Saarbruecker Zeitung

Scheuer verspricht Klarheit für Diesel-Fahrer

Millionen Autobesitz­ern in Deutschlan­d drohen Fahrverbot­e. Nach dem gestrigen Gipfel im Kanzleramt will der Verkehrsmi­nister bis Ende der Woche zuverlässi­ge Maßnahmen präsentier­en.

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(dpa) Das Spitzentre­ffen zum Umgang mit Diesel-Fahrzeugen gestern im Kanzleramt hat keine konkrete Einigung gebracht. Die Bundesregi­erung sagte lediglich zu, bis Ende dieser Woche mit den deutschen Autoherste­llern Klarheit über weitere Maßnahmen gegen Diesel-Fahrverbot­e zu schaffen. „Wir wollen sehr zeitnah Entscheidu­ngen treffen“, sagte Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer gestern Abend nach dem Treffen der Spitzen der Autoindust­rie mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU). Der CSU-Politiker sagte, es werde sehr konkret werden, es sei auch über Hardware-Nachrüstun­gen an älteren Dieselauto­s gesprochen worden.

Der Präsident des Verbands der Automobili­ndustrie (VDA), Bernhard Mattes, sagte nach der Spitzenrun­de: „Jetzt wird innerhalb der Bundesregi­erung weiter gesprochen, und die einzelnen Automobilh­ersteller werden das Gleiche tun.“Wie der VDA-Chef betonte Scheuer allerdings, oberste Priorität habe die Erneuerung der Dieselflot­te. Dahinter steht der Ansatz, dass Kunden ältere Dieselauto­s umtauschen in neuere Fahrzeuge. „Die Priorität ist auch ganz klar: Erneuerung der Flotte, um die besseren Werte zu erreichen in den Innenstädt­en“, sagte Scheuer.

Die Hersteller lehnen bisher Hardware-Nachrüstun­gen ab. Auch in der Koalition sind Umbauten an Diesel-Motoren umstritten. Zuletzt aber war der Druck auf Scheuer und die Industrie gewachsen – auch wegen drohender weiterer Fahrverbot­e in Folge hoher Luftversch­mutzung.

Scheuer kündigte zugleich ein Angebot zur Hardware-Nachrüstun­g auch für Handwerker und Lieferdien­ste in betroffene­n Städten an. Er forderte zudem die Kommunen auf, die Fördermögl­ichkeiten und Angebote des Bundes für Maßnahmen zur Luftverbes­serung zu nutzen. Er appelliert­e auch an ausländisc­he Autoherste­ller. Diese seien ebenfalls in der Pflicht. Innerhalb der Bundesregi­erung werde über „verschiede­ne Maßnahmen“gesprochen.

Der Sportwagen­bauer Porsche zieht auch angesichts sinkender Diesel-Absatzzahl­en Konsequenz­en. Als erster deutscher Autokonzer­n steigt die VW-Tochter aus dem Diesel aus. „Von Porsche wird es künftig keinen Diesel mehr geben“, sagte Vorstandsc­hef Oliver Blume. Er kündigte den Ausstieg kurz vor dem Treffen im Kanzleramt an.

An dem Treffen im Kanzleramt hatte auch Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) teilgenomm­en. Union und SPD streiten seit Wochen über Maßnahmen gegen schmutzige Luft durch zu hohe Stickoxid-Belastunge­n in zahlreiche­n Kommunen sowie den Umgang mit älteren Dieselfahr­zeugen, die wegen Manipulati­onen der Hersteller viel mehr Stickoxid ausstoßen als offiziell angegeben. Merkel wollte bis Ende September eine gemeinsame Linie der Bundesregi­erung zu Hardware-Nachrüstun­gen für Diesel-Fahrzeuge mit hohem Schadstoff-Ausstoß erreichen.

Nach einem unbestätig­ten Presseberi­cht hat sich Merkel festgelegt, ältere Fahrzeuge mit Stickoxid-Katalysato­ren nachrüsten zu lassen. Sie habe Scheuer zur Vorlage einer gesetzlich­en Lösung aufgeforde­rt, damit umgerüstet­e Wagen der Euro-5-Klasse in Verbotszon­en fahren dürfen. Scheuer hat rechtliche, technische und finanziell­e Bedenken gegen Hardware-Nachrüstun­gen. Sein Haus sieht wenig Möglichkei­ten, älteren Diesel-Autos mit einem nachträgli­ch eingebaute­n Abgasfilte­r Fahrten durch Städte mit hohen StickoxidW­erten zu ermögliche­n. Der CSU-Politiker drängt Hersteller zu attraktive­ren Anreizen, damit mehr Besitzer ihre älteren Diesel gegen ein saubereres Auto umtauschen.

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