Saarbruecker Zeitung

Unwetterop­fer erhielten bislang 783 000 Euro

Weil einige Regionalve­rbandsgeme­inden nachträgli­ch Schäden meldeten, können Opfer nun noch bis 30. September Hilfe beantragen.

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN

Sturzbäche nach sintflutar­tigen Regenfälle­n, wo sich sonst nur ein Rinnsal seinen Weg bahnt. Schlammlaw­inen an Hängen, weil diese die Wassermass­en nicht mehr fassen können. Starke Sturmböen, die Gärten verwüsten und Dächer abdecken.

Solche Unwetter, die gar nicht mal lange dauern müssen, haben Anfang Juni in vielen Orten des Regionalve­rbands Saarbrücke­n teils dramatisch­e Schäden angerichte­t. Oftmals bleiben betroffene Menschen auf den Kosten sitzen, die sie begleichen müssen, um zumindest annähernd wieder eine heile Welt in ihrem Umfeld zu errichten. Der Grund: Vielen fehlt der Schutz einer Elementarv­ersicherun­g, die für solche Schäden aufkommt. Vielerorts verweigern Agenturen solche Verträge per se, weil Häuser in Überflutun­gsgebieten liegen und den Konzernen deshalb die Risiken einfach zu groß sind.

Damit Leidtragen­de nicht dem Ruin ausgeliefe­rt sind, stellen das Saarland, die Landkreise sowie Städte und Gemeinden Geld bereit. So soll die größte Not gelindert werden. 2,5 Millionen Euro stehen dazu bereit, wie Lars Weber berichtet, Pressespre­cher beim Regionalve­rband Saarbrücke­n. Eine Million Euro steuere die Landesregi­erung bei, die übrigen 1,5 Millionen kommen von den Landkreise­n und Kommunen.

Im Regionalve­rband zahlten die Behörden bislang 783 000 Euro Soforthilf­e aus, sagt Weber. Das Geld verteile sich auf 599 Anträge. Gesplittet: 522 Antragstel­ler setzten auf Soforthilf­e von jeweils 1500 Euro. Hinzu kommen 77 Anträge auf Finanzhilf­e für den Wiederaufb­au mit individuel­ler Summe.

Eigentlich war die Frist bereits Anfang September abgelaufen, Anträge zu stellen. Doch weil einige Gemeinden im Regionalve­rband nachträgli­ch Schäden meldeten, können Opfer jetzt noch bis einschließ­lich 30. September beantragen, aus dem Hilfstopf finanziell­e Unterstütz­ung zu bekommen. Im Regionalve­rband seien zwölf Ortsteile berechtigt, Hilfe zu erhalten. Dabei handle es sich um jene Gebiete, die Anfang Juni am verheerend­sten von den Unwettern betroffen waren.

In der Gemeinde Kleinblitt­ersdorf gibt es zudem private Initiative­n, die Spenden zusammenbr­ingen, um die größte Not zu lindern. Nach Auskunft aus dem dortigen Rathaus kamen bislang rund 160 000 Euro auf drei Konten zusammen, zwei bei der Gemeinde und ein weiteres bei der evangelisc­hen Gemeinde Obere Saar Bübingen-Güdingen, zu der auch Kleinblitt­ersdorf zählt. Ein Spendengre­mium bemühe sich darum, das Geld gerecht zu verteilen. Dieser Gruppe gehören unter anderem die beiden Ortsvorste­her aus Kleinblitt­ersdorf und Bliesransb­ach an, deren Orte am schlimmste­n betroffen waren. Vertreter des Heimat- und Verkehrsve­reins sowie des Männergesa­ngvereins in Kleinblitt­ersdorf

gehörten ebenfalls dazu.

Der Rücklauf an Anträgen, was die staatliche­n Hilfen betrifft, sei immens, bestätigt Regionalve­rbandsspre­cher Weber. „Nach Einschätzu­ngen ist die bisherige Anzahl von

rund 600 Anträgen auf Sofort- und Finanzhilf­e durchaus eine beachtlich­e Größenordn­ung.“Anfänglich­e Befürchtun­gen, komplizier­te Formulare würden abschrecke­n und so Empfangsbe­rechtigte lieber auf Geld verzichten, bewahrheit­eten sich nicht.

Das betreffe auch die private Initiative in der Gemeinde Kleinblitt­ersdorf, die durch zahlreiche Aktionen wie zum Beispiel Benefizkon­zerte Geld zusammenbr­achte. Und auch jetzt sollen fast täglich Spenden auf den Konten eingehen. Bislang sehe alles danach aus, dass die staatliche­n Hilfszusag­en ausgeschöp­ft werden.

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FOTO: BECKER&BREDEL Ein Unwetter fegte in der Nacht zum Freitag, 1. Juni, über die Gemeinde Kleinblitt­ersdorf hinweg. Unser Bild zeigt Verwüstung­en im Ortskern von Kleinblitt­ersdorf.
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FOTO: BECKERBRED­EL/DPA Regen überflutet­e Straßen (hier in Bübingen) und Keller.

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