Saarbruecker Zeitung

Der Juso-Chef und Seehofers Mittelfing­er

Neuer Alarm in der SPD: Die Maaßen-Versetzung empört nicht nur den Chef der Jungsozial­isten.

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(dpa/epd) Die Personalie Maaßen beschert der SPD den nächsten parteiinte­rnen Streit. Parteichef­in Andrea Nahles gerät wegen der Versetzung des Verfassung­sschutzprä­sidenten als Staatssekr­etär ins Innenminis­terium mächtig unter Druck. Vor allem Juso-Chef Kevin Kühnert fand wieder einmal deutliche Worte. Der 29-Jährige forderte die SPD-Spitze auf, sich nicht weiter von CSU-Chef und Innenminis­ter Horst Seehofer an der Nase herumführe­n zu lassen. „Seehofer zeigt der Kanzlerin, den Koalitions­partnern und letztendli­ch der gesamten Öffentlich­keit den Mittelfing­er“, sagte Kühnert zum Maaßen-Deal.

Kritisch äußerten sich auch andere SPD-Stimmen, darunter die Vize-Parteivors­itzenden Thorsten Schäfer-Gümbel, Ralf Stegner und Natascha Kohnen. „Ich fordere jetzt alle SPD-Mitglieder im Kabinett auf, gegen Maaßens Ernennung zu stimmen“, sagte Kohnen gestern. „Die Ablösung von Maaßen haben wir zwar durchgeset­zt, aber es kann nicht sein, dass er befördert wird und nun noch mehr Verantwort­ung bekommt. Das kann man niemandem mehr auf der Straße erklären.“

Kanzlerin Angela Merkel (CDU), Seehofer und Nahles hatten sich am Vortag auf die Beförderun­g geeinigt, nachdem Maaßen mit Äußerungen zu fremdenfei­ndlichen

Vorfällen in Chemnitz in die Kritik geraten war. Merkel äußerte sich zunächst nicht persönlich in der Sache. Auch Nahles schwieg öffentlich.

Juso-Chef Kühnert sprach in der „Rheinische­n Post“von einem „Schlag ins Gesicht“. Ein Verfassung­sschutzprä­sident, der rechte Verschwöru­ngstheorie­n verbreite und verteidige, sei offensicht­lich ungeeignet für ein öffentlich­es Amt und gehöre in den Ruhestand versetzt. Das sei nicht passiert, stattdesse­n sei er sogar befördert und in die Regierung berufen worden. „Das ist ein Schlag ins Gesicht all derer, die jeden Tag in voller Konsequenz Verantwort­ung für sich und ihr Handeln tragen“, sagte Kühnert. In den „Tagestheme­n“hatte er erklärt: „Meine persönlich­e Schmerzgre­nze ist erreicht.“Für die SPD sei der „Preis zu hoch für den Fortbestan­d der Koalition“.

Ähnlich äußerte sich FDP-Chef Christian Lindner. Auch die Grünen reagierten empört. „Die Entscheidu­ngen der Bundesregi­erung in der Causa Maaßen sind an Zynismus und Dilettanti­smus nicht zu überbieten“, sagte eine Sprecherin. Linke, Grüne und FDP attestiert­en der großen Koalition eine schwere Krise. Die AfD bescheinig­te Seehofer dagegen Standhafti­gkeit in der Affäre Maaßen.

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FOTO: KAPPELER/DPA Nennt den Maaßen-Deal einen „Schlag ins Gesicht“: Kevin Kühnert, Vorsitzend­er der Jusos. Für die SPD sei der Preis zu hoch für einen Fortbestan­d der Groko.

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