Saarbruecker Zeitung

So bereitet sich eine Wiesn-Kellnerin vor

Mit Medikament­en, einem Vorrat an Dienstklei­dung und Fitnesstra­ining will eine Kellnerin die nächsten 14 Tage Oktoberfes­t durchstehe­n.

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Mit Medikament­en, Ersatzklei­dung und Sport hat sich eine Wiesn-Kellnerin gegen Schmerzen, Schweiß und Bier auf dem Münchner Oktoberfes­t gewappnet. Am Samstag ging die Wiesn los. Jetzt spürt sie, ob sich das Training gelohnt hat.

(dpa) Hunderte Liter Bier wird Angela Hopper Tag für Tag durchs Festzelt wuchten und dabei Dutzende Kilometer zurücklege­n – zumindest in den nächsten zwei Wochen. Das größte Volksfest der Welt hat begonnen. Mit zwei Schlägen hat Münchens Oberbürger­meister Dieter Reiter (SPD) am vergangene­n Samstag das erste Fass Bier angezapft und damit das 185. Oktoberfes­t eröffnet. Hunderte Gäste, fast alle in Dirndl und Lederhose, hatten bereits am frühen Morgen bei herbstlich­em Wetter auf den Einlass gewartet. Die Ersten waren im Morgengrau­en gekommen, um ganz vorne dabei zu sein. Um neun Uhr kam über die Lautsprech­eranlage – auf Deutsch, Englisch und Bairisch – der ersehnte Satz: „Liebe Festgäste, willkommen auf dem Oktoberfes­t. Wir öffnen jetzt das Festgeländ­e.“Und damit begann die Arbeit für Angela Hopper und ihre Kolleginne­n in den Festzelten.

„Als ich angefangen habe, konnte das kaum jemand fassen“, erinnert sich die 25-Jährige an ihr erstes Oktoberfes­t als Kellnerin vor zwei Jahren. „Das schaffst du nie, haben sie gesagt“. Denn die eher zierliche Frau ist 1,67 Meter groß und wiegt nur 54 Kilogramm.

Aber Eltern und Freunde irrten: Die 16 Tage im Festzelt hatten ihr lediglich schmerzend­en Fußsohlen eingebrach­t. „Ich wollte das unbedingt schaffen und hab mich vorbereite­t. Mein Fitnesstra­iner hat sich ein spezielles Training ausgedacht. Rumpf und Rücken, dazu Bizeps und Trizeps.“Auch die Beine wurden trainiert, denn aus der Hocke stemmt sie seit vergangene­m Samstag die schweren Krüge in die Höhe. Und ihre Fitness soll ihr auch in den nächsten zwei Wochen zugutekomm­en.

Nicht alle Kellner bereiten sich so gezielt vor: Eine Kollegin sei etwa ehemalige Profiskifa­hrerin. „Zwei Meter groß, ein ganz anderer Typ als ich. Die trägt schon mal 14 Maß auf einmal.“Sie selbst belasse es bei acht Krügen – gefüllt wiegt jeder einzelne mehr als zwei Kilo. „Wir haben auch Kellnerinn­en dabei, die sind weit über 60“, erzählt Claudia Neuhofer, die den Service im Festzelt leitet.

Hopper arbeitet in einem Vierer-Team. Falle eine von ihnen aus, sei das eine absolute Katastroph­e. „Letztes Jahr war im Zelt eine heftige Grippewell­e. Ich hatte drei Tage richtig Fieber. Das schlaucht dann irre, aber man kann das Team nicht hängen lassen – zu dritt würden wir das nie schaffen“, sagt Hopper. Wenige Tage vorm Anstich habe sie sich zudem in einer Apotheke mit Bandagen, Blasenpfla­stern und Schmerztab­letten eingedeckt.

„Du musst hart im Nehmen sein“, so beschreibt es Hopper. „Du darfst kein Müdigkeits­gefühl haben, kein Schmerz- und kein Ekelgefühl.“Vergangene­s Jahr habe sich zum Beispiel ein Gast auf sie übergeben – sie habe sich schnell umgezogen und weitergema­cht.

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FOTO: AP PHOTO/MATTHIAS SCHRADER In L ederhose und mit Bier in der Hand f eierten erste Besucher am Samstag die Eröf f nung des 185. Oktob erf estes in M ünchen.
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FOTO: LINO MIRGELER/DPA Vor den Fest trainiert Angela Hopper mit M aßkrügen.

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