Saarbruecker Zeitung

Wann wird Lüge zu Betrug? Eine Frage, die der Film „Der Polizist und das Mädchen“aufwirft.

„Der Polizist und das Mädchen“konfrontie­rt den Zuschauer mit seinem moralische­n Kompass.

- Der Polizist und das Mädchen, 20.15 Uhr, ZDF

SAARBRÜCKE­N (ry) Martin Manz (Albrecht Schuch) dachte immer, er sei ein guter Mensch. In seinem Dorf ist er beliebt und bekannt. Vor allem aber wird er gebraucht – im Handballve­rein, von seinem Vater Klaus (Friedrich von Thun), seiner Frau Anja (Aylin Tezel).

Deshalb verschweig­t er ihnen, dass er angetrunke­n Miriam (Lilli Biedermann), die Tochter seines besten Freundes Frank Eberhardt (Johannes Allmayer), überfahren hat. Denn was bringt ein Geständnis? Der furchtbare Unfall ist geschehen und nicht mehr rückgängig zu machen. Martin bereut seine Tat zutiefst.

Miriam liegt im Koma, aber die Ärzte sind optimistis­ch. Martin glaubt fest an ihre Genesung. Er will versuchen, seine Schuld wiedergutz­umachen, ohne seine Mitmensche­n mit der brutalen Wahrheit zu belasten. Doch um sein Geheimnis zu wahren, muss Martin an seine Grenzen gehen. Der impulsive Frank will den Täter unbedingt selbst finden. Ein Beweisstüc­k droht Martin zu belasten. Und schließlic­h wird er von dem Zeugen Dr. Walter Nachtheim (Günther Maria Halmer) am eigenen Küchentisc­h erpresst.

Gut also, dass Martin genau weiß, wie man Beweise verschwind­en lässt, wie man Menschen manipulier­t – und wie man widerspens­tige Zeugen ausschalte­t. Denn Martin Manz ist im kleinen Örtchen der Polizist.

Der packende Fernsehfil­m wurde von Rainer Kaufmann inszeniert, der unter anderem für mehrere „Tatorte“und „Kluftinger­krimis“verantwort­lich zeichnet. „Der Polizist und das Mädchen“ist für ihn „kein üblicher Krimi. (...) Wir wissen, wer es getan hat. Die Frage ist: Was tut er als nächstes? Und wir sehen ihm dabei zu. Wann wird aus dem Schweigen eine Lüge, wann aus der Lüge ein Betrug? Die überschaub­are Welt, in der die Geschichte passiert, lässt uns die Figuren und ihr Handeln sezierend beobachten. Die Aufgabe, aber auch die besondere Herausford­erung für mich als Regisseur bestand darin, einen empathisch­en Blick auf den Polizisten zuzulassen, und uns alle beim Zusehen so zu verstricke­n, dass diese Empathie aufrechter­halten bleibt, obwohl er Täter ist.“

Mit Albrecht Schuch hat Kaufmann einen Darsteller engagiert, dem es gelingt, die zwiespälti­gen Gefühle seiner Figur facettenre­ich zum Ausdruck zu bringen. Dieser kann das Handeln seiner Figur nachvollzi­ehen, aber er findet „es falsch und egoistisch. Man muss für seine Taten geradesteh­en. Martin fehlt diese Aufrichtig­keit. Er stellt das eigene Wohl über das der anderen und legt verschiede­ne moralische Maßstäbe an.“

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FOTO: ZDF/BERND SCHULLER Martin Manz (Albrecht Schuch) wirkt nervös und angespannt, was seiner Frau Anja (Aylin Tezel) nicht entgeht. Beide erwarten ihr erstes gemeinsame­s Kind, doch Martins Arbeit lenkt ihn ab.

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