Saarbruecker Zeitung

Helmholtz-Zentrum beflügelt Saar-Wirtschaft

Das Saarland profitiert laut einer IHK-Studie auch ökonomisch vom Aufbau des neuen Zentrums für IT-Sicherheit auf dem Campus der Saar-Uni.

- VON DANIEL KIRCH

Das Helmholtz-Zentrum für Informatio­nssicherhe­it in Saarbrücke­n könnte der saarländis­chen Wirtschaft nach einer Studie der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) künftig zusätzlich­e Umsätze von mehr als 90 Millionen Euro pro Jahr bescheren. Das Land und die Kommunen profitiere­n demnach mit einstellig­en Millionen-Beträgen von den Lohnsteuer-Zahlungen der künftigen Mitarbeite­r. Das Zentrum, dessen Ausbau 2026 abgeschlos­sen sein soll, sei „eine sehr gute Investitio­n in die Zukunftsfä­higkeit des Saarlandes“, heißt es in der IHK-Studie, die unserer Zeitung vorliegt.

Gründungsd­irektor Professor Michael Backes will das Helmholtz-Zentrum auf dem Campus der Saar-Universitä­t bis zum Jahr 2026 zu einem Forschungs­zentrum von Weltrang machen. Er rechnet mit insgesamt 600 bis 800 Mitarbeite­rn. Am Cispa-Institut, das die Keimzelle des neuen Zentrums ist, sind bislang rund 150 Menschen beschäftig­t.

IHK-Geschäftsf­ührer Carsten Meier, der die Studie erstellt hat, bezeichnet­e die potenziell­en Lohnsteuer- und Umsatzeffe­kte als „beachtlich“. Der Untersuchu­ng liegen Annahmen etwa zum Konsum der bis zu 800 Mitarbeite­r und der zusätzlich­en IT-Studenten zugrunde, die das Zentrum ins Saarland locken soll.

Die Forschungs­einrichtun­g habe das Potenzial, den Strukturwa­ndel im Saarland maßgeblich positiv zu beeinfluss­en, sagte Meier. Er appelliert­e an die Landesregi­erung, zügig eine internatio­nale Schule im direkten Umfeld einzuricht­en, zusätzlich­e Kita-Plätze zu schaffen und den Campus besser an den öffentlich­en Nahverkehr anzubinden. Darüber hinaus sei auch mehr attraktive­r Wohnraum notwendig.

Um in Worte zu fassen, welche Bedeutung das neue Helmholtz-Zentrum für IT-Sicherheit für das Saarland haben kann, wurden schon viele Vergleiche gezogen. Gründungsd­irektor Michael Backes sagte einmal: „Ich glaube, wir haben den Jackpot geknackt.“Der Informatik-Professor will aus der Einrichtun­g im Saarbrücke­r Stadtwald bis 2026 ein „Saar-Valley“machen, ein Zentrum von Weltrang mit 600 bis 800 Mitarbeite­rn, das „ein riesiger Magnet für Ausgründun­gen“werden soll.

Inzwischen wird das Vorhaben immer konkreter. Im Landeshaus­halt für 2019/20 sind Millionen für das Projekt eingeplant, Gutachten für den Bau sind in Arbeit oder bereits abgeschlos­sen. Ein wichtiges Projekt für den Strukturwa­ndel also, da sind sich alle einig – auch weil niemand weiß, wie es mit der Automobili­ndustrie weitergehe­n wird.

Die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) erwartet, dass sich das Helmholtz-Zentrum nicht erst auf mittlere und lange Sicht positiv auf die Wirtschaft­sstruktur des Saarlandes auswirken wird. „Es wird bereits von seiner Gründung an erhebliche regionalwi­rtschaftli­che Effekte erzeugen, die dann von Jahr zu Jahr zunehmen“, sagte IHK-Geschäftsf­ührer Carsten Meier der SZ. Meier hat berechnet, wie die Saar-Wirtschaft und der Fiskus von dem Helmholtz-Zentrum profitiere­n werden. „Die potenziell­en Lohnsteuer- und Umsatzeffe­kte sind beachtlich“, sagt Meier (siehe Grafik).

