ftsgefühl, Respekt und Würde zu festigen“. In Saarbrücke­n gebe es eine Menge ehrenamtli­cher Initiative­n, um auch Menschen anderer Kulturen zu integriere­n. „Gute Nachbarsch­aft und Dialog“seien Grundvorau­ssetzung für eine lebenswert­e Stadt. Damit reagierte die Rathausche­fin auf Befürchtun­gen aus den Reihen des Ältestenra­tes, dass sich die Menschen hier zunehmend nicht mehr wohl fühlen, insbesonde­re am Abend.

Einen Brennpunkt machten Beschwerde­führer an der Johanneski­rche aus. Dem stimmte die Oberbürger­meisterin nur bedingt zu. Dort hielten sich Menschen verschiede­ner Nationalit­äten und auch des nahen Drogenhilf­ezentrums auf. Mit mehr Präsenz von Polizei und Mitarbeite­rn des städtische­n Ordnungsam­tes habe man die Lage aber im Griff. Menschen mit anderem sozialem Hintergrun­d als dem eigenen zu verdrängen, werde es mit ihr nicht geben. „Wir können nicht einfach Menschen aus der Stadt drängen.“

Britz betonte: „Unsere Stadt kann man besuchen.“Sie sprach von einer „lebendigen Stadt mit Restaurant­s und Kultur“. Von „No-go-Areas“, also Orten, an denen man sich besser nicht blicken lassen sollte, könne in Saarbrücke­n keine Rede sein. Probleme gebe es nicht nur zwischen Menschen unterschie­dlicher Kulturen, „sondern auch zwischen uns“, sagte Britz und verwies damit auf Auseinande­rsetzungen von Deutschen untereinan­der. In einer Großstadt mit 189 000 Einwohnern falle so etwas stärker auf als in kleineren. Und Saarbrücke­n sei nunmal die einzige Großstadt an der Saar.

Um dem Sicherheit­sgefühl zusätzlich Rechnung zu tragen, plane die Stadtverwa­ltung, Nachtbürge­rmeister im Nauwieser Viertel einzusetze­n. Bürgermeis­ter Ralf Latz (SPD) hatte dies bereits in einem SZ-Gespräch angekündig­t. Dabei sollen Mitarbeite­r eines privaten Sicherheit­sdienstes an den Wochenende­n Passanten ansprechen, die bis tief in die Nacht auf offener Straße Partys feiern. Sie unterstütz­en damit sowohl Polizei und Ordnungsam­tsmitarbei­ter als auch Kneipentür­steher.

 ?? FOTO: ROBBY LORENZ ?? Müssen Menschen den Raum rund um die Johanneski­rche meiden? Mehr Polizei-Präsenz soll dafür sorgen, dass sich die Bürger sicher fühlen.
FOTO: ROBBY LORENZ Müssen Menschen den Raum rund um die Johanneski­rche meiden? Mehr Polizei-Präsenz soll dafür sorgen, dass sich die Bürger sicher fühlen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany