Browser sollen besseren Datenschutz bieten
Firmen spähen das Verhalten der Internetnutzer aus, um Werbung zu platzieren. Das wollen Apple und Mozilla erschweren.
VON ANICK JESDANUN
NEW YORK
(ap) Für viele Computerbenutzer ist es eine leidige Erfahrung: Facebook und andere Internet-Unternehmen werten das Verhalten von Webseitenbesuchern aus, um gezielt Werbung zu schalten. Nun sollen zwei Webbrowser helfen, die Flut dieser Produktvorschläge zumindest einzudämmen. In Apples Safari und Mozillas Firefox eingebaute Schutzvorrichtungen sollen Datensammler daran hindern, Cookies, etwa gespeicherte Login-Daten, in sogenannte Tracker zu verwandeln.
Werbeunternehmen verwenden Tracker, um einzelne Nutzer über mehrere Webseiten hinweg zu verfolgen. Wenn Nutzer beispielsweise das Programm einer politischen Partei lesen, eine bestimmte Art von Tierfutter kaufen oder sich eine Fernsehserie anschauen, erstellen die Datensammler aus diesen Informationen ein Profil. Webseiten aller Art setzen Cookies von Facebook und Google ein, um ihre Internet-Anzeigen auf die persönlichen Hobbys und Interessen der Besucher zuzuschneiden. Daher kommt es, dass demjenigen eine Anzeige für Schuhe angezeigt wird, der kurz zuvor auf einer anderen Webseite danach gesucht hat.
Apple zufolge sind in viele populäre Internetseiten mehr als 70 Tracker eingebettet, darunter viele von Google und Facebook. Nach Berechnungen der Forschungsgruppe „E-Marketer“dürften die beiden Internet-Konzerne dieses Jahr zusammen 57 Prozent des 92 Milliarden Euro umfassenden digitalen Anzeigenmarktes auf sich vereinigen.
Internetnutzer sind sich auch wegen des Skandals um Cambridge Analytica zunehmend des unerwünschten Datensammelns bewusst. Das Beratungs- und Werbeunternehmen hatte im Vorfeld der US-Wahl 2016 von Facebook erworbene Daten von Millionen Nutzern dazu verwendet, Wählerprofile zu erstellen. Wie die New York Times berichtet, nahmen viele Facebook-Mitglieder den Vorfall zum Anlass, ihre Kontos bei dem sozialen Netzwerk zu löschen.
Beim Webbrowser Safari kommt die Programmverison, die das Tracking einschränken soll, automatisch per Aktualisierung. Firefox hat ähnliche Maßnahmen bereits für Apples Smartphones und Tablet-Computer getroffen und will die neuen Schutzfunktionen in den kommenden Monaten auch für Computer nachliefern.
Wer bisher immer Google Chrome benutzt hat, sollte darüber nachdenken, den Browser zu wechseln. Chrome geht nicht gegen Tracking vor. Aktuell ist das Google-Programm der am meisten eingesetzte Webbrowser der Welt. Nach Schätzungen verwenden ihn über 50 Prozent der Internetnutzer, während es bei Safari und Firefox zusammen weniger als 20 Prozent sind.
Allerdings können auch diese Programme Tracking nicht gänzlich unterbinden, zum Beispiel wenn Nutzer Facebook oder Google direkt verwenden. Und auch bei der Nutzung anderer Anwendungen auf dem Smartphone oder einem Tablet-Computer bieten die Browser keinen Schutz.
Mangelhafte Sicherheit sei jedoch besser als gar keine, betont Will Strafach, ein ehemaliger Hacker, der nun eine Firewall für Smartphones entwickelt. Auch wenn Einbrecher eine Tür aufbrechen könnten, bedeute das schließlich nicht, dass man sie erst gar nicht abschließen sollte.
Programme gegen das Tracking gibt es zwar schon seit Längerem, beispielsweise die Software Ghostery. Apple und Mozilla versuchen nun jedoch, den Schutz direkt in ihre Browser einzubauen, damit Nutzer keine Erweiterungen installieren müssen.
Safari will darüber hinaus künftig verhindern, dass Datensammler blockierte Cookies dadurch ausgleichen, dass sie sogenannte „Fingerabdrücke“erkennen und zurückverfolgen. Gemeint ist damit, dass Anwender durch Merkmale wie Browser-Typ, installierte Erweiterungen oder die Auflösung ihres Bildschirms identifiziert werden. Dadurch können Datensammler trotz blockierter Cookies neue Informationen für Nutzerprofile gewinnen. Deshalb stellt Safari Webseiten künftig weniger Informationen zu technische Merkmalen seiner Nutzer bereit.
Jared Williams vom Lokalmedienverband Local Media Association mahnt, bei den Bemühungen um den Schutz der Privatsphäre einen anderen Punkt nicht aus den Augen zu verlieren: Werbeanzeigen ermöglichten den Nutzern kostenlose Internet-Angebote. Die neuen Safari- und Firefox-Funktionen blockierten Anzeigen zwar nicht. Aber ohne die Daten der Cookies könnten viele Webseiten wesentlich geringere Werbeeinnahmen generieren, betont Williams.
Apple und Mozilla können sich ihre jüngsten Schritte im Sinne der Privatsphäre ihrer Nutzer leisten, weil beide unabhängig von Werbeeinnahmen sind. Google verdient jedoch den größten Teil seines Geldes durch Anzeigenverkäufe. Facebook und Google lehnten Stellungnahmen zu den Änderungen bei Safari und Firefox ab. Google wies darauf hin, dass auch der Chrome-Browser erlaube, den Einsatz von Cookies einzuschränken. Das Tracking solle jedoch auch künftig nicht verhindert werden.