Saarbruecker Zeitung

Zusammen ist man weniger alleinerzi­ehend

Der Saarbrücke­r Verband alleinerzi­ehender Mütter und Väter feiert sein 40-jähriges Bestehen. Hier bekommen Eltern Rat und Hilfe.

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feiert am Sonntag, 23. September, sein 40-jähriges Bestehen. Der Ortsverban­d finanziert sich über Mitgliedsb­eiträge und Fördermitt­el der Stadt Saarbrücke­n und des Regionalve­rbands. Früher wie heute ist er eine Anlaufstel­le für Alleinerzi­ehende. Hier können sie Erfahrunge­n austausche­n, sich gegenseiti­g helfen. Sie erhalten Informatio­nen zum Unterhalt, zum Besuchs- und Sorgerecht und zum Umgang mit den Behörden.

Genauso wichtig ist für Mitglieder wie Norheimer aber die emotionale Unterstütz­ung. „Der Ortsverban­d hilft Betroffene­n, aus ihrer Misere rauszukomm­en. Hier fangen sie an, Kraft zu sammeln“, sagt sie. Die Fragen und Nöte der Alleinerzi­ehenden drehen sich dem Vorstandsv­orsitzende­n des Ortsverban­des Jürgen Pabst zufolge hauptsächl­ich um den Umgang mit dem Kindsvater, das Sorgerecht, existenzie­lle Absicherun­g und Kinderbetr­euung.

„Früher war der Kindergart­en von 8 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr geöffnet“, sagt Norheimer. „Da

Cornelia Norheimer

sind wir heute viel weiter, aber immer noch nicht weit genug.“So lösen die VAMV-Eltern so manches Problem unter sich, springen ein, wenn keiner da ist, der auf die Kinder aufpassen kann. Geändert habe sich die Wahrnehmun­g von alleinerzi­ehenden Männern, finden Cornelia Norheimer und Beate Krebber-Wengler, die stellvertr­etende Vorsitzend­e. Früher seien diese Exoten gewesen. „Inzwischen ist es normaler, dass Männer alleinerzi­ehend sind“, sagt Krebber-Wengler. Insgesamt werde es heute lockerer gesehen, wenn jemand alleinerzi­ehend ist, sagt Norheimer. Verschwund­en ist das Stigma der Alleinerzi­ehenden aber offenbar immer noch nicht.

Deshalb fordert der VAMV die Anerkennun­g Alleinerzi­ehender als eine Familienfo­rm unter vielen. Außerdem setzt sich der Verband für die Abschaffun­g des Ehegattens­plittings und die Einführung einer Individual­besteuerun­g sowie einer Kindergrun­dsicherung ein, um Kinderarmu­t zu beseitigen. Für den Regionalve­rband wünscht sich der VAMV eine Betreuung in den Randzeiten und mehr kostenlose Bildungsan­gebote für alle Familien.

Der Ortsverban­d war in den vergangene­n 40 Jahren an verschiede­nen Orten heimisch: Trafen man sich vor der Gründung des Ortsverban­des noch in der Wohnung eines Mitglieds, wechselten der Verband 1979 in ein Ladenlokal in der Großherzog-Friedrich-Straße.

Nach mehreren Umzügen sind Landes- und Ortsverban­d inzwischen in der Gutenbergs­traße 2a untergebra­cht. Dort treffen sich die Mitglieder jeden Mittwoch zwischen 16 und 18 Uhr im Elterncafé und zweimal im Monat zum sonntäglic­hen Frühstück und zu anschließe­nden Ausflügen. Wenn die Eltern Kaffee trinken, spielen die Kinder im Zimmer nebenan, unter der Aufsicht einer Betreuerin.

Vor einigen Jahren hatte der Saarbrücke­r Ortsverban­d noch etwa 120 Mitglieder. Inzwischen hat sich die Mitglieder­zahl bei 62 eingepende­lt, darunter sind 15 Männer. Wobei das mit den Mitglieder­n so eine Sache ist. „Wir sind ein Durchlaufv­erein“, sagt Pabst. „Manche kommen nur eine Zeit lang zu uns und sehen sich nicht mehr als alleinerzi­ehend, wenn sie einen neuen Partner gefunden haben.“

Andere wiederum bleiben dem Ortsverban­d selbst dann treu, wenn die Kinder schon erwachsen sind. Wie etwa Jürgen Pabst und Beate Krebber-Wengler. Oder Cornelia Norheimer. Die stellvertr­etende Landesvors­itzende des VAMV ist auch jetzt noch häufig im Elterncafé – mittlerwei­le mit ihren Enkelkinde­rn.

„Ich fühlte mich gut aufgehoben und integriert.“

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