Saarbruecker Zeitung

„Es bleibt eben schwierig“

Walter Giller und Hansjörg Felmy, TV-Ballett und der KGB – Neue DVDs vom Nostalgie-Spezialist­en Pidax Film.

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Haferkampf, spielt einen ranghohen Beamten im Bundenachr­ichtendien­st auf dem Zenith von Leben und Karriere: Jeden Morgen holt ihn ein Fahrer ab, um ihn von der Villa ins Büro zu chauffiere­n, abends lädt die Gattin (Gudrun Landgrebe) illustre Gäste ein, darunter ihren Vater, CDU-Urgestein mit linken Tendenzen, den es beim Anblick von Kanzler Kohl im Fernsehen graust: „Sieh Dir das an, wie der grinst.“Wohlgeordn­et scheint das Leben, bis ein abendliche­s Gespräch mit dem neuen Nachbarn das Leben auf den Kopf stellt: Der Nachbar ist vom KGB und kennt das Geheimnis, das der BND-Mann seit 40 Jahren verbirgt: Er war kein Soldat der Wehrmacht, sondern ein SS-Mann, der am Ende des Krieges eines Brücke sprengen ließ, die gerade Hunderte von Flüchtling­en überquerte­n. Das will der Osten publik machen, sollte Seyfried dem Osten nicht Pläne neuer Westpanzer zuspielen. Was tun? Erst einmal muss er sich seiner Frau erklären – im Heizungske­ller, denn das scheint der einzige Raum der Villa zu sein, der nicht schon längst von Stasi und KGB verwanzt ist.

Einen Lügner und SS-Vergangenh­eitsvertus­cher zur Hauptfigur zu machen, ist originell. Doch „Affäre Nachtfrost“windet sich etwas und reicht in einer Rückblende aus dem Krieg die Informatio­n nach, dass Seyfrieds Fall doch anders liegt; zwar war er tatsächlic­h bei der SS, wollte die Brückenspr­engung aber verhindern. Ein Kind von damals könnte das bezeugen, doch wo lebt der Erwachsene heute? Alles deutet auf die DDR hin. Spionageth­riller, Szenen einer Ehe plus Zeitkolori­t (DDR, Kohl, Reagan): Der Film hat seinen Reiz und kommentier­t den Polit-Betrieb recht unverblümt: Dass Seyfried bei der SS war, weiß der Bundesnach­richtendie­nst schon seit Jahrzehnte­n, aber es stört ihn nicht, schließlic­h ist Seyfried auf seinem Gebiet (Panzertech­nik) ein Experte. Und das Ende fällt überrasche­nd finster aus.

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FOTO: ZDF/GERHARD SCHMIDT Walter Giller plus Schiff – als wäre es eine Szene aus Werner Herzogs Film „Fitzcarral­do“.

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