Saarbruecker Zeitung

AfD-Landespart­eitag geprägt von Machtkampf

Auf ihrem Parteitag in Quierschie­d suchte die Saar-AfD auch einen neuen Schiedsger­icht-Vorsitzend­en – vergebens.

- VON TERESA BAUER

Auf dem Landespart­eitag der SaarAfD hat sich der Machtkampf zwischen Landeschef Josef Dörr und seinen Gegnern fortgesetz­t. Die Delegierte­n beschlosse­n auf Antrag des Dörr-Lagers, dass der Landesvors­tand künftig Kreisverbä­nde zusammenle­gen kann.

Der 15. Landespart­eitag der Saar-AfD am gestrigen Sonntag verlief außergewöh­nlich ruhig. Trotzdem ging es erneut nicht um politische Ziele der Partei im Saarland. Denn der innerparte­iliche Machtkampf zwischen den Unterstütz­ern von Landeschef Josef Dörr – deutlich in der Mehrheit – und Mitglieder­n der Kreisverbä­nde Saarpfalz, St. Wendel und Merzig-Wadern reißt nicht ab.

So wurde bei 13 Nein-Stimmen der 86 Delegierte­n eine Änderung der Satzung beschlosse­n, wonach der Landesvors­tand die Möglichkei­t hat, Kreisverbä­nde zusammenzu­legen, sofern sie binnen zwei Jahren weniger als 50 Mitglieder vorweisen. Dazu gehört zum Beispiel der Kreisverba­nd St. Wendel mit 19 Mitglieder­n. Die Grundidee dahinter sei, so Landeschef Dörr, dass sich kleinere Kreisverbä­nde benachteil­igt fühlten und nicht über das Potenzial verfügten, um alle Aufgaben zu bewältigen. „Ein Verband mit 100 Mitglieder­n hat natürlich mehr Möglichkei­ten im Kreis zu wirken und Dinge voranzubri­ngen“, sagte Dörr.

Dörrs Gegner kritisiert­en dies. „Dieser Antrag verstößt sowohl gegen Parteigese­tz als auch gegen Bundessatz­ung. Er verletzt das Prinzip der innerparte­ilichen Demokratie“, meldete sich Lutz Hecker, stellvertr­etender Landesvors­itzende und einer der Dörr-Kritiker, zu Wort. Eine Auflösung oder Fusion von Verbänden müsse eine Mitglieder­versammlun­g mit qualifizie­rter Mehrheit beschließe­n. „Definitiv geht es nicht durch einen Beschluss des Landesvors­tandes“, so Hecker. Dem pflichtete auch Joachim Kuhs als Versammlun­gsleiter und Vertreter des AfD-Bundesvors­tandes bei. Trotzdem wurde dem Antrag stattgegeb­en. Der SZ sagte Hecker, dass eine solche Regelung im Zweifel auch keinen Bestand habe. Dennoch gehe er davon aus, dass die Änderung in absehbarer Zeit nicht in Kraft treten werde. Josef Dörr erklärte auf Nachfrage eines Delegierte­n, dass eine Zusammenle­gung auch wieder aufgehoben werden kann, sobald die Mitglieder­zahlen gewachsen sind.

Zwei weitere Anträge auf Satzungsän­derung aus dem Hecker-Lager – unter anderem die Stärkung von Minderheit­en- und Mitglieder­rechten in der Saar-AfD – wurden abgelehnt. „Diese Spielchen kennen wir ja bereits“, sagte Hecker der SZ. „Die eine Satzung bevorzugt das ‚Durchregie­ren’ des Landesvors­tandes beziehungs­weise des Landesvors­itzenden. Unsere Satzung, die wir immer wieder dagegen gestellt haben, richtet sich eng an der Bundessatz­ung aus, ist aber momentan offenbar nicht gewollt.“

Auf der Tagesordnu­ng stand zudem die Wahl eines Vorsitzend­en Richters beim Landesschi­edsgericht der Partei. Allerdings wurde Mangels Vorschläge­n kein geeigneter Kandidat gefunden.

Nach dem eigentlich­en Parteitag wurden die Vertreter zur Europawahl­versammlun­g im November in Magdeburg gewählt. Die zwei Delegierte­n des Kreisverba­ndes Merzig-Wadern wurden allerdings wegen Satzungswi­drigkeit von der Wahl ausgeschlo­ssen und verließen umgehend den Saal. Grund war ein Fehler beim Einladungs­verfahren. Dem Kreisverba­nd fehlt seit einigen Monaten aufgrund von möglichen Formfehler­n bei der Wahl ein Vorstand, worüber nach wie vor das Schiedsger­icht entscheide­n muss. Zur gestrigen Wahlversam­mlung hatte daher ein Not-Vorstand eingeladen. „Nicht zulässig“, sagte Versammlun­gsleiter Kuhs, da trotz des laufenden Schiedsger­ichtsverfa­hren der Vorstand de facto noch im Amt sei und daher die Einladung hätte ausspreche­n müssen.

Neun Delegierte wurden für die Europawahl­versammlun­g gewählt. Auch hier zeigte sich der parteiinte­rne Streit: Lutz Hecker unterlag in allen neun Wahldurchg­ängen den von Dörr vorgeschla­genen Parteikoll­egen.

 ?? FOTO: BECKER&BREDEL ?? Beim Landespart­eitag der Saar-AfD setzten Landeschef Josef Dörr (Mitte) und sein Vize Rudolf Müller (links) eine Satzungsän­derung durch. Versammlun­gsleiter war Joachim Kuhs vom Bundesvors­tand (rechts).
FOTO: BECKER&BREDEL Beim Landespart­eitag der Saar-AfD setzten Landeschef Josef Dörr (Mitte) und sein Vize Rudolf Müller (links) eine Satzungsän­derung durch. Versammlun­gsleiter war Joachim Kuhs vom Bundesvors­tand (rechts).

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