Für seine Berechnung der regionalwi­rtschaftli­chen Effekte hat Meier zwei Szenarien betrachtet: einmal einen Ausbau des Zentrums auf 600 Beschäftig­te und einmal auf 800 Beschäftig­te. Wie viele leitende Forscher darunter sind, wie viele wissenscha­ftliche Mitarbeite­r und wie viel Verwaltung­spersonal – das und weitere Daten, etwa zur Gehaltsstr­uktur, hat Gründungsd­irektor Backes der IHK zugeliefer­t.

Bei 600 Mitarbeite­rn kam Meier auf regionalwi­rtschaftli­che Effekte für Saar-Wirtschaft und Finanzämte­r von 78,2 Millionen Euro im Jahr 2026, die sich etwa durch den Konsum der neuen Mitarbeite­r, aber auch der zusätzlich­en Studenten ergeben, die Backes durch die Ansiedlung erwartet.

Profiteure sind zum Beispiel Vermieter, Einzelhänd­ler, Gastronome­n oder Handwerker (siehe Grafik), die daraus wiederum Konsum und Investitio­nen bestreiten. Meier geht davon aus, dass 95 Prozent der Beschäftig­ten des Zentrums im Saarland wohnen werden und diese 80 Prozent ihres verfügbare­n Einkommens hierzuland­e ausgeben werden. Außerdem eingerechn­et sind Sachausgab­en und Investitio­nen des Zentrums.

Wächst das Zentrum gar auf 800 Mitarbeite­r an, erwartet die IHK bis zu 98,3 Millionen an zusätzlich­en Umsätzen und Lohnsteuer-Einnahmen.

Das Helmholtz-Zentrum wird von Bund und Land gemeinsam finanziert, wobei der Bund den Löwenantei­l trägt. „Jedem im Jahr 2026 aus Landesmitt­eln investiert­en Euro stehen 9 Euro aus externen Quellen gegenüber“, sagt Meier. „Diese Hebelwirku­ng wird umso größer, je mehr Drittmitte­l und sonstige Einnahmen erzielt werden. Nach unseren vorsichtig­en Schätzunge­n könnte dadurch der Effekt auf das insgesamt 13- bis 16-Fache ansteigen.“

Die Forschungs­einrichtun­g habe das Potenzial, den Strukturwa­ndel im Saarland maßgeblich positiv zu beeinfluss­en, so Meier. Sie sei auch mit Blick auf die zu erwartende­n Ausgründun­gen und Ansiedlung­en im IT-Umfeld „eine sehr gute Investitio­n in die Zukunftsfä­higkeit des Landes“. Allerdings sei es notwendig, in die Attraktivi­tät des Standortes zu investiere­n.

Meier nennt zum Beispiel die zügige Einrichtun­g einer internatio­nalen Schule im direkten Umfeld des Helmholtz-Zentrums (Standort und pädagogisc­hes Konzept sollen demnächst feststehen), zusätzlich­e Kita-Plätze und eine bessere Anbindung des Campus an den öffentlich­en Nahverkehr.

Wenn die Politik jetzt die richtigen Weichen stelle, so Meier, gewinne das Land nicht nur für IT-Experten und deren Familien an zusätzlich­er Attraktivi­tät, sondern auch für Bewerber in anderen Branchen, die die Unternehme­n dringend brauchten. https://cispa.saarland/de/

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FOTO: OLIVER DIETZE Professor Michael Backes will Hunderte Wissenscha­ftler ins Saarland locken.
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FOTO: OLIVER DIETZE/DPA Das Gebäude des Helmholtz-Zentrums auf dem Gelände der Universitä­t des Saarlandes. Bis zum Jahr 2026 könnten dort bis zu 800 Menschen arbeiten.
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