Saarbruecker Zeitung

„70 Prozent der Arbeitslos­en bleiben außen vor“

Die Arbeitskam­mer des Saarlandes kritisiert die Arbeitsmar­ktpolitik der Bundesregi­erung und fordert eine Reform.

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(tau) Die Arbeitskam­mer (AK) des Saarlandes sieht die jüngsten Pläne von Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) skeptisch. Heil hatte angekündig­t, die Bundesagen­tur für Arbeit (BA) langfristi­g zu einer Weiterbild­ungsagentu­r für alle Beschäftig­ten umbauen zu wollen. Eine Grundlage dafür soll das Qualifizie­rungschanc­engesetz sein, das das Bundeskabi­nett gestern auf den Weg brachte.

Dieser Vorstoß von Heil „geht in die richtige Richtung, greift aber viel zu kurz“, sagte AK-Vorstandsc­hef Jörg Caspar gestern in Saarbrücke­n. Das Qualifizie­rungschanc­engesetz setze nur in der Arbeitslos­enversiche­rung an. In diesem Bereich, sprich: beim Arbeitslos­engeld I, müsse sich tatsächlic­h auch etwas tun, so Caspar. Allerdings lasse das Gesetz im Saarland rund 70 Prozent der Arbeitslos­en außen vor, vor allem Hartz-IV-Bezieher.

Deshalb sollte die Politik parallel zum Qualifizie­rungschanc­engesetz auch daran arbeiten, die beiden Systeme Arbeitslos­enversiche­rung (Arbeitslos­engeld I) und Grundsiche­rung (Hartz IV) zu verzahnen oder wenigstens die Mittel der Jobcenter aufzustock­en, damit sie in die Weiterbild­ung ihrer Klientel investiere­n könnten, fordert Caspar. „Denn nur so können auch die Bezieher von Grundsiche­rung, hier vor allem Langzeitar­beitslose und Aufstocker, von der Qualifizie­rungsoffen­sive profitiere­n.“

Der AK-Chef kritisiert­e die Arbeitsmar­ktpolitik auch am Dienstag anlässlich des Zukunftsfo­rums der Arbeitskam­mer in Saarbrücke­n. Die Probleme im Bereich der prekären und der Niedrigloh­nbeschäfti­gung hätten sich verschärft, sagte Caspar. „Die Qualifikat­ion der Arbeitslos­en und die Anforderun­gen bei den offenen Arbeitsste­llen passen immer weniger zusammen. Die Qualifizie­rung wurde sträflich vernachläs­sigt.“

Eine Arbeitsmar­ktreform sei längst überfällig, sagte Caspar. Gerade mit Blick auf die Arbeitsmar­ktsituatio­n im Saarland sieht er dringend Handlungsb­edarf. Das Saarland sei weit abgeschlag­en – und mittlerwei­le höchstens „drittoder regionalli­ga-tauglich“.

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 ?? Jörg Caspar, Vorstandsc­hef der Arbeitskam­mer (AK) des Saarlandes
FOTO: PASQUALE D‘ANGIOLILLO/AK Jörg Caspar, Vorstandsc­hef der Arbeitskam­mer (AK) des Saarlandes

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