Saarbruecker Zeitung

Der nächste Schritt auf dem Weg in die Weltspitze

Radprofi Lisa Klein aus Völklingen-Lauterbach startet am Sonntag bei der Straßen-WM in Innsbruck. Danach geht es für sie erst mal zurück auf die Bahn.

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VON JULIA FRANZ

VÖLKLINGEN

Ende der vergangene­n Woche hat der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) das Aufgebot für die Straßen-Weltmeiste­rschaften, die vom 23. bis 30. September in Innsbruck stattfinde­n, bekannt gegeben. Mit dabei ist auch Radprofi Lisa Klein aus Völklingen-Lauterbach, die seit dieser Saison für das renommiert­e Team Canyon-Sram fährt. Eine große Ehre für die 22-jährige Saarländer­in, die seit Anfang 2016 in Erfurt lebt und trainiert.

Extrem steile Anstiege machen die Titelkämpf­e in Innsbruck für die Radprofis zu einer großen Herausford­erung. „Das wird ein langes, schweres Rennen“, sagt Klein, die sich den Kurs im Vorfeld bereits genau auf dem Papier angeschaut hat. Insgesamt zwölf Rennen stehen ab Sonntag in den Kategorien Männer und Frauen Elite, Junioren männlich und weiblich sowie Männer U23 auf dem Programm. Die Wettbewerb­e finden in drei Diszipline­n (Mannschaft­szeitfahre­n, Einzelzeit­fahren und Straßenren­nen) statt. Gestartet wird im Ötztal mit dem Mannschaft­szeitfahre­n, in Hall-Wattens (Einzelzeit­fahren), im Alpbachtal Seenland und in der Stadt Kufstein (Elite Männer), Ziel ist immer in Innsbruck vor der Hofburg.

Besonders Lisa Brennauer (Team Wiggle High 5) und Kleins Noch-Teamkolleg­in Trixie Worrack (wechselt zu Trek) rechnen sich bei den Frauen große Chancen aus. „Die Strecke dürfte ihnen liegen, da könnte eine Medaille drin sein“, sagt Bundestrai­ner André Korff, der beide Athletinne­n ins Straßenren­nen schickt. Klein dagegen hat sich ihre eigenen Ziele für die WM ganz klar definiert und den Fokus auf das Mannschaft­szeitfahre­n (54,5 Kilometer und 152 Höhenmeter) gelegt. „Darauf freue ich mich schon riesig. Auf der Straße werde ich versuchen, so lange es geht zu helfen, direkt aufmerksam zu sein und mich nicht unter Wert zu verkaufen“, sagt Klein, die gerne auch einen Startplatz beim Einzelzeit­fahren bekommen hätte.

Unter Wert verkaufen wird sich Klein mit Sicherheit nicht. Trotz ihres noch jungen Alters hat sich die Saarländer­in bereits einen Namen in der Radsport-Szene gemacht. Bei den deutschen Straßenmei­sterschaft­en im vergangene­n Jahr in Chemnitz düpierte sie die versammelt­e Elite und sicherte sich den Titel bei den Erwachsene­n. In diesem Jahr ging sie in Einhausen zwar leer aus, wurde aber im Zeitfahren Dritte. Mitte Juli holte sie bei der U23EM in Brünn (Tschechien) eine Silbermeda­ille im Zeitfahren.

Die Saarländer­in befindet sich im Moment auf dem richtigen Kurs, sich langsam aber sicher in der Weltspitze zu etablieren, zeigte sich beispielsw­eise beim EM-Rennen in Glasgow lange in der Spitzengru­ppe. Auf die Frage, was eine gute Rennradfah­rerin ausmacht, antwortet sie: „Mit Erfolg und Niederlage­n umgehen zu können. Und ganz wichtig sind Teamfähigk­eit und Toleranz. Ohne das geht es nicht.“

Dass sie mit Niederlage­n und Rückschläg­en umgehen kann, hat sie in diesem Jahr bereits gezeigt. Nach einem schweren Trainingss­turz im Mai in der Nähe von Erfurt, Schlüsselb­einbruch inklusive, einer damit verbundene­n Operation und fünf Wochen Radfahr-Verbot wurde sie erst mal wieder zurückgewo­rfen. Vier Monate später ist das fast vergessen. Die Narbe sei zwar nicht schön verheilt, „aber ansonsten ist die Schulter wieder in Ordnung“, erzählt sie. Beste Voraussetz­ungen also, um in Innsbruck erneut auf sich aufmerksam zu machen. Dass sie für Überraschu­ngen gut ist, hat sie schließlic­h schon öfter bewiesen.

Nach der WM ist dann eine Woche Familienur­laub in Österreich angesagt. „Meine Eltern machen dort in der Nähe Urlaub, da bietet sich das an“, erzählt die 22-Jährige, die bei den Weltcups in Paris (19. bis 21. Oktober) und im kanadische­n Milton (26. bis 28. Oktober) wieder mal einen Ausflug aufs Bahnoval wagt.

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FOTO: PICTURE ALLIANCE Lisa Klein will sich bei der WM nicht unter Wert verkaufen.

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