Saarbruecker Zeitung

„Generation Mitte“: Gut versorgt, aber sehr besorgt

Die 30- bis 59-Jährigen sorgen sich um die politische Stabilität. Eine Allensbach-Umfrage sieht einen Zwiespalt zwischen persönlich­er und gesellscha­ftlicher Lage.

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VON STEFAN VETTER

BERLIN

Den Bundesbürg­ern zwischen 30 und 59 Jahren geht es insgesamt so gut wie nie zuvor. Allerdings fürchtet die „Generation Mitte“zunehmend um den gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt und die politische Stabilität im Land. Das sind die zentralen Ergebnisse einer repräsenta­tiven Befragung des Allensbach-Instituts, die gestern in Berlin veröffentl­icht wurde. Das Wichtigste im Überblick:

Die Gesundheit, sagen mit 90 Prozent die Allermeist­en. Auf den folgenden Plätzen rangieren eine glückliche und stabile Partnersch­aft (83 Prozent), finanziell­e Unabhängig­keit (82 Prozent) und ein guter Freundeskr­eis (78 Prozent). Auffällig: Die Sparsamkei­t, einst eine Tugend, liegt mit 14 Prozent Zustimmung auf dem letzten von 23 Plätzen. Gleichzeit­ig fürchtet aber mehr als die Hälfte der Befragten eine unsichere Rente sowie eine Einschränk­ung des Lebensstan­dards im Alter. Und mehr als jeder Dritte hat Angst, dass sein Einkommen schon in den nächsten Jahren nicht ausreichen könnte. Zwischen solchen Befürchtun­gen und dem mangelnden Vorsatz, selbst etwas dagegen zu tun, klafft also eine Lücke. 42 Prozent der Menschen im mittleren Alter sagen, dass es ihnen heute besser geht als vor fünf Jahren. 40 Prozent sehen keine Veränderun­gen. Knapp jeder Fünfte beklagt eine Verschlech­terung seiner Lage. Optimistis­ch ist eine große Mehrheit auch für die Zukunft. Gut drei Viertel der Befragten rechnen in den kommenden fünf Jahren mit weiteren Verbesseru­ngen beziehungs­weise keinen Veränderun­gen. Allerdings geht die Schere zwischen den sozialen Schichten dabei weit auseinande­r. So sorgt sich jeder Vierte unter den Einkommens­schwächere­n um seinen Arbeitspla­tz. In der mittleren Schicht tut das nur etwa jeder Zehnte. Und während es heute 55 Prozent der Menschen mit höherem sozialen Status besser geht als vor fünf Jahren, geht es 37 Prozent der Menschen mit niedrigere­m Status heute schlechter als damals. Die mittlere Generation ist laut Allensbach-Chefin Renate Köcher ebenso wie die gesamte Bevölkerun­g „im Zwiespalt“zwischen wachsender Zufriedenh­eit mit der materielle­n Situation und dem Unbehagen über die gesellscha­ftlichen und politische­n Entwicklun­gen. So glauben aktuell nur noch 27 Prozent, dass die Politik für Sicherheit und stabile Verhältnis­se sorgen kann. Damit hat sich dieser Anteil innerhalb von nur drei Jahren fast halbiert. Zwei Drittel halten den gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt für schwach oder sehr schwach. Ebenso viele haben den Eindruck, dass sich diese Entwicklun­g beschleuni­gt. Im Jahr 2015 fürchteten 56 Prozent der Befragten um den gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt. Jetzt sind es 67 Prozent. Wegen der guten Konjunktur und der anhaltend positiven Entwicklun­g am Arbeitsmar­kt spielt dieses Thema in der mittleren Generation nur eine untergeord­nete Rolle. So hat sich der Anteil derer, die sich als akut abstiegsge­fährdet einstufen, in den letzten zwei Jahren von 15 auf elf Prozent reduziert. Gleichzeit­ig werden die Aufstiegsc­hancen günstiger beurteilt als damals. 2016 waren hier 46 Prozent der Befragten optimistis­ch. Jetzt sind es 58 Prozent. Die Allensbach-Befragung im Auftrag der Versicheru­ngswirtsch­aft wurde zum sechsten Mal durchgefüh­rt. Die Interviews mit insgesamt 1048 Frauen und Männern im Alter zwischen 30 und 59 Jahren fanden im Juli dieses Jahres statt.

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FOTO: MATTHIAS BALK/DPA Eigentlich geht es der „Generation Mitte“gut, vor allem wirtschaft­lich gesehen. Partnersch­aft, Familie und Freunde nehmen einen hohen Stellenwer­t ein. Doch die Sorge um die Stabilität ist groß.

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